Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0013 - Die Knochengrube

0013 - Die Knochengrube

Titel: 0013 - Die Knochengrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Friedrichs
Vom Netzwerk:
daß sie um kurz nach vier Uhr Bordeaux erreichten und eine halbe Stunde darauf in Arcachon eintrafen. Drohende Gewitterwolken hatten sich über dem Städtchen an der Atlantikküste zusammengezogen. Es gab keinen Menschen, der um diese Zeit auf den Straßen oder im Hafen unterwegs war. Der einzige, der berufshalber auf den Beinen sein mußte, war der junge Mann von der Schiffsvermietung.
    Nicole erklärte ihm, daß sie Zamorra suche.
    »Meinetwegen«, erwiderte der junge Mann, »mir ist bekannt, daß Sie vorgestern mit dem Monsieur zusammen schon einmal hinausgefahren sind. Sie wissen, wie die ›Quimper‹ aussieht, und ich will Ihnen auch gern den zweitbesten Kahn geben, den wir haben. Bloß – wie wollen Sie ihn finden, wenn Sie seine Position nicht haben?«
    »Lassen Sie das unsere Sorge sein«, gab Nicole keck zurück.
    »Moment«, wandte Bill Fleming ein. »Er hat recht. Ohne eine zumindest ungefähre Positionsangabe können wir tagelang auf dem Meer umherirren, ohne auch nur den Schatten des Professors auszumachen. Sagen Sie, wie können wir in der Richtung etwas herauskriegen?« Der letzte Satz war an den jungen Mann gerichtet.
    »Hm, das ist schwierig. Mir hat er nichts gesagt.«
    »Haben Sie ein Funkgerät?«
    »Erraten. Aber ich habe da wenig Hoffnung…«
    Fleming verlieh seinem Wunsch mit einer Zehndollarnote Nachdruck. »Tun Sie mir den Gefallen. Lassen Sie einen Ruf an die ›Quimper‹ los.«
    Der junge Mann steckte den Schein ein, bat sie in sein einfaches Büro und klemmte sich an den Funkapparat. Er probierte die Frequenz der Motorjacht und noch einige andere Wellenbereiche aus, auf denen Zamorra eventuell zu erreichen war – vergebens. Die »Quimper« meldete sich nicht.
    »Habe ich ja gesagt«, meinte der Franzose. »Sie warten am besten, bis er zurückkehrt.«
    »Auf keinen Fall«, versetzte Nicole.
    »Probieren Sie es mal bei der Küstenwacht«, schlug Bill vor.
    »Da habe ich auch wenig Hoffnung.«
    »Schön und gut, aber eine Anfrage kostet doch nichts.«
    »Hm, also gut, einverstanden«, brummte der junge Mann und schielte vergebens nach Bill Flemings rechter Hand, die zuvor den Zehndollarschein mit faszinierender Geschicklichkeit aus der Innentasche des Jacketts gefischt hatte.
    Die Station der Küstenwacht war mit einem Funker besetzt, der ein ausgesprochen lautes Organ hatte. Der junge Mann mußte den Lautsprecher leiser schalten. Erst danach wurden die Worte verständlich.
    »Von der ›Quimper‹ sind wir sechsmal angerufen worden«, verkündete der Beamte leidenschaftslos. »Natürlich war es jedesmal eine andere Position, aber ihr könnt sie euch meinetwegen alle aufschreiben. Ich diktiere…«
    Bill tippte den Franzosen an. »Wir brauchen nur die letzte.«
    »Also bitte: 14-45 Nord, 8-0-3-0 West.«
    »Danke.«
    Wenige Minuten später kletterten sie an Bord einer Jacht, die der »Quimper« außer einigen Bruttoregistertonnen und Pferdestärken nur darin nachstand, daß sie über keine Taucherausrüstung verfügte. Bill Fleming blätterte dem Jungen Mann eine ansehnliche Anzahlung in die Hände. Dann startete er die Maschinen, verfolgte das Ablegemanöver vom Ruder aus und ließ die Jacht vom Kai in die Mitte des Hafenbeckens dümpeln.
    Fünf Uhr.
    Nicole Duval kam zu ihm ins Cockpit und schaute zu dem Leuchtfeuer von Cap Ferrat hinüber. »Was halten Sie vom Wetter, Bill?«
    »Wenn es sich nicht verschlechtert, können wir unbesorgt reisen«, erwiderte der Historiker. Er hatte einige Erfahrung im Umgang mit Schiffen. Das balkenlose Element faszinierte ihn fast so wie seinen Freund Zamorra, segeln und Motorboot fahren gehörten zu seinen Hobbys.
    Sie stießen nach West-Südwest vor.
    Die Gewitterwolken bewegten sie landeinwärts. Aber noch fünf bis sechs Meilen von der Küste entfernt folgte das Donnergrollen jedesmal unmittelbar auf das Zucken des Blitzes. Die Sekretärin des Professors beobachtete argwöhnisch die Wolkenballung und die elektrischen Entladungsvorgänge. Sehr geheuer war ihr die Sache nicht.
    Gegen sieben Uhr hatte sich ihre Stimmung etwas gebessert. Die Wolkenberge hatten sich verzogen, der Morgen graute. Träge verzogen sich die Schatten der Dämmerung, um den ersten Sonnenstrahlen Platz zu machen.
    »14-45 Nord, 8-0-3-0 West«, sagte Bill. »Wir sind fast da, Nicole.«
    »Und von der ›Quimper‹ keine Spur.«
    »Nach der letzten Positionsmeldung kann Zamorra selbstverständlich noch etliche Meilen weitergefahren sein.«
    Nicole Duval suchte den Horizont mit dem

Weitere Kostenlose Bücher