0009 - Im Würgegriff der roten Masken
befand. Seine Blicke glitten über die Anwesenden. Die Bewohner drängten in die Bänke. Der Küster stand vor dem Altar. Er hatte beide Arme erhoben und bat sich Ruhe aus.
»Ein paar Kinder sind anwesend«, meinte John leise. »Aber in diesem Dorf werden noch mehr als ein halbes Dutzend von ihnen leben.«
»Das glaube ich auch.« Suko atmete tief ein. »Warum stehen wir hier eigentlich noch?«
Zwei Sekunden später waren der Geisterjäger und Suko verschwunden. Auf sie wartete eine Aufgabe, um die sie keiner beneidete…
***
Mitternacht!
Keine Glocke läutete die Tageswende ein, keine Uhr schlug. Nahezu totenstill war es in dem kleinen Ort. Das gefallene Thermometer zeigte an, daß es noch kälter werden würde. Die Welt schien regelrecht eingefroren zu sein.
Bella Stanford und Jim Read machte die Kälte nichts. Sie sahen zwar aus wie normale Menschen, doch sie fühlten längst nicht mehr so. Für sie gab es nicht heiß oder kalt, es existierten keinerlei menschliche Gefühle mehr – es gab nur noch die Gier.
Das war die Antriebsfeder der Untoten. Die Gier nach frischem Menschenblut. Und die Untoten setzten alles daran, ihre Opfer zu bekommen.
Das erste war ihnen entwischt. Eine Hölle tobte in ihnen. Sie hatten sich verstecken müssen und hockten jetzt in einem verfallenen Schuppen abseits der Straße.
Sie sahen in der Dunkelheit wie ein normaler Mensch bei Tageslicht aus. Nur der Nebel machte auch ihnen Schwierigkeiten. Er hatte aber auch seine Vorteile.
Sie konnten nicht so leicht entdeckt werden, konnten sich an ihre Opfer heranschleichen und blitzschnell zuschlagen.
»Die Menschen sind alle in dieser verfluchten Kirche!« zischte Bella Stanford. »Wir kommen an keinen mehr heran.«
Jim Read winkte ab. »Alle werden sie nicht dort hingelaufen sein.«
»Sollen wir jedes Haus einzeln durchsuchen?«
In Jims Augen leuchtete es fanatisch.
»Warum nicht. Wer weiß, welche Überraschungen wir dabei noch erleben.« Der Vampir rieb sich die Hände. »Worauf warten wir noch. Das mit dem Küster war Pech. Wir werden es den Dörflern schon zeigen.«
Bella nickte entschlossen. Sie wollte den Schuppen schon verlassen, als sie Schritte hörte.
»Da kommt jemand.«
Links und rechts der schiefen Tür preßten sich die beiden Vampire gegen die Wand.
Schritte – kaum zu hören – näherten sich. Dann ein schleifendes Geräusch, das vor der Tür verstummte. Dafür flüsternde Stimmen.
Bella und Jim warfen sich einen bezeichnenden Blick zu. Sie zogen ihre Lippen zurück, und die Zähne standen weit über den Oberkiefer hervor.
Jemand klopfte gegen das Holz.
»Kommt raus, wir wissen, daß ihr hier seid.«
Der Sprecher wartete die Antwort erst gar nicht ab, sondern öffnete die Tür.
Jim – schon mitten in der Angriffsbewegung – stockte. Er hatte einen der Maskierten erkannt. Hinter ihm sah er die beiden anderen stehen.
»Was ist los?« erkundigte sich Jim. »Was wollt ihr?«
Die maskierten Blutsauger drängten in den Schuppen. Verschwörend blickten sie Jim und Bella an.
Der Sprecher, der auch geklopft hatte, sagte: »Es ist für uns gefährlich geworden. Ein Vampirjäger befindet sich im Ort!«
Bella trat unwillkürlich einen Schritt zurück. Die Nachricht hatte sie getroffen.
»Wer ist es?« hauchte sie.
»Wir kennen ihn nicht. Er hat einen unserer Brüder bis in den Sumpf verfolgt. Dabei hat er ein Mädchen gerettet, und unser Bruder ist im Moor versunken. Ich habe diesen Fremden noch weiter beobachten können. Er ist nicht allein. Ein weiterer für uns gefährlicher Mann ist bei ihm. Ich merke so etwas sofort.«
»Wie sieht der Mann aus?« wollte Jim Read wissen.
Der Maskierte beschrieb John Sinclair zuerst.
Plötzlich schrie Bella auf. »Das ist er. Dieser Sinclair. Er hat uns am heutigen Morgen besucht. Er ist von Scotland Yard und hat sich für die Statue interessiert.«
Der Maskierte ballte die Hände. »Dann seid ihr Schuld, daß er im Ort ist.«
»Wieso?« fragte Jim.
»Weil Sinclair euch gefolgt ist.«
Bella stieß ihren Freund an. »Natürlich, Jim, das kann gut möglich sein. Wir haben doch hin und wieder ein Scheinwerferpaar hinter uns gesehen. Und auch, als wir von der Hauptstraße abgebogen sind. Wir waren eben zu sorglos.«
Read schwieg.
Der Maskierte begann wieder zu sprechen. »Das spielt jetzt alles keine Rolle mehr. Bevor wir Octupus’ Auftrag ausführen, müssen wir diesen Mann und auch seinen Freund ausschalten. Wir werden ihm den Vampirbiß geben, und dann ist
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