0018 - Die Rebellen von Tuglan
dann war das plastische und naturgetreue Bild einer Brücke zu erkennen, die über einen Fluß führte. Eine große Menschenmenge umringte einen Wagen, vor dem ein Tuglant stand. Sie riefen laut und begeistert, jubelten dem Tuglanten zu und wiederholten dauernd ihre Forderung: „Nieder mit Alban und seinen Freunden, den Arkoniden! Es lebe Lord Daros, unser Befreier!"
Rhodan sah sofort, daß der Mann dort auf dem Stereofilm mit Daros identisch war. Der Rebell unter seinen Anhängern. Konnte es einen besseren Beweis geben?
Es tat ihm irgendwie leid. Aber hier ging es nicht um Gefühle, sondern lediglich darum, die Macht der Arkoniden auszubauen. Nachsicht bedeutete Schwäche. Und Schwäche war nichts als Untergang und Dekadenz.
„Daros, ich muß Sie leider festnehmen. Das Imperium duldet keinen Ungehorsam. Sie gestatten, Alban, daß ich Ihren Bruder in Gewahrsam nehme. Wir haben an Bord unseres Schiffes sichere Zellen."
„Wenn es sein muß", zögerte Alban mit seiner Zustimmung und sagte dann zu Daros: „Warum hast du mich beschuldigt? So blieb mir keine andere Wahl, als mich zu verteidigen."
„Du Verräter!" gab Daros zur Antwort und nickte Rhodan zu. „Ich bin bereit. Mögen Sie sich selbst eines Tages diesen Irrtum verzeihen, wenn es nicht zu spät ist."
Schweigend schritten Rhodan und Bully mit ihrem Gefangenen aus dem Saal. Lord Alban sah ihnen unentwegt nach. Nur in seinen Augenwinkeln zuckte es triumphierend.
*
Irgendwo in einem geräumigen Keller versammelten sich die Rebellen, aber es waren keine Rebellen gegen das arkonidische Imperium, sondern jene Tuglanten, die mit Albans hinterhältiger Politik nicht einverstanden waren. Sie wollten an der bestehenden Ordnung nichts ändern, sondern nur dafür sorgen, daß sie bestehen blieb. Daros sollte der neue Lord werden, denn Daros, das wußten sie, trat dafür ein, daß Tuglan im Verband des mächtigen Imperiums verblieb.
Daros wußte nichts von ihnen, denn er war kein Revolutionär. Er ahnte nicht, daß sein Bruder Feinde besaß, die ihn stürzen wollten, und er ahnte auch nicht, daß Kräfte dabei waren, Alban zu beseitigen, um ihn, Daros, auf den Thron zu setzen.
Unter den Versammelten befanden sich abenteuerliche Gestalten. Viele von ihnen gingen einem ehrbaren Beruf nach und galten als zuverlässige Staatsbürger, viele jedoch lebten verborgen in den Wäldern und warteten auf das Signal zum Aufstand. Sie trugen Waffen und waren bereit, sie einzusetzen, denn Alban hatte jedem Verräter mit dem Tod gedroht - und es war eine Drohung, die man ernst zu nehmen hatte. Denn wenn der Tyrann nicht davor zurückschreckte, seine eigenen Leute des Schauspiels wegen hinrichten zu lassen, so würde er sicherlich nicht zögern, seine persönlichen Feinde gnadenlos zu töten.
Durch eine Hintertür betrat ein Mann den Keller. Er war gedrungen und fast dick, aber seine Bewegungen verrieten eine erstaunliche Geschicklichkeit. Das violett schimmernde Haar war glatt zurückgestrichen und gab seinem Gesicht etwas Dämonisches. Man konnte sich sehr gut vorstellen, daß allein sein Anblick genügte, die Massen zu begeistern.
Kaum wurden die Rebellen seiner ansichtig, da murmelten sie im gedämpften Chor: „Es lebe der neue Lord Daros! Es lebe das Imperium der Arkoniden! Es lebe die Revolution gegen Alban, den Verräter der Einheit!"
Der Neuankömmling hob beide Hände wie beschwörend in die Höhe.
„Ich, Karolan, der Führer der Gerechten, habe euch etwas mitzuteilen. Der Tag der Freiheit ist nahe, aber noch steht uns die große Aufgabe bevor, Albans Schuld zu beweisen. Mit Geschick ist es dem Verräter gelungen, den Verdacht auf Daros zu lenken. Die Arkoniden haben Daros gefangengenommen. Was sollen wir tun?"
Für einen Augenblick herrschte bestürztes Schweigen, dann redeten alle durcheinander. Kein Wort war zu verstehen, bis jemand im Hintergrund mit überlauter Stimme rief: „Ihn befreien, Karolan! Wir werden Daros befreien!"
Karolan schüttelte den Kopf.
„Das wäre verkehrt, Freunde. Damit würden wir den Verdacht gegen ihn nur stärken. Wir könnten Alban keinen größeren Gefallen tun, als Daros zu befreien. In den Augen der Arkoniden wäre damit seine Schuld eindeutig, und wir müßten mit Vergeltungsmaßnahmen rechnen. Nein, es muß einen besseren Weg geben, einen diplomatischeren."
„Schicken wir eine Abordnung zu den Arkoniden", schlug ein anderer vor. Karolan nickte.
„Das klingt schon besser. Wer aber sagt uns, daß sie uns glauben
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