0008 - Der Vulkanteufel von Hawaii
gesehen?«
»Nein. Es heißt, daß jeder verloren ist, der ihm von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht.«
»Als das Ehepaar Renner in den Krater kletterte, war der Vulkan unruhig, nicht wahr?«
»Allerdings. Es rumorte ganz schön in seinem Bauch.«
»Glauben Sie, daß das eine Reaktion auf den unerwünschten Besuch war?«
»Kann schon sein. Vielleicht bereitet sich der Vulkan aber auch nur darauf vor, uns mit glühender Lava zu bespucken. Die Eingeborenen – ihnen allen voran Zarrambo, der Medizinmann – scheinen für bevorstehende Vulkanausbrüche eine ganz besonders empfindliche Antenne zu haben. Wie die Eichhörnchen, die einen strengen Winter schon vorhersehen, ehe die Meteorologen ihn erahnen können.«
»Sie meinen, der Berg bereitet sich auf einen großen Knall vor?«
»Die Eingeborenen haben heute einige lebende Schweine in die Lava geworfen, um den Dämon zu besänftigen. Sie sind der Auffassung, daß wir ihn mit unserer Arbeit reizen, und damit seine Rache sie nicht trifft, opfern sie ihm die Schweine.«
»Wäre bei einem Vulkanausbruch das Camp gefährdet?« wollte Bill weiter wissen.
»Das kommt ganz darauf an, wie heftig der Vulkanausbruch ist.«
»Was zeigen Ihre Geräte an?« fragte John.
»Normale Werte. Kein Grund zur Besorgnis – vorläufig. Aber was nicht ist, kann noch werden.«
***
Es ging über Stock und Stein. Bill Conolly sprach ab und zu ein paar Bemerkungen in das Mikrophon seines Kassettenrecorders. Die Freunde saßen im offenen Jeep. Der holperige Weg führte steil den Hang hinauf. John Sinclair hatte einige Bambusstangen abgeschnitten und Suko aufgetragen, die auf dreißig Zentimeter gekürzten Stangen nach seinen Weisungen zusammenzubinden. Während der Jeep nun den Hang hinaufrumpelte, arbeitete der Chinese mit düsterer Miene. Er blickte nicht nach vorn, sah nichts von der prachtvollen Landschaft, konzentrierte sich ganz auf das, was zu tun war.
»John!« rief plötzlich Bill. Der Reporter wies nach vorn. John Sinclair hatte die Gruppe Eingeborener bereits entdeckt. Die Männer stapften mit nackten Füßen über das scharfe Lavagestein. Sie umringten einen hochgewachsenen Kerl, der sie alle überragte. Er wirkte sehr kräftig. Sein Gesicht war mit weißer Farbe beschmiert. Auf dem Kopf trug er einen Schmuck aus Hahnenfedern, der ihn noch größer wirken ließ. Haß loderte in seinen schwarzen Augen, als er auf den Jeep zukam. John Sinclair war ihm noch nie begegnet, aber er wußte trotzdem, daß er hier Zarrambo vor sich hatte. Der Medizinmann ballte die Fäuste.
Seine Leute drängten sich hinter ihm zusammen. Auch ihre Blicke waren haßerfüllt. »Wohin wollt ihr?« fragte Zarrambo scharf.
»Zum Krater hinauf«, gab John furchtlos zurück.
»Kennt ihr die Geschichte nicht?«
»Doch. Aber wir haben keine Angst vor Moano.«
»Warum laßt ihr ihn nicht in Ruhe? Was wollt ihr von ihm?«
»Er hat zwei unserer Landsleute bei sich behalten…«
»Sie haben dieses Schicksal verdient.«
»Weißt du, was ihnen zugestoßen ist?« erkundigte sich John.
»Moano weiß es. Sonst keiner«, gab Zarrambo knurrend zurück. »Kehrt um. Macht Moano nicht wütend. Ihr würdet das bitter zu bereuen haben! Moano ist mächtig. Mächtiger als wir alle zusammen. Er könnte, ohne sich anzustrengen, diese Insel in die Luft sprengen.«
John schmunzelte. »Ich denke, das wird er nicht tun. Der Vulkan ist sein Zuhause. Wo soll er denn wohnen, wenn er sein Heim zerstört?«
»Er kann sich jederzeit in einen anderen Krater einnisten. Kehrt um. Brecht die Arbeiten ab. Stört Moanos Ruhe nicht. Lange läßt er sich das, was ihr vorhabt, nicht mehr bieten. Verlaßt unsere Insel, bevor es zur schrecklichen Katastrophe kommt.«
John wies über die Schulter auf das Camp. »Ich habe keinen Einfluß auf das, was dort unten gemacht wird. Meine Aufgabe ist es, das vermißte Ehepaar zu suchen.«
»Laß ab davon, Fremder. Du kannst den beiden nicht mehr helfen.«
»Woher weißt du das so genau?«
»Sie haben Moano herausgefordert, und er hat sie dafür grausam bestraft. Ihr könnt sicher sein, daß die beiden nicht mehr leben!«
»Ich möchte trotzdem einen Blick in den Krater werfen«, erwiderte John und legte den ersten Gang ein. Als er weiterfuhr, schüttelte Zarrambo wütend den Kopf.
»Sie merken nicht, daß der Schatten des Todes auf sie fällt«, sagte er mit dumpfer Stimme. »Sie alle wissen nicht, daß sie nicht mehr lange zu leben haben!«
***
Pierre Hennessy lag steif wie eine
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