0007 - Ich und die Staatenbande
Linner.«
»Schön, Miß Linner«, sagte ich. »Seit wann sind Sie mit Jeff befreundet?«
»Oh, bestimmt schon seit einigen Wochen«, erwiderte sie. »Ich warte hier auf ihn. Wir waren im Kino und wollten hier noch einen Schluck trinken, bevor er mich nach Hause brachte… Ist denn etwas passiert?«
»Jeff ist tot«, sagte ich.
Ihre Augen weiteten sich. Sie schluckte und schlug dann plötzlich ihre Hände vor das Gesicht. Am Beben ihrer Schultern sahen wir, daß sie weinte. Phil goß ihr einen Schluck Whisky ein und reichte ihr das Glas. Er tippte ihr auf die Schulter, damit sie darauf aufmerksam wurde.
»Jeff ist tot?« fragte sie schluchzend. »Wie ist denn das passiert? Er war doch noch vor einer Stunde…«
»Wenn man mit einer Kanone spielt, dann kann so etwas schnell passieren«, sagte ich.
»Und wer hat ihn darauf gebracht?« fuhr sie anklagend hoch. »Ihr habt ihm doch die Flausen in den Kopf gesetzt. Er hat ja auf mich nicht hören wollen.«
»Sie unterliegen da einem Irrtum«, versuchte ich ihr die Lage zu erklären. Aber sie ließ mich nicht zu Wort kommen. Sie war aufgesprungen und stand anklagend vor uns.
»Raus mit euch!« sagte sie, und ihre Stimme bekam einen hysterischen Unterton. »Raus mit euch, oder ich rufe die Polizei an. Worauf wartet ihr noch?«
»Die Polizei ist bereits hier«, sagte ich. »Wir sind vom FBI, Miß Linner.«
»FBI?« fragte sie überrascht. »Hat Jeff denn etwas getan, was er…?«
»Er versuchte, mich zu erschießen«, erwiderte ich. »Er kreuzte mit einer ganzen Bande auf. Ich mußte ihn anschießen, aber daran wäre er nicht gestorben… Seine Freunde schossen ihn ab, als er abgeführt werden sollte.«
»Mein Gott«, sagte sie entsetzt. Sie hockte sich auf den Rand der Couch und weinte haltlos. Ich hatte mir eine Zigarette angezündet und versuchte mir ein Bild von dem Mädchen zu machen.
»Kommen Sie, trinken Sie noch einen Schluck«, sagte Phil. Sie sah hoch, entdeckte das Glas und schob es angewidert zurück. Sie sah mich an.
»Wissen Sie, wer Jeff erschossen hat?«
»Wir sind hier, um mit Ihnen darüber zu reden«, erwiderte ich. »Sie werden den Mörder bestimmt kennen, Miß Linner.«
»Ich soll den Mörder kennen?«
»Bestimmt!« versicherte ich ihr. »Es ist einer der Freunde von Jeff gewesen. Vielleicht sogar der Narbenträger…«
»Sie meinen, Dean hätte das getan?«
»Wahrscheinlich sogar«, sagte Phil und blinzelte mir zu. Ich mußte mich verdammt beherrschen, um nicht aus der Rolle zu fallen. Dieses Mädchen hatte den Namen Dean frei aus sich heraus genannt.
»Ich habe Dean nie ausstehen können«, sagte Maud Linner. Sie weinte nicht mehr, aber das junge Mädchen schien nur noch aus einer haßerfüllten Rache zu bestehen. »Ich habe Jeff immer vor ihm gewarnt, aber er wollte ja nicht auf mich hören.«
»Haben Sie Dean oft gesehen?«
»Drei- oder viermal bestimmt«, sagte Miß Linner. »Wenn er kam, tuschelten Jeff und er immer nebenan im Badezimmer. Und einmal habe ich gesehen, daß er Jeff eine Waffe brachte.«
»Wann war das?«
»Vor zwei Wochen vielleicht.«
»Wovon lebte Jeff? Er arbeitete doch, oder?«
»Er war Vertreter«, sagte Maud Linner. »Er war oft mit dem Wagen unterwegs… Er muß eine sehr gute Stelle gehabt haben. Wenn er von den Fahrten zurückkam, hatte er immer sehr viel Geld.«
»Wie oft haben Sie so etwas beobachtet?«
»Zweimal weiß ich es noch ganz genau«, lautete ihre Antwort. »Er hatte Bündel von Banknoten.«
»Bekommen Sie die Daten noch zusammen?« fragte Phil.
»Da muß ich erst überlegen«, schickte sie voraus. »Ich glaube… Warten Sie, jetzt weiß ich es wieder ganz genau. Das erstemal war es an einem Freitag. Mutter war bei Tante Bess, also muß es der 16. gewesen sein… Und dann war es am 22. Ich irre mich bestimmt nicht. Ist das denn so wichtig?«
»Einigermaßen«, sagte ich mit neutraler Stimme und senkte den Kopf. Die beiden Daten hatten auf mich wie Explosionen gewirkt. Am 16. und am 22. waren in den Außenbezirken der Stadt zwei Bankfilialen ausgenommen worden. Dabei waren zwei Bankkunden verletzt worden.
»Wer ist denn eigentlich dieser Dean?« fragte Phil.
»Auch ein Vertreter«, sagte Miß Linner. »Wenigstens behauptet er, das zu sein. Er arbeitet angeblich für die gleiche Firma wie Jeff.«
»Und wo kann man ihn finden?«
Offen gesagt, ich hatte wenig Hoffnung, daß sie uns die Adresse sagen konnte. Phil peilte mich begeistert an, als sie zu reden begann.
»Jeff hat mich
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