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0014 - Der schwarze Henker

0014 - Der schwarze Henker

Titel: 0014 - Der schwarze Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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rief Jack. »Wer kommt mit?« Niemand wollte ihn begleiten. »Feige Memmen seid ihr!«
    Cromwell stapfte los. Bald konnte ich ihn nicht mehr sehen. Seine Umrisse verschmolzen mit der Dunkelheit.
    Und dann hörten wir den Schrei.
    Gellend und spitz stach er in die Nacht. Er jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken. Neben mir flüsterte Glenda sinnlose Worte.
    Ich rannte los.
    Hetzte an den erstarrt dastehenden drei jungen Leuten vorbei und sprintete mit langen Schritten auf den Leichenacker. Bis zu den Knöcheln versanken meine Füße in der feuchten Erde.
    Ich spürte es gar nicht. Dafür sah ich etwas anderes.
    Es war schrecklich. Unbegreiflich grausam.
    Jack, hatte sich umgedreht und dabei den rechten Arm ausgestreckt. Seine zitternden Finger zeigten auf einen Gegenstand, der neben einem aufgewühlten Grab lag.
    Es war der Kopf eines Menschen.
    »Dad!« flüsterte Jack immer wieder. »Dad…«
    Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken, und ich wußte endgültig, daß der schwarze Henker kein Phantasiegebilde war…
    ***
    Die Szene war grotesk, grausam und makaber!
    Auch ich hatte Mühe, die Fassung zu bewahren, und ich war – verdammt noch mal – einiges gewohnt.
    Ich sah, wie Jack wankte. Mit zwei langen Schritten stand ich neben ihm und fing ihn im letzten Augenblick auf.
    Schwer sank er in meine ausgebreiteten Arme. Sein Gesicht war leichenblaß. Er hatte die Augen weit aufgerissen, und über seinen Lippen drangen unverständliche Satzfetzen.
    Ich bettete den jungen Mann ins Gras. Dabei warf ich einen Blick zu den anderen hinüber. Glenda Perkins stand bei ihnen. Was sie sagte, verstand ich nicht. Von Panik ergriffen machten die jungen Leute kehrt und liefen weg.
    Ich ging zu Glenda.
    Trotz der Dunkelheit sah ich, daß ihre Augen tränten. Auch mir lag ein dicker Kloß im Magen, aber ich mußte jetzt einen kühlen Kopf behalten, so schweres mir auch fiel.
    »Glenda«, sagte ich. »Reißen Sie sich um Himmels willen zusammen und schauen Sie nicht hin.«
    Sie nickte.
    »Sie können Auto fahren?«
    »Ja.« Die Antwort war nur ein Hauch.
    »Dann nehmen Sie meinen Bentley, und fahren Sie zurück in den Ort. Alarmieren Sie die Polizei. Sie sollen auch den Leichenwagen schicken und einen Arzt. Jack hat einen Schock bekommen.«
    »Es… es war sein Vater – nicht?«
    »Ja. Die Polizisten haben mir Mr. Cromwell beschrieben. Er ist der erste auf der Liste.«
    »Mein Gott«, flüsterte Glenda, »wie kann man nur so grausam sein.«
    Ich hob die Schultern. Es war nicht die erste Bluttat, mit der ich konfrontiert wurde. Und trotzdem, man gewöhnte sich nie daran. Ich bin ein Mensch und keine Maschine.
    Tief saugte ich die klare Nachtluft ein. Dann übergab ich Glenda meine Wagenschlüssel. Unsere Hände berührten sich dabei. Ihre Finger fühlten sich eiskalt an. »Fahren Sie vorsichtig!« schärfte ich ihr ein.
    Sie nickte. Dann ging sie mit schleppenden Schritten auf den Bentley zu. Ihr Kopf war nach vorn gesunken, die Schultern zuckten. Glenda Perkins weinte lautlos.
    Ich ging wieder zu Jack Cromwell. Nichts war mehr von seiner zur Schau getragenen Lässigkeit geblieben. Er war nur noch ein angstgepeitschtes, hilfloses Bündel.
    Ich sah die Flasche am Boden liegen, nahm sie auf, zog den Korken aus der Öffnung und ließ etwas Alkohol über die Lippen des jungen Mannes rinnen.
    Jack Cromwell begann zu schlucken.
    Zwei lange Lichtfinger streiften uns kurz, um dann wieder zu verschwinden. Glenda hatte den Wagen gewendet und fuhr zurück.
    So schwer es mir fiel, doch ich mußte mir den »Tatort« ansehen. Der Kopf lag auf dem Grab des Henkers. Auf den Gesichtszügen war immer noch das Entsetzen zu sehen, das den Toten in den letzten Augenblicken seines Lebens ergriffen hatte.
    Ein Windstoß fuhr über den Leichenacker und zerwühlte meine Haare. Im Mund spürte ich einen schlechten Geschmack. Da ich schon einmal hier war, wollte ich mir den Leichenacker genauer ansehen.
    Zwischen den mit Moos überwucherten Grabsteinen schritt ich einher. Dieser Friedhof war die letzte Ruhestätte für Verbrecher und Soldaten. Einheimische lagen hier nicht begraben. Sie wurden nach den christlichen Gesetzen bestattet.
    Das Raunen des Nachtwindes war die schaurige Melodie, die mich begleitete.
    Ich verspürte Lust auf eine Zigarette und wollte mir ein Stäbchen anstecken. Doch Rauchen im Wald ist zu gefährlich, außerdem ist es verboten.
    Ich schritt unter den Ästen der Bäume einher, sah einen verfallenen Zaun und entdeckte auch

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