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0010 - Ich gegen alle

0010 - Ich gegen alle

Titel: 0010 - Ich gegen alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Ich wußte genau, die nächsten Kugeln mußten uns endgültig erledigen. Sie hatten Gewehre und boten uns kein Ziel, ich hatte nur meinen und Phils Revolver, und wir waren für sie Pappfiguren in einer Schießbude auf dem Rummelplatz. Plötzlich schob sich eine Gestalt vor mich, deckte mich mit ihrem Körper gegen die Schützen auf der Klippe ab.
    Es war Glenford Hughs, und seine Stimme war weder heiser noch kichernd, als er zur Klippe hinauf schrie: »Hör sofort auf, Vanbought! Ich sage dir, du sollst aufhören, oder du kannst dein Geschäft allein machen, wenn du es kannst.«
    »Bist du verrückt, Hughs?« antwortete es von oben, und wenn ich die Stimme richtig erkannte, so war es Bauber, der sprach. »Jetzt haben wir sie! Scher dich weg!«
    »Verpasse mir doch eins!« brüllte der Alte mit überschnappender Stimme. »Randolph wird alles andere als dankeschön zu dir sagen.«
    Von oben wurde nicht geantwortet. Ich nahm an, daß sie eine ständige Wache eingerichtet hatten und daß Randolph Vanbought sich noch nicht bei ihnen befand. Er mußte aber, von den Schüssen alarmiert, jeden Augenblick auftauchen. Und dann gute Nacht!
    Ich berührte Hughs Schulter.
    »Vielen Dank, Glenford«, sagte ich, »aber halten Sie sich raus! Vanbought wird keine Rücksicht nehmen. Ich sehe keinen Sinn darin, daß einer mehr daran glauben soll.«
    Er drehte sich nicht um.
    »Wollen es abwarten, G-man. Ich glaube nicht, daß Randolph auf mich schießt, nur um auch Sie durchlöchern zu können.« Er kicherte in der gewohnten Manier. »Ich bin nämlich eine wichtige Persönlichkeit für ihn. Sozusagen die Säule vom Geschäft.«
    Von oben drang jetzt Vanboughts Stimme zu uns.
    »Was soll das, Glenford? Warum willst du nicht, daß dieser G-man endlich beseitigt wird, der uns lange genug gestört hat?«
    »Ich will es eben nicht, Randolph«, antwortete Hughs. »Ich habe einen dicken Kopf. Das weißt du doch.«
    »Willst du mit uns arbeiten, ja oder nein?«
    »Natürlich will ich das! Wie soll ich sonst meinen Whiskybedarf decken?«
    »Dann geh aus dem Weg! Solange der Kerl hinter deinem Rücken hier herumläuft, wird aus unseren Absichten nichts.«
    »No, Randolph, ich bleibe hier stehen.«
    Vanbought schien die Wut zu packen. Er schrie: »Warum, zum Henker, willst du nicht, daß ich ihn abknalle? Er muß weg, oder willst du ihn leben lassen?«
    »Ich will nicht, daß er jetzt abgeknallt wird«, beharrte der Alte. »Er hat keine anständige Chance, sich zu wehren, und sein Freund ist ohnehin halbtot. Ich bin dagegen, daß du es dir zu leicht machst, Randolph. Man schießt nicht auf Leute, die aus einem Blizzard kommen. Ich habe in den dreißig Jahren, die ich mich hier draußen herumtreibe, nie etwas Derartiges gehört, und darum bleibe ich hier stehen, bis du einwilligst, daß er hinaufkommen kann.«
    Vanbought fluchte erst gewaltig, dann versuchte er noch einmal, Hughs auf seine Seite zu bringen, aber der Alte ließ nicht mit sich reden.
    »Gib es auf, Randolph«, sagte er. »Jetzt ist es ohnedies zu spät. Der G-man hat längst gemerkt, wie wichtig ich für dich bin. Er hat mir den Revolver in den Rücken gebohrt, und wenn ich nur einen Schritt tue, drückt er ab.«
    Davon war kein Wort wahr, aber für Vanbought mußte es überzeugend klingen.
    »In Henkers Namen«, rief er, »kommt herauf!«
    Ich sagte Hughs die Bedingungen, die ich stellte, vor, und er mußte sie ihnen zurufen. Ich verlangte, daß sie sich alle von dem Klippenrand mehr als hundert Schritt zurückzögen, und Vanbought versprach es. Hughs schlug selbst vor, daß wir beide zuerst hinaufkletterten, er voran, daß ich durch ihn gedeckt wurde. Dann erst sollten die vier Träger mit Phil folgen.
    So geschah es. Wir erreichten den Rand der Klippe unangefochten, und als ich den Kopf vorsichtig hochhob, sah ich Vanbought inmitten seiner Leute in einiger Entfernung stehen. Sie hielten die Waffen in den Händen.
    Ich rief ihnen zu, sie sollten sich bis zum Camp zurückziehen, und sie gehorchten, denn jetzt war ich im Vorteil, da sie ohne Deckung waren.
    Sobald die Bande das Camp erreicht hatte, winkte Hughs den Trägern zu, mit Phil nachzukommen. Es dauerte länger als zwei Stunden, bis sie oben waren. Hughs und ich an der Spitze, gingen wir auf das Lager zu.
    Vor seiner Hütte lehnten Vanbought und noch ein paar von seinen Leuten. Spöttisch lächelnd beobachtete er unseren Einzug. Ich hatte die Hand am Revolvergriff, bereit zu ziehen, wenn einer eine falsche Geste machte.

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