0019 - Ich - und der große Ausbruch
den zweiten Block schon von außen gestürmt, und Captain Pauls war vom Block I vorgerückt. Eigentlich war schon alles vorbei, als wir kamen. Es war auch kaum noch geschossen worden, nur ein paar Schreckschüsse von unseren Leuten, fast ausschließlich in die Luft.
Der Captain, den ich in diesem Augenblick zum erstenmal sah, hatte das Kommando an sich gerissen. Seine Befehle schnitten scharf durch die Luft, aber .sein Gesicht war bleich.
Aus allen Ecken und Winkeln, aus den unmöglichsten Deckungen wurden die Zuchthäusler herausgeholt, die bis zu unserem Eintreffen versucht hatten, den Verwaltungstrakt zu stürmen, eigentlich nur, um sich in den Besitz von Zivilkleidung zu setzen. Es waren nicht mehr viel Männer, kaum hundert an der Zahl. Fast alle waren unverletzt. Nur ein paar von ihnen wiesen Schußwunden auf, die aber nicht schwer waren.
Der Captain ließ sie im Innenraum des Treppenhauses antreten. In Begleitung der Wärter ging er an der Front entlang und ließ die Nummern notieren. Dann befahl er, sie in Sammelzellen einzusperren, bis sie vernommen werden könnten.
Während die Registrierung der Aufrührer noch im Gang war, kamen unser Chef, Mr. High, und fast gleichzeitig der oberste Chef der uniformierten Polizei, der Polizeipräsident von New York.
Phil und ich, wir drängten uns ein wenig nach vorn. Der Chef sah uns, winkte uns herbei.
»Na?« fragte er. »Ernsthaftes passiert?«
»Uns nicht, aber sonst scheint es hier ziemlich wild gewesen zu sein.«
Der Chef strich sich über die Unterlippe. Er wandte sich an den Polizeipräsidenten, der neben ihm stand.
»Wir sollten sofort unsere Leute losschicken, um zunächst die nähere Umgebung absuchen zu lassen.«
»Völlig richtig«, entgegnete der Polizeipräsident und sprach mit seinem Assistenten. Etwas später rückten die Cops im Laufschritt ab.
Mr. High hatte mit Polder gesprochen, der, verwaltungstechnisch gesehen, sein Stellvertreter war. Polder brachte unsere Männer auf die Beine. Phil und ich wollten uns anschließend aber Mr. High hielt uns zurück.
»Das sind nur provisorische Maßnahmen, um das Gröbste zu erledigen«, erklärte er. »Der Rest muß organisiert werden. Höchste Zeit, daß wir mit dem Gefängnischef sprechen. Wir brauchen genaue Zahlen, wieviel wir wieder einfangen müssen.«
Er ging zu Pauls. Der Aufseher-Captain nickte, als Mr. High ihm auseinandersetzte, was zu tun sei. Er, unser Chef, der Polizeipräsident und sein Assistent gingen zum Verwaltungstrakt hinüber, und da Mr. High Phil und mir winkte, ihm zu folgen, gehörten auch wir zu der Gruppe.
Sie besaßen ein Besprechungszimmer. Pauls führte uns hin. Plötzlich tauchte der Direktor auf. Der Captain stellte ihn mit einer Handbewegung vor, in der seine ganze Verachtung lag.
»Mr. Stolman, der Direktor.«
Nein, sehr gut stand es nicht um Mr. Stolman. Er sah aus, als wäre ihm furchtbar schlecht.
Die Herren nahmen Platz. Togham, der Polizeipräsident, zündete sich eine Zigarette an. Das war ja wohl das Zeichen für uns, daß auch wir eine Marlboro rauchen durften.
»Na, Stolman?« fragte der Cop-Chef geradeheraus. »Wie viele Ihrer Pensionäre sind Ihnen denn nun entwischt?« Stolmans käsiges Gesicht wurde womöglich noch bleicher.
»Ja, ich weiß nicht«, sagte er. »Wir… werden eine Bestandsaufnahme machen…«
»Den Gentlemen dürfte nicht mit ungefähren Zahlen gedient sein«, schlug Pauls’ Stimme hart dazwischen. »Block III war mit etwas über zweitausendachthundert Mann belegt. Block II ungefähr das gleiche. Die Gefangenen aus Block III dürften sich ziemlich restlos außerhalb der Zuchthausmauern befinden. Das gleiche gilt für die Insassen von Block II. Wenn Sie abrechnen, was auf dem Pflaster liegt, was wir eingefangen haben und was wir vielleicht in der nächsten Stunde noch in der näheren Umgebung des Zuchthauses einfangen werden, so müssen Sie immer noch mit fünftausend Ausgebrochenen rechnen.«
»Was, glauben Sie, werden die Ausgebrochenen zunächst unternehmen?« fragte Mr. High.
»Sie müssen sich Kleider beschaffen. In der Zuchthausuniform können sie nicht weit kommen.«
Der Polizeipräsident wandte sich an seinen Assistenten.
»Stellen Sie über Funkspruch gleich mal eine Verbindung mit den Rundfunkstationen her. Wir müssen die Bevölkerung warnen. Es ist mit Überfällen, Einbrüchen, Diebstählen zu rechnen. Ihre Meinung, Mr. High?«
»Tja, das werden wir tun müssen. Und dirigieren Sie wenigstens die Hälfte Ihrer
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