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0009 - Der Hexenmeister

0009 - Der Hexenmeister

Titel: 0009 - Der Hexenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhart Hartsch
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Odile Blanche waren verschwunden. Begleitet von Bürgermeister Vincent Valadin und einigen beherzten Männern des Dorfes, suchte Zamorra nach Spuren.
    Sie fanden nichts als den Hund, den Odile Blanche neben dem Hoftor angekettet hatte. Das Tier raste vor Freude, als Professor Zamorra es losband, und zerrte ungestüm an der Leine. Da kam Zamorra der rettende Einfall.
    Er setzte den Hund an und ließ sich von ihm führen. Die Nase dicht am Boden, hechelte das Tier durch den verwilderten Hausgarten.
    Vincent Valadin und seine Männer folgten nur zögernd. Sie wußten nicht, wie sie sich verhalten sollten. Einerseits flößte ihnen der Professor grenzenloses Vertrauen und Selbstsicherheit ein. Wenn Manasse je einen ebenbürtigen Gegner finden sollte, hier war er.
    Andererseits hatte der schwarze Abt dem Dorf zu oft seine Macht bewiesen. Furcht und Schrecken der Vergangenheit ließen sich nur schwer in wenigen Stunden abschütteln. Was geschah, wenn der Seher der ›Loge der Verzehrenden Wahrheit‹ die Oberhand behielt und sich an allen rächte, die seinen Feind unterstützt hatten? Verhielt sich nicht gerade Armand goldrichtig? Er schien keine Zweifel zu kennen. Er hatte sich von Anfang an auf die Seite der Mysterienbrüder geschlagen. Jeder im Dorf wußte, daß der Gastwirt seine Hand im Spiel gehabt hatte beim Verschwinden des Amerikaners.
    Armand war es gewesen, der sorgfältig alle Spuren verwischt hatte, die verraten konnten, daß Fremde in Pelote zu Besuch gewesen waren. Er hatte den Peugeot verschwinden lassen und alle Gepäckstücke der Reisenden. Würde er es bei dem Professor anders machen?
    »Was ist?« fragte Zamorra ungeduldig. »Kann ich mit Ihnen rechnen oder nicht? Entscheiden Sie sich! Ich brauche Ihnen wohl nicht zu erklären, auf wessen Seite das Recht steht?«
    »Natürlich nicht, Monsieur«, erwiderte der Maitre verlegen. Er scharrte mit dem Fuß im welken vorjährigen Laub. Sie standen vor der Brombeerhecke, durch die sich die Mädchen mit soviel Mühe gekämpft hatten. Hoch über ihnen, an der zernarbten Flanke des Col de la Chutte, lag im Abendsonnenschein die zerstörte Basilika.
    »Worauf warten Sie noch?« fragte Zamorra scharf. »Wenn es sein muß, gehe ich allein. Es wird höchste Zeit, daß diesem Scheusal das Handwerk gelegt wird. Und Sie können sicher sein, daß ich über die notwendigen Kenntnisse verfüge, um Manasse mit den eigenen Waffen zu schlagen. Seine Hypnosekunststücke verfangen bei mir nicht. Mich kann er keiner Gehirnwäsche unterziehen, wie sie vielleicht bei Armand erfolgt ist. Nehmen Sie sich zusammen, Monsieur. Seien Sie ein Mann! Ein Franzose! Geben Sie Ihren Leuten ein Beispiel.«
    In Valadins Gesicht arbeitete es. Er war mit dem Wissen um Manasse aufgewachsen. Seine Eltern hatten ihn gewarnt. Er hatte die Bannmeile der Basilika immer geachtet. Es war ihm niemals der Gedanke gekommen, den Zufluchtsort der Mysterienbrüder zu erobern. Es hatte ihm genügt, von Manasse nicht weiter belästigt zu werden. Darin war er sich mit allen Einwohnern Pelotes einig.
    Jetzt sollte er also zum Gegenangriff antreten? Den Fluch, der auf diesem Teil des Landes lastete, zerstören helfen. Er hatte Angst. Eine hündische, erbärmliche Angst. Die Geschichten derjenigen, die es gewagt hatten, Manasses Kreise zu stören, waren zahlreich. Hatte jemals einer nicht gebüßt für seinen Übermut?
    »Gehen wir!« gab sich Valadin einen Ruck. Seine Stimme klang belegt. »Einerlei, was daraus werden wird, ich muß wenigstens versuchen, meine Kinder vor dem Einfluß dieses Gespenstes zu schützen. Einer muß den Anfang machen. Manasse muß zurück in das Reich der Schatten, wohin er gehört. Er hat lange genug in den Montagne Noire sein Unwesen getrieben. Ich bin bereit! Allons…!«
    »Sollen wir unsere Jagdgewehre holen?« fragte einer der Männer.
    Professor Zamorra lächelte flüchtig.
    »Was können Kugeln gegen solch einen Feind ausrichten? Manasse ist nicht von dieser Welt, seine Helfer nicht aus Fleisch und Blut. Da bedarf es anderer Waffen. Seid tapfer, Männer: Ich besitze eine solche Waffe! Es wird sich sehr bald zeigen, ob ich auch richtig liege.«
    Zamorra gab den Hund frei, der neben ihm an kurzer Kette gelegen hatte. Winselnd schoß das Tier durch das Gestrüpp.
    Zamorra hatte Mühe, mit dem Hund Schritt zu halten, zumal die Strecke ständig anstieg. Es schien fast, als wären die beiden Mädchen zur Basilika aufgestiegen.
    Als Zamorra dem Bürgermeister von Pelote seine Vermutung

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