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0010 - Ich gegen alle

0010 - Ich gegen alle

Titel: 0010 - Ich gegen alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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alte Hughs das Kommando übernommen. Den zurückgebliebenen Männern war es gelungen, die Dächer der Hütten schneefrei zu halten.
    »Ihr könnt bald aufhören!« schrie Hughs uns zu. »Es wirkt sich schon aus.«
    Ich spürte es selbst. Die Gewalt des Blizzards konnte das Lager nicht mehr mir voller Kraft treffen. Der Sturm brach sich am Wall.
    Vanbought berührte meinen Arm und winkte mir zu, wieder mit ihm zum Wall zurückzugehen.
    »Noch eine Stunde!« schrie er mir ins Ohr, und wieder begann das monotone Schaufeln und Hacken, die Arbeit, bei der man das Gefühl für die Zeit und für die Schmerzen in den eigenen Muskeln verlor, i Mitten im besten stumpfsinnigen Wühlen sah ich plötzlich, wie der Schnee vor meinen Augen stärker und weißer zu leuchten begann. Die ganze Landschaft wurde in ein geisterhaftes weißes Licht getaucht. Ich ließ die Hacke sinken, und mit mir hörten dreißig Männer zu arbeiten auf. Sie hoben die Köpfe, und sie sahen, daß die Wolkendecke an einer Stelle aufgerissen war und ein bleicher gekrümmter Mond durchschimmerte.
    Es dauerte nur ein paar Sekunden. Gleich darauf zogen Wolken wieder vor, und immer noch fielen Regen und Schnee.
    »Weiter!« rief Vanbought. »Noch zehn Minuten!«
    Wir senkten wieder die Köpfe, und als ich ein paar Minuten später noch einmal aufsah, war Randolph Vanbought von meiner Seite verschwunden.
    Ich zuckte hoch und warf den Kopf nach beiden Richtungen. Ich nahm den Eispickel in die Linke, den Revolver in die Rechte. War er das, die Gestalt dort, die gebückt am Wall entlangzurennen schien?
    Ich lief, stolperte über einen Schürfer, der im Schnee lag, rannte weiter. Ich diesem Augenblick riß die Wolkendecke noch einmal, und der Mond goß sein geisterhaftes Licht über das weiße Land.
    Ja, es war Vanbought, der dort fünfzig Schritt entfernt lief. Jetzt verschwand er in einer Gruppe von Männern.
    »Vanbought!« rief ich und rannte auf die Gruppe zu.
    Als ich an die zwanzig Schritt heran war, traf seine Stimme mein Ohr.
    »Bleib stehen, G-man!« schrie er.
    Ich stoppte. Der Mond gab Licht genug. Ich sah mich seiner Leibgarde gegenüber, der lange Bauber an der Spitze. Sie hatten einen Ring um ihn gebildet, hatten ihn in die Mitte genommen und standen, die Colts und Gewehre in den Händen, bereit, mich zu empfangen.
    »Auseinander!« brüllte ich. »Vanbought, kommen Sie her!«
    »Gehen Sie weg, G-man!« antwortete er. »Ich will keine Schießerei.«
    Ich kümmerte mich nicht um sein Gerede, sondern wandte mich an seine Gardisten.
    »Geht auseinander, oder ich schieße mir den Weg frei!«
    Ich glaubte zu bemerken, wie eine Welle von Unsicherheit durch ihre Reihen ging. Obwohl in vielfacher Überzahl und mit den Waffen in den Händen, wagte keiner, zuerst den Drücker zu berühren.
    Immer noch fielen Eis und Schnee, aber jetzt dünner. Ich drohte: »Bei drei schieße ich! Eins, zwei…«
    Der erste Schuß krachte. Er fiel aus ihren Reihen. Viel später habe ich einmal versucht, festzustellen, wer von ihnen geschossen hatte. Jeder behauptete, nicht den Finger gekrümmt zu haben, und obwohl es natürlich gelogen sein konnte, so glaubte ich es. Wahrscheinlich nahm Vanbought die Waffe eines Mannes an sich und feuerte. Er stand gedeckt hinter ihren Rücken und brauchte nicht zu fürchten, daß meine erste Kugel ihn traf, und er wußte, daß die Knallerei anfangen würde, sobald der erste Schuß gefallen war.
    Dieser erste Schuß, der alles auflöste, traf mich nicht. Der Boß dieser komischen Gang hatte ihn wohl zu hastig abgefeuert, aber auch meine beiden Antwortkugeln fanden kein Ziel, denn genau zwei Bruchteile von Sekunden, bevor ich abdrückte, schob sich eine neue Wolke vor den Mond und riß die Gegend aus der minutenlangen Helle wieder in die Dunkelheit, in die nur der Schnee seinen schwachen Schimmer sandte.
    Überhaupt traf keine einzige Kugel von den vielen, die noch verfeuert wurden.
    Vanboughts Helden schienen blitzartig auseinandergespritzt zu sein, als ich feuerte, und nun schossen sie wie die Wilden um sich, jeder von einem anderen Platz aus. Von überall her blitzte das Mündungsfeuer ihrer Waffen auf.
    Ich hatte mich beim ersten Schuß auf die Erde geworfen. Jetzt wechselte ich mit ein paar Sätzen die Stellung. Ich sah mich um. Ich hätte den einen oder anderen nach dem Mündungsfeuer abschießen oder doch verwunden können, aber mir lag nichts daran, einen der Männer zu töten oder ihm eine Verwundung beizubringen, die hier oben fast soviel

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