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0012 - Lebendig begraben

0012 - Lebendig begraben

Titel: 0012 - Lebendig begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Tod jetzt?« wollte ich wissen.
    »Keine Ahnung. Er kann sich verstellen, nimmt oft eine andere Gestalt an, und für ihn existieren keine zeitlichen Barrieren. Er kann sie überwinden, mit einem lächerlichen Fingerschnippen. So ist es.«
    »Aber wie überwindet er die Zeitbarrieren?«
    »Das weiß ich nicht. Es muß aber innerhalb des Labyrinths ein Tor geben, das wieder in die sichtbare Welt führt.«
    Ich nickte heftig. »So ähnlich hatte ich mir das gedacht. Der Schwarze Tod und Zarcadi, der Geigenspieler, sind ein und dieselbe Person.«
    »Wer ist Zarcadi?«
    »Das erkläre ich dir später. Komm, laß uns gehen!« Nebeneinander schritten wir tiefer in das Höhlenlabyrinth hinein.
    Der Gang wurde breiter, die Decke höher, und bald wölbte sie sich wie die Kuppel eines Doms über uns. Wir hatten eine Halle erreicht.
    Beeindruckt blieb ich stehen. Die Halle hatte gewaltige Ausmaße. Ich selbst kam mir darin klein und verloren vor. Die Wände strahlten ein seltsames Licht aus. Es schimmerte rötlich, hatte jedoch einen Stich ins Grüne. Stufen waren in den Fels gehauen und wurden zu Treppen, die zu höhlenartigen Ausbuchtungen führten.
    »Das sind unsere Behausungen«, sagte Fenton. Die Stimmen, die uns begleitet hatten, waren verstummt. Eine nahezu gespenstische Stille lag über dieser Alptraumlandschaft. Ich fühlte die Beklemmung fast körperlich, und eine Gänsehaut rieselte über meinen Rücken.
    Ich ging auf die von mir aus gesehen linke Felswand zu. Das Gestein war nicht glatt. Es hatte Risse und Spalten. Ja, ich erkannte sogar canyonartige Einschnitte, die in das Felsmassiv führten, gerade so breit, um einem normalen Menschen Platz zu lassen.
    »Wohin führen diese Wege?« erkundigte ich mich.
    Fenton hob beide Hände. »Frag mich nicht danach. Wer diesen Weg beschreitet, geht in den Tod. Er führt in das Zentrum, in die Arena und zu den Wächtern der toten Götter.«
    Ich grinste. »Das ist immerhin schon etwas. Dann will ich mir die Wächter mal ansehen.«
    »Bist du verrückt? Sie töten dich!«
    Ich verzog die Mundwinkel. »Lieber einen raschen Tod, als langsam dahinsiechen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Außerdem scheint der Schwarze Tod nicht in der Nähe zu sein. Die Gelegenheit ist also günstig.«
    »Du willst wirklich…?« keuchte Fenton.
    »Ja, mein Freund.«
    Die anderen Gefangenen mußten unsere Unterhaltung gehört haben. In den Höhlen der Felswand standen sie. Das rote Licht ließ ihre Gesichter aussehen wie in Blut getaucht. Sie starrten mich an, hoben in beschwörenden Gesten ihre Hände und deuteten mir damit an, nicht zu gehen. Es sah gespenstisch aus, wie sie kein einziges Wort dazu sprachen.
    Ich aber ließ mich nicht von meinem Vorhaben abhalten.
    »Viel Glück!« wünschte Fenton noch. Er hatte den Arm halb zum Gruß erhoben. Er hing in der Luft, wie von einem unsichtbaren Faden gehalten.
    Ich betrat den schmalen canyonartigen Einschnitt. Er war gerade so breit, daß meine Schultern das Gestein an beiden Seiten nicht berührten.
    Der Boden unter mir war ziemlich glatt. Nur hin und wieder sah ich kleinere Spalten und Risse.
    Ich mußte all das, was ich gehört hatte, erst verdauen. Viel war in den letzten Minuten auf mich eingestürmt, und nach einigem Überlegen gelangte ich zu dem Schluß, daß ich als Einzelperson gegen den Schwarzen Tod und seine Gehilfen nichts ausrichten konnte. Diese Welt gehörte ihnen. Sie waren seit undenklicher Zeit die Herrscher in diesem Reich, und ein Normalsterblicher hatte nicht die geringste Chance, daran etwas zu verändern. Vielleicht konnte ich einen Teilsieg erringen, wenn es mir gelang, den Weg in die normale Welt zurückzufinden. Vielleicht war ich in der Lage, Inspektor Fenton mitzunehmen. Die Position des Schwarzen Tods wäre geschwächt worden mit dieser Niederlage. Bisher war es bekanntlich noch keinem gelungen, aus diesem Schreckensreich zu fliehen. Das rötlich schimmernde Licht blieb hinter mir zurück. Jetzt hüllte mich die Dunkelheit ein, die wie schwarze Tinte über dem schmalen schlauchartigen Gang lag.
    Ich kramte in meiner Hosentasche herum und fand tatsächlich die kleine Kugelschreiberlampe. An die hatte ich vorhin gar nicht gedacht. Ich mußte grinsen, als ich diese freudige Überraschung in der Hand hielt. Ich schaltete die Lampe ein.
    Der nadelfeine Strahl fiel auf meinen linken Handrücken. Die moderne Technik funktionierte also auch im Reich der Dämonen. Mich umgab eine drückende, schon beklemmend wirkende Stille.

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