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0017 - Ich gab ihm eine Chance

0017 - Ich gab ihm eine Chance

Titel: 0017 - Ich gab ihm eine Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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zurückzuschicken. Aber das hatte noch Zeit.
    Ich nahm den Telefonhörer ab und ließ mich mit der Anatomie verbinden. Nach kurzer Zeit hatte ich den Doktor am Apparat. Er hatte seit Mitternacht ununterbrochen gearbeitet. Man sollte das gebührend heraussteilen, denn was wären wir Kriminalisten ohne unsere unsichtbaren Helfer?
    »Hallo, Doc!« rief ich. »Wie geht’s?«
    »Wie’s einem Menschen geht, der zehn Stunden nicht von den Beinen kam! Haben Sie etwas Neues, Cotton?«
    »Kaum. Haben Sie etwas, Doc?«
    »Ich darf Sie wiederholen, Cotton: Kaum.«
    »Haben Sie endlich das mysteriöse Geschoß gefunden?«
    »Nein, Cotton.«
    Ich schwieg einen Augenblick. Das hatte ich wirklich nicht erwartet.
    »Es ist überhaupt eine recht seltsame Geschichte«, sagte der Doktor am anderen Ende der Strippe.
    »Was ist seltsam?«
    »Das mit dem Geschoß. Der Schußkanal wird nämlich am Ende immer enger. An der Einschußstelle könnte man sagen Kaliber sieben bis neun Millimeter. Am Ende des Schußkanals müßte man sagen Kaliber fünf bis sieben Millimeter.«
    »Kann es nicht doch irgendeine Hiebwaffe gewesen sein? Ein Stilett oder so etwas?«
    »Nein, ich bleibe dabei, daß es ein Schuß war. Aber es muß eben irgendein neuartiges Geschoß gewesen sein! Irgend etwas Neues, so daß wir nicht darauf kommen! Das herauszufinden wird Ihre Aufgabe sein, Cotton!«
    »Vielen Dank, Doc. Ich werde mir Mühe geben. Sonst ist alles wie üblich?«
    »Ja. Der Tod wurde zweifelsfrei durch den Schuß hervorgerufen. Eine andere Ursache gibt es nicht.«
    »Okay. Wann trat der Tod genau ein?«
    »Ich möchte sagen: zwischen zwanzig Uhr fünfundvierzig und einundzwanzig Uhr dreißig gestern abend.«
    »Die Zeiten sind zuverlässig?«
    »Absolut. Es war auf keinen Fall früher und ebenso auf keinen Fall später.«
    »Okay. Wie verläuft der Schußkanal?«
    »Genau waagerecht.«
    »Gut. Wann schicken Sie mir das Protokoll?«
    »Ich bin mit der Obduktion gerade fertig geworden. Ich wollte jetzt erst einmal ein paar Stunden schlafen, Cotton.«
    »Ja, ja, natürlich, Doc. Vielen Dank, daß Sie sich überhaupt so eine große Mühe gemacht haben. Wenn ich das Protokoll am Montagnachmittag kriege, bin ich damit zufrieden. Machen Sie Sonntag, Doc.«
    »Fein, Cotton, das ist nett von Ihnen. Also dann bis morgen!«
    »Yeah, so long, Doc.«
    Ich hängte den Hörer auf. In mir war etwas eingeschnappt. Phil kannte mich, er sah es. Er fragte erschrocken: »Was ist los, Jerry?«
    »Ich sage dir, Phil: Es war einer von uns!«
    Er starrte mich entgeistert an.
    »Aber das ist doch unmöglich!«
    »Hab’ ich auch gedacht. Aber es gibt gar keine andere Möglichkeit mehr. Komm, wir haben zu tun, daß wir ins Schwitzen kommen werden.«
    »Okay.«
    Und dann legten wir uns ins Zeug.
    Wir telefonierten sage und schreibe über vier Stunden lang, dann sagte ich: »Okay. Jetzt ist die letzte Hoffnung vorbei, daß es doch ein Fremder gewesen sein könnte. Es steht jetzt für mich fest, daß es einer von uns war. Einer von den G-men, die gestern abend bei Robby im Haus waren.«
    ***
    Am nächsten Morgen kamen wir wie üblich ins Büro. Phil kam gleich zu mir und fragte: »Wie gehen wir jetzt vor?«
    »Ganz einfach«, sagte ich. »Wir setzen uns hin und denken erst einmal nach.«
    »Wunderbar«, grinste Phil, indem er sich auf einen Stuhl warf. »Also denken wir! Aber was denken wir denn, Jerry?«
    Ich zündete mir meine Morgenzigarette an. Dabei sagte ich: »Zuerst denke ich, was von uns geklärt werden muß, und da stoße ich vornehmlich auf drei Dinge.«
    »Gleich drei?«
    »Ja. Und zwar sind es diese: Wer ist der Täter? Warum erschoß er Allan? Also sein Motiv. Und drittens: Wie tötete er ihn? Wie konnte das Geschoß verschwinden, das doch einmal dagewesen sein muß?«
    »Na, das ist ja nicht viel.«
    Phil raufte sich verzweifelt die Haare.
    »Nur nicht so mutlos!« redete ich ihm zu. »Die dritte Frage können wir vorläufig vernachlässigen. Haben wir den Täter, dann können wir uns immer noch den Kopf zerbrechen, wie er es getan hat. Am wichtigsten ist der Täter und sein Motiv, weil es uns zum Täter führen kann. Diese beiden Fragen stehen im Vordergrund des Interesses.«
    »Das ist alles gut und schön. Aber wenn du mir ganz konkret sagen könntest, was ich tun soll in dieser lausigen Geschichte, dann wäre mir wohler.«
    »Bitte, kannst du haben! Geh zum Chef und bitte insgeheim um die Auslieferung sämtlicher Personalakten von allen Leuten, die am Samstagabend

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