Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0010 - Ich gegen alle

0010 - Ich gegen alle

Titel: 0010 - Ich gegen alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
wie der Tod bedeutete. Ich suchte Vanbought. Ich warf den Kopf in den Nacken und spähte nach einem neuen Wolkenloch.
    Vom Wall her schrie die Stimme eines Schürfers: »Hört auf, ihr verrückten Hunde. Wir wollen nicht getroffen werden!« Vanboughts Garde hörte nicht darauf.
    Gleich darauf rief Vanbought selbst: »Aufhören! Zu meiner Hütte zurück!«
    Ich ließ den Revolver, den ich beim ersten Laut seiner Stimme hochgerissen hatte, sinken. Für den Augenblick hatte ich verspielt. Randolph Vanbought hatte sein Blockhaus erreicht, und allein zu versuchen, die Hütte ein zweites Mal und in diesem Augenblick zu stürmen, wäre reiner Selbstmord gewesen.
    Noch ein Schuß und noch einer, dann Stille. Wie Schemen sah ich schwarze Gestalten über den Schnee huschen. Vanboughts Garde zog sich zurück, und gleich darauf verließen auch die Schürfer den Wall. Einzeln und in kleinen Gruppen liefen sie zu den Hütten.
    Vom Himmel fiel nichts mehr. Der Blizzard legte sich. Es wurde windstill.
    Als letzter taumelte ich meiner Hütte zu. Weißlich schimmerte hinter mir der Wall, dessen Errichtung für ein knappes Dutzend Stunden der Gefahr uns alle geeint hatte. Vor mir lag das Camp, wieder zerfallen in die alte Feindschaft.
    ***
    Ich fiel so schwer auf die Pritsche wie ein niedergeschlagener Boxer. Jetzt erst fühlte ich den Kräfteverlust der stundenlangen Schufterei wie einen Schmerz in den Gliedern. Die Müdigkeit kroch wie eine Lähmung in mein Gehirn und ließ nur noch einen Gedanken zu: schlafen.
    Ich durfte nicht schlafen. Ich konnte die Tür verbarrikadieren, gewiß. Die Fenster waren mit den Außenblenden verschlossen, und normalerweise hätte ich es vielleicht gehört, wenn jemand sie ausgehoben hatte, aber in diesem bleiernen Schlaf der absoluten Erschöpfung, in den ich versinken würde, wenn ich meinem Schlafbedürfnis nachgab, hätte ein Mann seine Pistole an meine Schläfe setzen können, ohne daß ich davon erwacht wäre. Nein, ich durfte nicht schlafen.
    Ich stemmte mich von der Pritsche hoch und torkelte zur Feuerstelle. Die Flamme war erloschen, aber es war noch genügend trockenes Holz da. Ich entzündete ein Feuer, ging hinaus und füllte drei kleine Teekessel mit losgehacktem Eis und Schnee. Ich hängte sie über das Feuer und hockte mich auf einem Schemel davor und stützte den Kopf in die Hände. Ein paarmal klappten mir die Augen zu, und ich schreckte erst auf, als ich vornüber zu fallen drohte. Dann begann das Wasser im Kessel zu summen, und ich machte mich daran, Tee aufzugießen.
    Ich hielt gerade die Kanne in den Händen, als ich die Tür in den Angeln knarren hörte. Ich fuhr herum und riß den Revolver heraus.
    »Ich bin’s, G-man«, flüsterte Glenford Hughs heisere Stimme.
    »Kommen sie herein!« forderte ich ihn auf, hielt aber die Waffe auf ihn gerichtet.
    Er schob sich herein, sein ewiges Grinsen im bärtigen Gesicht. Die Tür drückte er hinter sich zu.
    »Nervös, G-man?« fragte er mit einem Blick auf die Waffe in meiner Hand.
    Ich steckte sie fort. »Nein, nur müde«, antwortete ich.
    Er trat zum Feuer und streckte seine Hände aus, um sie zu wärmen.
    »Kochen Sie Ihren Tee ruhig weiter«, sagte er. »Sie dürfen mir sogar eine Tasse anbieten, falls Sie keinen Whisky mehr haben.«
    Ich war nicht in der Laune, ihm die Flasche zu holen, und fuhr schweigend mit der Teezubereitung fort. Er sah zu, wie ich das Wasser in die Kanne goß.
    »Glauben Sie, daß Ihr Freund durchgekommen ist?« fragte er. Ich fuhr herum und starrte ihn an.
    Vielleicht werden Sie, die Sie wissen, daß Phil und ich durch hundert Gefahren wie die Kletten zusammengehalten haben, sich wundern, daß er mir erst jetzt einfiel, als Hughs ihn erwähnte, aber es war so, ich kann es nicht leugnen. Vielleicht war außer meinen Gehirn noch eine Portion meines Gefühlslebens eingefroren gewesen.
    Ich stellte die Kanne hin, ging zur Pritsche und begann, meinen Rucksack zu packen.
    Der Alte bemächtigte sich der Kanne und schluckte von dem heißen Tee, ohne den Umweg über eine Tasse zu wählen.
    »Was wollen Sie tun?« fragte er nach dem Absetzen.
    »Ihn suchen«, antwortete ich.
    Er kicherte in sich hinein. »Das ist nichts für einen einzelnen Mann.«
    Ich sah ihn an. »Wollen Sie mitgehen, Hughs?«
    »Das ist auch nichts für zwei Männer«, erwiderte er.
    »Wie viele müssen es denn sein, zum Henker?« knurrte ich wütend.
    »Mindestens fünf. Sie müssen damit rechnen, daß er ziemlich fertig ist, so daß wie eine Trage

Weitere Kostenlose Bücher