0008 - Der Vulkanteufel von Hawaii
Statue auf dem Bett. Dr. Stack hatte noch zweimal nach ihm gesehen, hatte sich aber immer nur ratlos die Haare gerauft und sich selbst eingestehen müssen, daß er mit seinen kärglichen medizinischen Kenntnissen am Ende war. Ein solcher Fall war ihm noch niemals untergekommen. Die Symptome waren ihm vollkommen fremd. Er wußte nicht, was für Medikamente er dem Vorarbeiter noch in den Hintern spritzen sollte, deshalb ließ er es lieber sein, um den Franzosen nicht auch noch zu vergiften. Eigentlich wartete Dr. Elmer Stack nur darauf, daß ein Wunder geschah, das Pierre Hennessy wieder auf die Beine brachte.
Ein krampfhaftes Zucken schüttelte Hennessys Körper, so als würden Stromstöße durch seine Glieder jagen.
Mit roboterhaften Bewegungen erhob er sich. Totenblaß war sein Gesicht. Starr und leblos wirkten seine Augen. Er verließ seine Hütte, als würde er von einer unsichtbaren Hand geführt.
Das Camp war um diese Zeit wie ausgestorben. Alle Männer verdienten sich ihr Geld im Schweiße ihres Angesichts. Mit nassen Oberkörpern schufteten sie bei den Bohrtürmen, oder steuerten Caterpillars oder Kräne. Die tropische Hitze machte durstig, lustlos, wirkte einschläfernd.
Niemand sah Hennessy, wie er durch das Camp ging. Er erreichte ein flaches Gebäude. Hier wohnten in zwei separaten Wohneinheiten, Wheeleck und King. Der Geophysiker Wheeleck war mit seinen Meßgeräten unterwegs. David King, der Vulkanologe, war jedoch zu Hause. Er arbeitete mit Taschencomputer und Rechenschieber, trug die ermittelten Werte in eine Tabelle ein, verglich, kontrollierte, notierte sich Gedanken… Hennessy trat durch die offene Tür ein.
So leise, daß King ihn nicht hören konnte. Der Vulkanologe war ein mittelgroßer Mann mit schütterem Haar und ewigen Schweißflecken unter den Achseln. Er konnte die Hitze schlecht vertragen und nahm Tabletten, um nicht schlappzumachen. Die Tabletten hatte er sich selbst in Birmingham besorgt, denn die, die ihm Dr. Stack gegeben hätte, hätten ihn vermutlich erst recht umgehauen. King trank warmen Tee. Der schmeckte zwar scheußlich, aber er löschte noch am besten den Durst. Als er die Tasse auf den Tisch stellte, hatte er mit einemmal das Gefühl, nicht allein im Raum zu sein. Er wandte sich um und erschrak.
»Pierre«, stieß er verwundert aus. »Ich hab Sie nicht reinkommen gehört. Geht es Ihnen wieder besser? Das freut mich. Möchten Sie sich zu mir setzen?«
Hennessy reagierte nicht.
Er stand reglos da und starrte den Vulkanologen durchdringend an. »Liebe Güte, Hennessy, ist Ihnen nicht gut?« fragte David King verwirrt. »Brauchen Sie Hilfe? Kann ich etwas für Sie tun? So reden Sie doch!«
Ein spöttisches Lächeln huschte über Pierres bleiches Gesicht. » Ich brauche keine Hilfe, King. Sie brauchen welche. Aber Sie werden keine bekommen. Meinetwegen können Sie schreien, daß die Wände wackeln. Es wird Sie niemand hören. Alle Männer sind bei der Arbeit. Das Camp ist leer. Wir sind allein.«
Der Vulkanologe fuhr sich benommen durch’s Haar. »Mein Gott, Pierre, was soll denn das? Was soll dieses Gerede? Aus welchem Grund sind Sie zu mir gekommen?«
»Ich habe einen Auftrag auszuführen.«
»Einen Auftrag? Was für einen Auftrag denn?« fragte David King schrill.
»Ich muß Moanos Befehl ausführen.«
»Ich verstehe kein Wort, Pierre. Mann, sind Sie verrückt geworden? Sind Sie nicht mehr ganz richtig im Kopf? Soll ich Dr. Stack holen? Fühlen Sie sich nicht wohl?«
Hennessy grinste gehässig. »Im Gegenteil, King, ich fühle mich sogar sauwohl. So wohl, wie ich mich in meinem Leben noch nie gefühlt habe.«
»Aber Sie reden doch immerzu wirres Zeug!«
»Das denken Sie. Aber an dem, was ich sage, ist nichts Wirres dran. Sie wollen mich nicht verstehen!«
»Sie reden von einem Auftrag und davon, daß Sie Moanos Befehl ausführen müssen…«
»Sehr richtig.«
»Welche Befehle hat ihnen der Berg dann erteilt, was hat er für Interessen?«
»Er will nicht, daß dieses Kraftwerk errichtet wird.«
»Und Ihr Auftrag?«
»Ich muß Sie töten, King!« zischte Pierre Hennessy, und dann setzte schlagartig die Verwandlung ein. Sein Kopf wurde zum Schädel einer tödlichen Kobra!
***
Sie hatten den Jeep den Berg hinaufgemartert. Als es dann wirklich nicht mehr weiterging, waren sie ausgestiegen und hatten den Rest des Weges zu Fuß zurückgelegt. Die Dinge, die Suko während der Fahrt gebastelt hatte, nahm er mit. Nun standen die Freunde am Kraterrand und
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