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0017 - Ich gab ihm eine Chance

0017 - Ich gab ihm eine Chance

Titel: 0017 - Ich gab ihm eine Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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fragte ich ein bißchen scharf: »Warum erzählen Sie uns eigentlich diese Geschichte?«
    Sie spielte nervös mit dem Verschluß ihres Handtäschchens. Erst nach langer Pause antwortete sie: »Weil ich glaube, daß Steve Allan erschossen hat.«
    Pa war’s heraus.
    Sie stand auf und sagte: »Ich möchte jetzt gehen. Wenn Sie mich brauchen — bitte, Sie kennen ja Allans Adresse.«
    Ich nickte. Eigentlich hatte ich sie noch einiges fragen wollen. Aber die Frau war jetzt nicht in der Verfassung, meine Fragen zu beantworten, das konnte man auf den ersten Blick sehen.
    »Soll ich Sie nach Hause fahren?« fragte Phil, der für solche Sachen das richtige Gespür hatte. Er wartete die Antwort erst gar nicht ab, sondern fügte gleich hinzu: »Kommen Sie, ich bringe Sie nach Hause.«
    Er begleitete sie hinaus. Ich aber nahm mir die Personalakte Steve Colling vor.
    ***
    Ich mochte etwa eine halbe Stunde an der Akte gesessen haben, als Bill Moore eintrat.
    »Hallo, Jerry!« sagte er.
    »Hallo, Bill!« erwiderte ich. »Was Besonderes?«
    Bill versicherte zu betont: »Nein! Nein,wirklich nicht. Wollte nur mal sehen, was du so machst.«
    »Fein, alter Junge. Komm, setze dich. Rauchen wir eine Zigarette. Ich habe eine kleine Pause sowieso nötig.«
    Bill setzte ich. Ich bot ihm eine Marlboro an und gab ihm Feuer. Er rutschte unruhig auf seinem Platz hin und her. Na, wenn er etwas wollte, mußte er schon selbst damit herauskommen.
    Eine Weile unterhielten wir uns über einige gleichgültige Dinge, dann steuerte er vorsichtig auf sein Ziel los.
    »Du, Jerry«, fing er an.
    »Ja, Bill?«
    »Ich hätte mal eine Frage. So unter uns, verstehst du?«
    »Natürlich. Was hast du denn auf dem Herzen?«
    »Nimm mal an, ich hätte am Samstagabend etwas gesehen, was — eh — sagen wir, was mir komisch vorkam. Müßte ich dir das sagen, wo du doch den Fall bearbeitest?«
    Ich klopfte sorgfältig die Asche von meiner Zigarette ab.
    »Bill«, sagte ich langsam. »Ich will die Frage mal umdrehen: Stell dir vor, du müßtest den Fall bearbeiten und ich hätte was gesehen oder beobachtet. Womit würdest du rechnen? Na, ganz ehrlich?«
    Er hhob den Kopf und sah mich verzweifelt an.
    »Das ist es gerade!« sagte er trostlos. »Ich würde natürlich erwarten, daß du es mir sagst! Schließlich sind wir doch Kameraden!«
    »Eben«, nickte ich.
    »Aber wenn ich es sage, dann sieht es wieder so aus, als wollte ich einen von uns reinreißen!« platzte er heraus.
    »Sieh mal an«, sagte ich langsam. »Es betrifft also einen von uns.«
    »Sonst hätte ich es dir gleich gesagt. Den ganzen -Sonntag über hat es mich nicht in Ruhe gelassen. Immer wieder habe ich mich gefragt, was ich tun sollte. Heute nacht habe ich kaum geschlafen. Und jetzt weiß ich es immer noch nicht.«
    »Ich kann dir nicht raten«, sagte ich. »Aber du weißt so gut wie ich, um was es geht: Allan ist ermordet worden. Er war auch unser Kamerad, genauso wie der, den du jetzt nicht reinreißen willst!« .
    Bill zog an seinen Fingern.
    »Stimmt«, sagte er. »Aber es ist ja sowieso Nonsens, denn von uns kann es doch gar keiner gewesen sein, nicht wahr?«
    Ich schüttelte ernst den Kopf. »Doch. Leider kann es sehr gut einer von unseren Leuten gewesen sein.«
    »Oh!« Er schwieg betroffen, dann rückte er mit der Sprache heraus: »Ich sah Less Hardy im Garten, wie er etwas verscharrte.«
    »Verscharrte?«
    »Ja.«
    »Wann sahst du ihn?«
    »Na, so kurz nach neun. Die englische Spieluhr im Wohnzimmer hatte ich noch schlagen hören, bevor ich hinausgegangen war.«
    »Hat er dich bemerkt?«
    »Nein., Ich sprach ihn auch nicht an, weil ich merkte, daß er etwas Heimliches tat. Na, es ist nicht meine Art, indiskret zu sein. Ich dachte doch an nichts Schlimmes.«
    »Natürlich nicht. Das war alles, was du mir sagen wolltest?«
    »Ja.«
    »Okay. Hast du danach Allan gesehen?«
    »Nein. Nicht mehr.«
    »Welchen Weg bist du gegangen? Hinaus in den Garten?«
    »Hinaus und wieder hinein, beide Male durch die Haustür.«
    »Über die Veranda bist du später auch nicht mehr gekommen?«
    »Nein.«
    »Kannst du mir ungefähr die Stelle beschreiben, wo Less Hardy etwas verscharrte?«
    »Es war rechts vom Haus, wenn man von der Straße hersah. Ungefähr am Waldrand.«
    »Gut, vielen Dank.«
    »Bitte, Jerry. Und — nicht wahr, du sagst es keinem, daß ich es dir erzählt habe? Die anderen könnten dann vielleicht doch denken, daß ich Less…«
    Ich beruhigte ihn: »Keine Angst, ich sage es keinem.

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