0014 - Ich eroberte die Gangsterfestung
zuliebe die Finger von dreckigen Geschäften gelassen, stimmt's?«
»Haargenau«, nickte er. »Geben Sie mir noch eine Zigarette?«
»Sicher. Da.«
Ich reichte ihm auch Feuer. Er rauchte schnell und hastig. Ich wartete.
»Verdammt, ich verstehe heute noch nicht, wie sie mich gefunden haben«, sagte er. »Sie saßen in Chicago, was suchen sie auf einmal hier? Das verstehe ich nicht.«
»Ich komme nicht ganz mit«, gab ich zu verstehen.
»Ich war vor acht oder neun Jahren bei der Woosley-Gang. Sie haben sicher davon gehört. Die Leute demolierten im Aufträge von Konkurrenzfirmen Läden und Warenhäuser, was sie sich fabelhaft bezahlen ließen. Ich war nur zweimal dabei, dann widerte mich der Laden an. Macht keine Laune, wenn man im Krieg genug von zerschlagenen Dingen gesehen hat. Na, zum Glück lernte ich dann das Mädchen kennen. Sie brachte mich auf ‘ne vernünftige Bahn. Ich verdrückte mich- mit ihr bei Nacht und Nebel und kam hierher nach New York. Ein paar Wochen später las ich in der Zeitung, daß die Woosley-Gang in Chicago ihren ersten Banküberfall versucht hatte. Dabei waren zwei Angestellte angeschossen worden. Einer starb im Krankenhaus. Ich dankte dem Himmel, daß ich nicht mehr dabei war. Sie erwischten alle. Der Boß wurde zu zehn Jahren verknackt, die anderen bekamen ein bißchen weniger, nur einer kam auf den Stuhl, weil er geschossen hatte.«
In meinem’ Gehirn schaltete etwas. Wenn mir der Mann diese Geschichte erzählte, mußte er seinen Grund haben. Er hatte gesagt, daß man den Gangsterchef seinerzeit zu zehn Jahren verurteilt hatte. Jetzt waren acht vergangen — das war schon möglich, zwei Jahre wegen guter Führung ausgesetzt, das gibt es öfters.
»Heute waren sie plötzlich wieder da«, fing der Riese wieder an. »Ich stand vor der Treppe, wie es meine Aufgabe ist, da kamen sie.«
»In einem Auto?« fragte ich gespannt.
»Ja, ein hellgrauer Ford.«
Ich schaltete alles auf höchste Alarmbereitschaft. Ein hellgrauer Ford! Sicher gibt es tausend hellgraue Ford in New York, aber nicht in jedem sitzen Gangster.
»Was wollten sie?«
»Sie stiegen aus. Es waren Billy und Bob. Sie waren damals schon unzertrennlich. Als ich sie sah, wollte ich schnell ins Haus, aber sie hatten mich schon entdeckt. Bob kam heran und drückte mir seine Kanone in die Seite. Ob ich keine Lust hätte, mit ihnen ein Stück spazieren zu fahren. Wir hätten uns doch nach so vielen Jahren sicher manches zu erzählen. Na, ich war nicht erpicht darauf, aber was blieb mir übrig? Ich tat so, als ob ich mich freute, sie wiederzusehen, und ging zu dem Wagen. Als ich ein bißchen Bewegungsfreiheit hatte, knallte ich Bob eins vor den Punkt. Er taumelte zurück und schlug mit dem Hinterkopf an die Hauswand. Ich hatte keine Zeit auf ihn zu achten, denn ich mußte mich mit Billy beschäftigen. Billy war noch nie ein schlechter Schläger, und ich mußte allerhand einstecken. Dann kamen Gäste heraus aus dem Lokal, weil sie den Lärm hörten. Da brauste das Auto ab. Ich erwischte Billy mit einem Uppercut, und er legte sich auf den Bürgersteig. Bob lag noch immer an der Hauswand. Als ich ihn untersuchte, merkte ich, daß er tot war. Er muß unglücklich gefallen sein, sein Hinterkopf war von der Treppenkante eingedrückt. Dann kam der Inhaber der Bar, besah sich die Bescherung, schimpfte fürchterlich und rief die Polizei an. So war das.«
Ich nickte vor mich hin.
»Okay, man wird Ihnen nichts wollen können. Sie haben in Notwehr gehandelt. Daß der Mann unglücklich fiel, isl schließlich nicht Ihre Schuld gewesen. Sie haben mit keiner tödlichen Waffe gekämpft, sondern nur Ihre Fäuste gebraucht. Das ist im Falle der Notwehr niemals zu bestrafen. Ich werde sehen, was ich für Sie tun kann. Aber nur, wenn Sie mir einen Gefallen tun.«
Der Riese wurde weich wie Butter an der Sonne.
»Ich tue, was Sie wollen, Mister G-man, aber helfen Sie mir. Ich dachte, ich hätte jetzt endlich die Vergangenheit hinter mir, soll denn jetzt das ganze Theater von vorn losgehen? Ich habe drei Kinder, meine Frau und ich wir verstehen uns gut — glauben Sie, daß ich jetzt noch für etwas bestraft werden kann, was vor acht Jahren schon war?«
»Wenn Sie damals nicht an besonders schweren Sachen teilgenommen haben, werden Sie mit ein paar Monaten davonkommen. Und ich werde mich dafür einsetzen, daß man Ihnen auch die noch auf Bewährung aussetzt. Aber wie gesagt, Sie müssen mir auch helfen.«
»Tu ich, Mister! Tu ich ganz
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