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0012 - Lebendig begraben

0012 - Lebendig begraben

Titel: 0012 - Lebendig begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Unermeßliche. Dadurch, daß ich ziemlich weit vom Ausgang entfernt wieder in die sichtbare Welt eingetaucht war, erschien es mir fast unmöglich, die rettende Tür zu erreichen. Die Pflanzen links und rechts des Ganges hatten sich allesamt verändert. Sie waren zu Monstern geworden und wuchsen von Sekunde zu Sekunde weiter. Die ersten hatten schon das Glasdach erreicht, drückten mit ihrer immensen Kraft dagegen. Das Glas zerbarst.
    Splitter regneten in die Pflanzenreihen hinein. All das bemerkte ich am Rande, während ich verzweifelt versuchte, mir einen Weg zu bahnen.
    Dann entdeckte ich den Spaten, der auf dem Boden lag. Fast wäre ich darüber gestolpert. So aber nahm ich ihn auf und hielt ihn als Waffe in der Hand. Das Eisen war zum Glück noch nicht verrostet.
    Wie Schlangen krochen die grünlich schimmernden Pflanzen über den Boden, versuchten meine Füße zu umschlingen und mich zu Fall zu bringen.
    Ich drosch mit dem Spaten zu. Die Schneide hackte die dünnen, aber kräftigen Arme entzwei. Ich kämpfte wie ein Berserker. Hatte ich ein Dutzend Arme entzweigeschlagen, wuchsen sofort doppelt so viele nach. Es war ein ungleicher Kampf. Und doch gab ich nicht auf. Ich hatte bald so etwas wie Routine. Erwischte die würgenden Lianen in der Luft. Der Spaten war eine gute Waffe, ohne ihn wäre ich hilflos gewesen und sicher ein Opfer dieser grauenvollen Umgebung geworden. Längst war ich in Schweiß gebadet. Wie Bachwasser lief er mir über das Gesicht.
    Die Hälfte der Strecke hatte ich etwa geschafft. Von beiden Seiten drangen die verdammten todbringenden Lianen auf mich ein. Eine überdimensionale Osterglocke versuchte, ihren Kelch über meinen Kopf zu stülpen. Ich konnte sogar die klebrige Masse erkennen, die die Innenseiten der Blüten bedeckte.
    Mit einem wütenden Rundschlag fegte ich den Kelch vom Stengel. Er fiel hinter mir zu Boden. Durch diese Aktion hatte ich mir etwas Luft verschafft. Ich lief zwei Yards weiter. Da flog die Tür des Treibhauses auf. Ich selbst hörte es nicht, da gleichzeitig eine Scheibe zersplitterte, so daß sich die Pflanzen weiter in die freie Natur schoben.
    Dieses Treibhaus war den Kräften der Schwarzen Magie einfach überlassen worden. Niemand kontrollierte die Pflanzen, und nun wucherten sie aus. Wenn ihnen niemand Einhalt gebot, dann wuchsen sie weiter, nahmen bald den ganzen Wald ein und breiteten sich über das Land aus. Eine grauenhafte Vorstellung.
    Meine Gedanken wurden jedoch unterbrochen, als ich die Gestalt sah, die das Treibhaus betreten hatte. Frank Scott!
    Er sprang über die Schwelle. Schneeflocken umtanzten ihn. Er sah mich, sah die Pflanzen, und in seinen Augen leuchtete es auf. Ich ahnte, was er vorhatte. »Zurück!« schrie ich. »Bleib da!«
    Scott hörte mich nicht, oder er wollte es nicht. Wahrscheinlich war sein Haß auf mich zu groß. Blindlings stürzte er vorwärts.
    Er schaffte genau drei Schritte. Aus einem der Beete schnellte eine schenkeldicke Liane vor, ringelte sich blitzartig um seine Hüfte, und ehe Scott ahnte, was mit ihm geschah, schwebte er schon über dem Boden.
    Es war ein schreckliches Bild, dessen Einzelheiten ich in den mir endlos erscheinenden Sekunden erlebte. Scott begann zu schreien.
    »Aaaahhhh…!« gellte es mir entgegen und trieb mir einen Schauer über den Rücken. Der Mann, der mich hatte töten wollen, kämpfte jetzt verzweifelt um sein eigenes Leben. Er verlor den ungleichen Kampf.
    Es gelang ihm, den tentakelartigen Arm zu packen, doch er konnte ihn nicht von seiner Hüfte entfernen. Das Gewächs hatte sich festgesaugt. Eine zweite Liane wickelte sich um seinen Hals.
    Scotts Schrei erstickte in einem Röcheln. Er schlug mit Armen und Beinen, versuchte alles, um die tödliche Umklammerung loszuwerden. Es hatte keinen Sinn.
    Ich selbst wurde zur Maschine. Räumte mit dem Spaten auf. Zerschlug, zermalmte und zerhackte, was sich mir in den Weg stellte. Ich wollte Scott retten – und kam doch zu spät. Die beiden Lianen zogen ihn über das Beet. Sekundenlang noch sah ich ihn in der Luft, dann verschwand Frank Scott zwischen den mordenden und würgenden Pflanzen. Einmal noch tauchte sein Arm auf. Die Finger waren gestreckt, dann krümmten sie sich und verschwanden zur Faust geballt. Nie in meinem Leben würde ich dieses Bild vergessen. Falls es ein Weiterleben gab.
    Ich kämpfte verbissen, näherte mich Yard für Yard dem Ausgang, trennte eine übergroße, schalenartige und blutrote Blüte von ihrem Stengel, ehe mich ihre

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