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0013 - Die Knochengrube

0013 - Die Knochengrube

Titel: 0013 - Die Knochengrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Friedrichs
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vernichtet worden waren und erwiesenermaßen über fürchterlich scharfe Schneiden verfügten.
    Wieder vollführte er einen Schwenk mit der Optik.
    Der Schwarzgekleidete war von der Brücke verschwunden.
    Kurz darauf ertönte Orgelmusik. Zamorra erinnerte sich daran, daß Joop Pravemann vor dem Untergang der »Drachten« ebenfalls von diesen eigenartigen Klängen berichtet hatte.
    »Sie sind der Auftakt zum Verderben«, murmelte Zamorra.
    Unter der Orgelmusik gebärdeten sich die Geister noch wilder. Sie überschlugen sich fast vor Dreistigkeit. Manchmal stießen sie schrille Schreie aus und drohten mit den Fäusten zur »Quimper« hinüber.
    Inzwischen betrug die Distanz wischen den beiden so unterschiedlichen Schiffen nur noch drei- bis vierhundert Meter.
    »Wenn ich es nicht selbst gesehen hätte, hätte ich Ihren Bericht in manchen Punkten doch für Übertreibung gehalten«, gab Rosa zu, als sie so dicht neben Zamorra war, daß sie ihren Mund an sein Ohr bringen konnte. »Was tun Sie nun, Professor? Wollen Sie warten, bis die verdammten Biester zu uns an Deck kommen?«
    »Es ist die einzige Möglichkeit.«
    »Ich drücke Ihnen die Daumen.«
    »Erstaunlich, wie ruhig Sie sind.«
    »Eine reine Haßreaktion. Ich kann es nicht erwarten, diese Scheusale vernichtet vor uns zu sehen!«
    »Sie sollten Micaela lieber in die Kajüte bringen, Rosa.«
    »Nein«, schrie die Schwarzhaarige. »Ich will es auch miterleben, wie sie krepieren!«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. Im Grunde waren die Schwestern unter Deck nicht sicherer als im Cockpit. Seine Erfahrung sagte ihm: Die Geister konnten bestimmt durch Wände gehen und über das Wasser laufen. Nach allem Dafürhalten war es also sogar besser, wenn die Frauen bei ihm blieben. So konnte er sie wenigstens schützen, soweit das in seinen Kräften stand.
    Die »Estrella Negra« flog höher. Sie schwebte etwa fünf Meter über den Wogenkämmen. Bald befand sie sich auf gleicher Höhe mit der großen Motorjacht, drehte bei und steuerte von Backbord auf Zamorra und die Saldana-Schwestern zu. Es war erdrückend, diesen gewaltigen Bug größer und größer wachsen sehen zu müssen.
    Der Professor bedeutete Rosa und Micaela, sich wie er flach auf den Boden zu legen. Auf diese Weise bereiteten sie sich auf den Angriff des Passagierdampfers vor. Falls Raspani das Cockpit abrasieren oder die Jacht mit dem Kiel gar teilen wollte, liefen sie jedenfalls nicht Gefahr, sofort zerquetscht zu werden.
    Wüster dröhnten die Harmonien der Orgel auf dem Geisterschiff.
    Zamorra spürte, daß es innerhalb der nächsten Sekunden zur Eskalation kommen mußte. Er zweifelte nicht daran, in Raspani einen hartnäckigen Gegner gefunden zu haben. Anders mußte es sich jedoch mit den fünfzehn Gespenstermatrosen verhalten. Sie waren Untertanen des Kapitäns und demzufolge auch leichter mit dem Amulett zu überwältigen.
    Zamorra nahm den Talisman ab.
    Er hielt es für besser, sich die Halskette um die rechte Hand zu schlingen und den Talisman zwischen Daumen und Zeigefinger zu halten. Bei seiner Attacke kam es darauf an, das Amulett so nahe wie möglich vor die Gestalten der Scheusale zu bringen, es ihnen am besten auf die Knochenschädel zu pressen, um sie zu Staub und Asche zerfallen zu lassen…
    »Sie kommen!« kreischte Micaela Saldana.
    Tatsächlich, die Knochenmänner schwangen sich hoch über ihnen über die Bordwand. Die »Estrella Negra« hatte noch einmal ein Manöver vollführt und stand nun förmlich über der »Quimper«. Obwohl die Jacht mit 22 Knoten Geschwindigkeit durch die aufgewühlte See stampfte, hatte es den Anschein, als hafte der unheimliche Passagierdampfer an ihr, durch unsichtbare Taue verbunden.
    Und die Geister schwebten durch die Luft auf das Cockpit herunter, brüllten und fluchten, zeterten und lachten häßlich. Was sich da über die beiden Frauen und den Professor hermachen wollte, ließ sich nicht mit menschlichen Maßstäben messen, denn es war eine direkte Ausgeburt der Hölle. Von allen Seiten rückten die scheußlichen Gestalten auf sie zu. Fauliger Gestank breitete sich aus.
    Zamorra richtete sich blitzschnell auf.
    »Zurück!« schrie er. Er nahm das Amulett hoch und hielt es ihnen entgegen.
    Zwei, drei Geistermatrosen blieben stehen und klappten die widerwärtigen Münder auf. Aber die übrigen schlossen einen Kreis um Zamorra und die Saldana-Schwestern, hoben die Säbel…
    Zamorra drehte sich um die eigene Achse. Dadurch bewirkte er, daß die magische Kraft des

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