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0011 - Ich zerpflückte die Blütenbande

0011 - Ich zerpflückte die Blütenbande

Titel: 0011 - Ich zerpflückte die Blütenbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich zerpflückte die Blütenbande
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musste. Sie war tatsächlich völlig durcheinander.
    »Es war Harper, er warnte mich.«
    »Warum hat er Henry erschossen?«
    »Da fragen Sie mich zuviel«, erwiderte ich vorsichtig. »Ich bin noch nicht lange genug im Verein. Fragen Sie doch den Chef, den Sie doch angeblich so gut kennen.«
    »Den werde ich auch fragen«, sagte sie und stand auf. Sie weinte nicht mehr, sie fuhr sich mit dem Handrücken durch das verweinte Gesicht und zog sich das Kostüm glatt. »Ich werde ihn fragen, und ich werde Henrys Tod rächen, darauf können Sie sich verlassen.«
    »Hier«, ich ließ das Magazin aus dem Revolver herausspringen, »stecken Sie die Waffe ein, Jane, und lasse Sie allen Unsinn sein. Gegen den Chef kommen Sie doch niemals an. Ich bezweifle auch, dass Sie ihn überhaupt kennen. Selbst Harper weiß noch nicht einmal…«
    »Auch Harper weiß genau Bescheid«, sagte sie. »Ich weiß schon, an welche Adresse ich mich zu wenden habe.« Sie nahm die Waffe und steckte sie in ihre Handtasche. Aber sie ging noch nicht, ihr war wahrscheinlich eine Idee gekommen.
    »Sie werden früher oder später auch abgeschossen werden, Burns«, meinte sie. »Harper ist der einzige Mann, dem der Chef traut. Ich warne Sie…«
    »Dagegen kann man verschiedene Dinge unternehmen«, meinte ich leichthin.
    »Warum ducken sie eigentlich vor einem Mann, der zu feige ist, sich zu zeigen?«, sagte Jane Tunner. Ich senkte den Kopf und ärgerte mich sichtlich. Ich wusste genau, welche Tour sie reiten wollte. Jane war ihrer Meinung nach auf dem besten Weg, mich gegen den unbekannten Chef aufzuhetzen. Sie wollte sich rächen und die Wahl ihre Mittel war ihr gleichgültig.
    »Der Chef lässt Sie früher oder später von Harper abschießen«, hetzte sie weiter. »Warum unternehmen Sie nichts dagegen? Leider hat sich auch Henry zu stark gefühlt. Ich habe ihm immer gesagt, dass er…«
    »Sie reden immer vom Chef, aber ich habe keine Ahnung, wen Sie meinen«, erwiderte ich. »Wie soll ich etwas gegen einen Mann unternehmen, den ich nicht kenne? Warum rücken Sie nicht mit der Sprache heraus, Jane?«
    »Das hat ja doch keinen Sinn«, meinte sie. »Sie würden ja doch kuschen und nur dafür sorgen, dass ich Henry bald folge.«
    »Wenn Sie so von mir denken, brauchen wir uns ja nicht weiter zu unterhalten«, meinte ich. »Ich bin müde…«
    »Vielleicht sehen wir uns mal wieder.«
    »Sie würden den Mut haben, gegen den Chef anzugehen?«
    »Ich kenne den Mann ja gar nicht.«
    »Soll ich Ihnen verraten, wer es ist?«
    »Jane, Sie sind etwas durcheinander«, meinte ich abwinkend. »Oder Sie wollen sich nur interessant machen. Sie haben genau so wie Harper keine Ahnung, wer der Chef ist.«
    »Er sitzt im ›Central-Versand‹, ob Sie’s glauben oder nicht.«
    »In dem Versandgeschäft?«, fragte ich, obwohl ich mir das längst zusammengereimt hatte.
    »Jawohl«,bestätigte sie. »Dort können Sie ihn finden. Er heißt Kendell, und er ist der Inhaber des ›Central-Versandes‹.«
    »Woher haben Sie denn diese Weisheit?«
    »Henry hat es mir mal gesagt. Fragen Sie doch Harper, er wird es Ihnen bestätigen.«
    »Moment mal«, sagte ich und zwang mich zur Ruhe. »Sie wissen es also von Barber. Und woher weiß es Harper? Hat er schon mit diesem Kendell gesprochen?«
    »Er wird es auch von Henry erfahren haben«, sagte sie. »Genau weiß ich es natürlich nicht.«
    »Ich werde mir die Sache mal durch den Kopf gehen lassen«, versprach ich Ihr. »Aber machen Sie jetzt keinen Unsinn, Jane. Werfen Sie die Kanone ins nächstbeste Wasser, sonst leben Sie nicht mehr lange.«
    »Ich werde es Kendell schon eintränken«, sagte sie hartnäckig. »Wenn ihr Männer zu feige seid, dann werde ich eben…«
    Sie riss die Tür auf und verschwand in dem dämmerigen Korridor. Zuerst hatte ich vor, ihr zu folgen, aber ich steckte es dann auf.
    Die Nachricht, die ich gerade erfahren hatte, war umwerfend. Zum ersten Mal, seitdem ich Kontakt mit den Gangstern hatte, war der geheimnisvolle und blutgierige Chef mit Namen genannt worden. Selbstverständlich konnte Barber seine Freundin getäuscht haben, das war leicht möglich, aber auf der anderen Seite…
    Wie hatte Barber noch gesagt: Die Blüten würden schlagartig über das Land verteilt werden und schlagartig zur Ausgabe gelangen. Er hatte mit dem Organisationsapparat geprahlt und auch angedeutet, sein Teilhaber führe diesen Teil des Planes durch. Ich konnte mir gut vorstellen, dass man auf dem Weg über ein Warenversandgeschäft

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