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0016 - Das Mädchen von Atlantis

0016 - Das Mädchen von Atlantis

Titel: 0016 - Das Mädchen von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Durstig trank ich es leer. Drei, vier Feuerwehrwagen rasten heran. Ich wurde mitsamt der Trage von der Hauswand weggeschoben und konnte sehen, wie die langen Flammenzungen aus den Fenstern loderten. Leiter fuhren hoch. Aus armdicken Rohren schossen weiße Schaumstrahlen in die Flammen. Die Bond Street war teilweise abgesperrt worden. Polizeiwagen standen auf der breiten Straße. Geisterhaft glitt ihr Blaulicht über die Fassaden der Häuser. Ich strich über mein Haar. An der Stirn war es weggebrannt. Das andere fühlte sich an wie Stroh. Obwohl hinter mir eine regelrechte Hölle lag, fühlte ich mich nicht so schlapp, daß ich unbedingt liegen bleiben mußte.
    Ich stand von der Trage auf. Ein Sanitäter wollte mich zurückhalten, doch ich pfiff ihn an. Hastig trat er zur Seite. Ich glaubte, in meinen Knien Pudding zu haben. Im ersten Moment wurde mir schwindlig, und fast wäre ich zurück auf die Trage gefallen, doch der eiserne Wille hielt mich aufrecht. Ich konnte es mir nicht leisten, schlappzumachen. Zuviel stand auf dem Spiel. Ich hatte immer noch nicht herausgefunden, wo sich Jane Collins befand und was dieser Azarin tatsächlich vorhatte. Das sollte mir Marga sagen. Ich mußte mit der Frau reden. Es ging kein Weg daran vorbei, wenn andere Menschenleben gerettet werden sollten.
    Meine Kleidung war völlig verbrannt. Sie hing nur noch in Fetzen von meinem Körper. Die Härchen auf der Haut hatte das Feuer weggeschmort, ebenso einen Teil der Augenbrauen. Riß bedeckte mein Gesicht, aber Hautverbrennungen hatte ich nicht. Ich war wohl gerade noch gerettet worden, im Gegensatz zu Marga. Zu ihrer Rettung waren die Helfer einige Sekunden zu spät gekommen.
    Die Frau war mit der Trage in einen Krankenwagen geschoben worden. Er stand etwas abseits. Die hinteren Türen waren geschlossen. Als ich auf den Wagen zutrat, verwehrte mir ein Uniformierter den Zutritt.
    »Tut mir leid, Sir, aber Doc Hanson ist nicht zu sprechen.« Ich schaute den Mann an. Er handelte in gutem Glauben. Auf eine große Diskussion ließ ich mich nicht erst lange ein, sondern tat das, was ich sonst lieber vermied. Ich zeigte ihm meinen Sonderausweis.
    Dieses Dokument ist vom Innenminister persönlich ausgestellt worden. Es gab mir zahlreiche Vollmachten, öffnete mir Tür und Tor.
    Der Polizist besah sich den Ausweis, wurde blaß, sah mich an und gab mir das Papier zurück. »Bitte, Sir.« Er öffnete mir die Tür.
    Hastig drehte Doc Hanson den Kopf. »Ich habe Ihnen doch gesagt, daß ich niemanden hier sehen will!« schimpfte er. »Verschwinden Sie, Mister!«
    Ich tat das Gegenteil und schloß die Tür von innen. Der Arzt sah mich groß an.
    »Sind Sie wahnsinnig, Mister?« keuchte er.
    »Ich muß mit der Frau reden!«
    »Raus!« brüllte der Doc.
    Er war der Typ Militärarzt. Hartes, scharfgeschnittenes Gesicht, graues Haar und einen roten Kopf. Wieder zeigte ich meinen Ausweis vor. Er warf ihn in die Ecke.
    Ich begann zu kochen. Und dann schrie ich ihn an. »Jetzt hören Sie mir mal zu, Doc. Wenn ich nicht mehr mit der Verletzten sprechen kann, dann passiert ein Unglück. Dann werden mehr Menschen sterben, als Sie in Ihrem Leben vor dem Tod bewahrt haben. Glauben Sie vielleicht, ich komme hier zum Vergnügen in den Wagen? Bestimmt nicht!«
    Hanson verstand die Sprache. »Okay«, sagte er. »Sie können mit der Patientin sprechen. Ich habe ihr eine Spritze gegeben. Die ersten Schmerzen ist sie los.«
    Der Arzt setzte sich auf einen kleinen Klappstuhl und überließ mir seinen Platz.
    Ich beugte mich über die Frau. Von ihrem Gesicht war kaum etwas zu erkennen. Eingesalbte Tücher verdeckten die schrecklichen Brandwunden. Nur die Sinnesorgane lagen frei. Marga war bei Bewußtsein, und ein Funke des Erkennens blitzte in ihren Augen auf, als sie mich sah.
    »Ich bin es«, sagte ich leise.
    Ihre Lippen formten Worte. »Muß – muß ich jetzt sterben?«
    »Nein.«
    »Sie lügen. Ich spüre es, daß der Tod kommt. Ich spüre es sehr deutlich. Ich habe verflucht gelebt und sterbe auch verflucht. Das wollte ich Ihnen noch sagen.«
    »Ich möchte aber noch mehr wissen.«
    »Das kann ich mir denken.«
    »Wollen Sie mir helfen?«
    Sie gab keine Antwort.
    »Helfen Sie mir«, bat ich. »Jetzt, in der Stunde Ihres Todes können Sie vielleicht vieles wiedergutmachen.«
    »Sie – Sie haben gewonnen. Also los. Fragen Sie. Aber beeilen Sie sich. Viel Zeit habe ich nicht mehr.«
    »Wo befindet sich Jane Collins jetzt? Hat Azarin sie entführt?«
    »Ja. Auf –

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