0013 - Ich bezwang den »Lächler«
Falle. Mich beherrschte ein einziger Gedanke. Es durfte in diesem vollen Lokal keinen Schußwechsel geben, bei dem jeder der Besucher gefährdet war.
Noch hatte der ›Lächler‹ unsere Gruppe nicht gesehen. Allerdings steuerte er sicher über die Tanzfläche auf uns zu. Er wußte also, wo wir uns befanden.
Neben mir zog einer von Crainewoods Bewachern den Colt. Ich schlug ihm scharf aufs Handgelenk. Er ließ die Waffe fallen. Crainewood sah im Gesicht aus wie weißer Käse.
»Da ist 'ne Tür!« sagte Phil hastig. »Steht ›privat‹ daran!«
»Rennt!« schrie ich die Crainewood-Leute an. Crainewood sprang so heftig auf, daß sein Stuhl umstürzte. Und er war der erste, der auf die Tür zurannte.
»Geh mit ihnen«, sagte ich zu Phil. »Sorg dafür, daß sie keine Dummheiten anstellen. Vielleicht ist da oben ein Telefon. Ruf an!«
Beim letzten Wort lief ich schon. Die Bartheke war schräg gegenüber. Von ihr aus hatte ich einen Überblick über das ganze Lokal, konnte gleichzeitig den Zugang zu der Tür sperren, und hinter ihr fand ich vor allen Dingen leidliche Deckung.
Ich lief also quer durch den Raum. In diesem Augenblick mußten mich Bender und seine Leute sehen können, und wenn einer von ihnen am Abzug rührte, war ich wahrscheinlich geliefert.
Zehn Schritte mit Höchstfahrt, dann die Hände auf die Platte, ein Sprung, eine Flanke, und ich landete hinter der Theke, allerdings auf etwas Weichem, das jämmerlich zu schreien anfing.
»Schnauze!« sagte ich, tauchte aus der Hocke hoch und schob die Nase über den Thekenrand. Bender kam, nur noch ein paar Yard entfernt, heran. Von Phil und den Crainewood-Männern war nichts mehr zu sehen. Die Tür pendelte offen in den Angeln.
Ich legte die .38er zurecht. Das Schreien der Leute war verstummt. Wie die Hühner drückten sie sich an die Wände. Eine Frau wimmerte hysterisch.
»Stop, Joe!« befahl ich nicht mal laut.
Er blieb stehen und wandte mir sein Gesicht zu, ein hartes, brutales Gangstergesicht.
»Sie geraten mir verdammt oft in die Quere G-man«, sagte er. »Zu oft!«
»Jede Frechheit hat Grenzen, Bender. Sie werden zu frech!«
»Das hier geht Sie nichts an, G-man. Ich brauche Crainewood. Kümmern Sie sich nicht darum.«
»Geht nicht, Bender. Ich habe von Beruf etwas dagegen, wenn Leute umgebracht werden.«
»Sie werden es nicht verhindern können.«
»Meinen Sie«, sagte ich und hob den ,38er an. Er biß sich auf die Unterlippe.
»Sie sind selbst schuld, wenn hier eine Schießerei losgeht«, erklärte er. »Wir haben draußen auf Crainewood gewartet, und wir hätten es draußen erledigt, aber dann sah mein Mann im Lokal, wie Sie hier erschienen, und wir mußten unsere Pläne umstoßen.«
»Aus den Plänen wird nichts. Hauen Sie ab, Joe!«
»Ein Zeichen von mir, und der Tanz geht los«, gab er zu bedenken.
»Geben Sie das Zeichen, und Sie sind ein toter Mann.«
Er zog eine Augenbraue hoch. »Glauben Sie, ich hätte mehr Angst vorm Sterben als Sie, G-man?«
Die Verhandlungen schienen sich zuzuspitzen. Ich wußte nur, daß es nicht zu einem Kugelwechsel kommen durfte, und ich wäre in diesem Augenblick bereit gewesen, ein ganzes Zuchthaus laufen zu lassen, um die Leute im Raum aus der Gefahr zu halten.
»Hören Sie zu, Bender«, setzte ich ihm auseinander. »Ich will hier keine Schießerei. Aus diesem Grunde versuche ich auch nicht, Sie festzunehmen oder umzulegen. Sie wollen Crainewood, weil Sie sich an seine Stelle setzen wollen. Ich war vor ein paar Stunden dabei, als zwei von Crainewoods Männern Nat Thomas und Abott erschossen. Einen fingen wir, und er gestand, daß Crainewood ihn geschickt habe. Der schöne James ist erledigt. Wir stellen ihn wegen Anstiftung zum Mord vor den Richter. Ich kann Ihnen nur raten: Gehen Sie! Wenn dort oben ein Telefon ist, hat Phil längst das Hauptquartier angerufen. Jeden Augenblick können ein paar Wagen voll Cops auftauchen und dann ist Schluß mit euch allen.«
Er schien meine letzten Worte überhaupt nicht gehört zu haben. »Nat ist tot?« fragte er mit starrem Blick.
»Sie wußten es noch nicht? Ja, er ist tot.«
Leydo Marruzzi, der nur wenig hinter seinem Boß stand und jedes Wort verstanden hatte, zupfte Bender unruhig am Ärmel. »Der G-man hat recht, Boß«, flüsterte er. »Wenn wir Crainewood herausholen wollen, wird das 'ne harte Sache. Wir haben zwar die Telefonzentrale besetzt, aber vielleicht befindet sich irgendwo ein Apparat mit einem direkten Anschluß. Kommen Sie, Boß!«
Der
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