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001 - Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus

001 - Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus

Titel: 001 - Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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erinnern, ihn je so gehört
zu haben.
    »Ich will sie sehen, Bonnard, ich ...«, begann er, doch er wagte sich
keinen Schritt weiter, bevor der Professor es ihm durch eine Geste zu verstehen
gab.
    Flache Tische, Regale und ein hohes Gestell trennten ihn von Bonnard. Der
Professor war noch gut zehn Meter von ihm entfernt.
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht jetzt! Sie schläft. Später!«
    Canol schluckte. Seine dunklen Augen bekamen einen fiebrigen Glanz. »Es ist
unser gemeinsames Werk, Bonnard«, stieß er hervor. »Die Grundlagenforschungen,
die ich betrieben habe, machten es überhaupt erst möglich, die Fledermäuse
einzusetzen. Ich ließ die ersten Tiere hierher nach Europa bringen. Bis zur
Stunde ist es keinem Biologen gelungen, Fledermäuse aus dieser Familie der
Blutsauger, der sogenannten Desmotidae, so abzurichten, dass sie ihre
ursprüngliche Nahrung, nämlich das Blut von Säugetieren und Vögeln, verweigern
und stattdessen – Menschenblut begehren. Und die Entwicklung des Präparates
Makropherim ist ebenfalls meine Erfindung, Bonnard!« Canol redete sich in Rage.
Sein bleiches Gesicht gewann an Farbe. »Das Präparat ist für den Riesenwuchs
der Tiere verantwortlich. Ich habe aus Fledermäusen, die eine Kopf-Rumpf-Länge
von knapp siebzehn Zentimetern hatten, Tiere gezüchtet, die gut einen Meter und
größer sind. Die Flügelspannweite beträgt allein zwei Meter. Auch das ist mein
Verdienst, der mit dazu beitrug, dass die Fledermäuse überhaupt einsatzfähig
wurden. Damit flüchteten sie nicht mehr vor der Größe des Menschen. Denn von
nun an waren sie ja fast gleich groß. Und ich war es, Bonnard, ich war es ...« Canol schrie diese Worte
fast heraus, griff an seinen Hals und riss mit einem einzigen Ruck das Pflaster
ab, das die Bisswunde bedeckte. »... ich habe mich für den ersten Versuch zur
Verfügung gestellt. Denn du brauchtest Blut der Gruppe A, ich habe diese
Blutgruppe, ich setzte die erste Fledermaus auf mich an. Unsere gemeinsame
Arbeit führte schließlich dahin, dass es gelang, die Tiere so zu beeinflussen,
dass sie genau eine bestimmte Menge Blut entnahmen und die Opfer dann in Ruhe
ließen. Das, was jetzt geschieht, ist fast nur noch ein routinemäßiger Ablauf.
Die Tiere sind eingestimmt, man erkennt nicht mehr die Arbeit, die
dahintersteckt. Warum diese Undankbarkeit, Bonnard? Warum kann ich sie nicht
sehen, ich will wissen, ob sich der ganze Einsatz gelohnt hat, ob ...«
    Erneut unterbrach Professor Bonnard ihn mit einem scharfen Zuruf. »Die
Entwicklungsarbeit war gut, aber sie war nicht gut genug, Canol! Erst jetzt
zeigt sich, dass es nicht richtig war, die Tiere auf eine bestimmte Menge
abgezapften Blutes einzustimmen. Der Verbrauch wird erst jetzt größer. Alle
zwei Stunden muss ein Austausch erfolgen. Die Fledermäuse werden noch heute
Nacht alle ausschwärmen, und sie werden sich vollsaugen. Wir können und werden
keine Rücksicht mehr nehmen, Canol! Die Opfer müssen sterben! Das, was vorhin
mit dem Fremden geschah, war praktisch ein gelungener Versuch. Die Fledermäuse
sprechen sehr gut auf die neuen Frequenzen im Ultraschallbereich an. Und sie
sind nun nicht mehr allein auf die Blutgruppe A eingerichtet, sie fallen jeden
an, egal welcher Blutgruppe er angehört.«
    »Aber das ist Unsinn, Bonnard. Was sollen wir mit dem anderen Blut? A ist
die maßgebende Gruppe!«
    »Narr!«, stieß der Professor hervor.
    Er hielt es immer noch nicht für notwendig, sich umzuwenden. Canol starrte
auf den breiten Rücken des Mannes. Bonnard war intensiv mit der Beobachtung der
Schirme und einiger Skalenoberflächen beschäftigt. »Das Erscheinen des Fremden
– sagt es dir nichts, Canol? Woher kam er, was wollte er? Er wusste etwas.
Daran gibt es keinen Zweifel. Ich vermute, dass Sarget dahintersteckt. Bisher
sah es so aus, als ob der Kommissar den rätselhaften Vorfällen hier keinerlei
Bedeutung zukommen ließe. Doch jetzt habe ich das Gefühl, dass er seine
Nachforschungen recht intensiv betreibt. Er hat eine Spur entdeckt. Wir müssen
ihn daran hindern, diese weiter zu verfolgen. Wir müssen ihm und allen, die
nach ihm kommen werden, rechtzeitig entgegentreten. Wir haben die Macht dazu.
Unsere Fledermäuse werden ihnen den Tod bringen, ohne dass wir auch nur einen
einzigen Finger krümmen müssen. Es muss sein. Wir müssen unsere Arbeit
ungestört fortführen können. Oder – soll alles umsonst gewesen sein? Kommissar
Sarget darf diese Nacht nicht überleben! Er schläft bei offenem

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