0019 - Das Horror-Taxi von New York
Teppich gelegt, der sich jetzt nicht mehr veränderte.
Folglich war das Taxi stehengeblieben.
In diesem Augenblick packte mich ein ungeheurer Lebenswille. Nein, ich wollte nicht sterben, nicht auf diese unmenschliche und grausame Weise.
Ich wollte leben!
Fernlicht!
Wieder blendeten mich die verdammten Scheinwerfer. Aber jetzt kämpfte ich. Man hatte mir die Füße nicht gefesselt. Das konnte meine einzige Chance sein.
Ich richtete mich in eine sitzende Stellung auf.
Da heulte der Motor regelrecht auf. Reifen radierten über den Asphalt.
Das Horror-Taxi raste los.
Ich saß noch, gab mir jetzt genug Schwung und kam auf die Knie. Es ging um Sekunden. Vielleicht um Bruchteile davon.
Hupen! Grell und grausam. Hart schnitt mir dieses Geräusch ins Ohr. Es sollte meinen Tod ankündigen.
Riesengroß tauchte der Wagen vor mir auf. Ich schaute nur in die blendenden, grellen Lichter, sammelte noch einmal all meine Kraft und stieß mich auf der zum Glück trockenen Straße ab.
Waagerecht flog ich durch die Luft. Noch nie im Leben war ich so verzweifelt gesprungen. Ich erwartete jeden Moment den mörderischen Schlag des Kotflügels, spürte statt dessen nur einen reißenden Luftzug, zog den Kopf in den Nacken, streckte die Schulter vor, und dann kam der Aufprall.
Die Schmerzwelle drang bis in die Zehen. Zum Glück hatte ich mich gut abgerollt, und auch der weiche Boden dämpfte den Fall. Ich war neben der Straße im Graben gelandet.
Mein Gesicht wühlte sich in den Dreck. Ich hatte den Mund nicht rasch genug geschlossen und hörte den Dreck zwischen den Zähnen knirschen.
Aber ich lebte.
Ein häßliches kreischendes Geräusch riß mich aus meinen Jubelträumen. Ich kannte diese Laute. Sie entstanden beim Bremsen.
Der Wagen kam zurück!
Ich mußte weg. So rasch wie möglich. Wenn ich gefunden wurde, hatte ich mit gefesselten Händen kaum eine Chance.
Wie ein Maulwurf wühlte ich mich aus dem Dreck. Es war gar nicht so einfach, mit gebundenen Gelenken hochzukommen.
Dann rannte ich. Stürmte förmlich hinein in ein mir unbekanntes Gebiet. Ich brach durch Buschwerk und Unterholz, riß mir die Kleidung auf, bekam Kratzer und Hautabschürfungen mit. Das alles störte mich nicht. Hauptsache, ich konnte entkommen.
Dann wurde mir die verdammte Dunkelheit zum Verhängnis. Ich sah das Loch nicht vor mir im Boden und stampfte genau mit dem rechten Fuß hinein.
Bis zum Knie versank ich im schlammigen Wasser. Der überraschte Schrei auf meinen Lippen erstickte. Das schmutzige Wasser spritzte mir bis ins Gesicht.
Mit den gefesselten Händen hatte ich mich instinktiv an einem Strauch festgehalten. Ich zog die Beine an, gab meinem Oberkörper Schwung und kam aus dem Loch frei. Doch diese Aktion hatte mich verdammt viel Kraft gekostet. Hinzu kam noch der lange Lauf.
Völlig ausgepumpt blieb ich liegen. Mir war jetzt alles egal. Um weiterlaufen zu können, mußte ich erst einmal wieder zu Kräften kommen.
Ich atmete durch den offenen Mund und wälzte mich mühsam auf die Seite, um in die Richtung zurückzuschauen, aus der ich gekommen war.
Noch sah ich von meinen Verfolgern nichts. Ich hatte jedoch keinen Grund zum Jubeln. Daß sie nicht aufgeben würden, konnte ich mir leicht vorstellen.
An meinen Gelenken fühlte ich es warm herablaufen. Die Nylonstricke hatten die Haut aufgescheuert, und aus den kleinen Wunden rann das Blut.
Bitter lachte ich auf. Diese Teufel hatten mich geschafft. Und ich war voller Optimismus in diese Stadt gekommen. Der Kampf wurde von Tag zu Tag härter und gnadenloser.
Über mir sah ich den Nachthimmel. Kein Stern funkelte. Nicht einmal die Scheibe des Mondes war zu sehen. Wolken verdeckten die Gestirne. Zum Glück war etwas Wind aufgekommen. Er strich über mein schweißfeuchtes, erhitztes Gesicht, brachte etwas Kühlung. Der Geruch von Gras und Laub lag in der Luft.
Dicht vor meinem Gesicht krabbelten einige fingergroße Käfer vorbei. Ehe sie auf meinen Mund einschwenken konnten, setzte ich mich mit einem Ruck auf.
Noch immer fühlte ich mich schwach und ausgepumpt, mehr tot als lebendig, aber in meinem Innern brannte wieder eine kleine Hoffnungsflamme. War ich meinen Verfolgern entkommen?
Nein, ich war es nicht!
Plötzlich hörte ich Stimmen, erkannte die des Spuks.
»Wir schlagen einen Kreis!« rief er. »Wer ihn hat, tötet ihn sofort!«
Es ging also weiter. Wie hatte ich nur denken können, es geschafft zu haben! Mühsam rappelte ich mich hoch und taumelte wieder in die Dunkelheit
Weitere Kostenlose Bücher