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0019 - Ich - und der große Ausbruch

0019 - Ich - und der große Ausbruch

Titel: 0019 - Ich - und der große Ausbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Anzug trug, fehlt«, bemerkte plötzlich der Überfallene. Tatsächlich, einer der -sechs Ausbrecher war in Wärteruniform, die anderen alle in Zuchthauskluft.
    Weit konnte der Junge, der offenbar als einziger seine Nerven behalten hatte, nicht sein. Der Baum, an dem der Chevrolet sein Ende gefunden hatte, war der Ausläufer eines schmalen und dünnen Waldstreifens, der zwei Feldstücke voneinander trennte. Ich machte mich unverzüglich auf die Socken.
    Die dünnen Eschen boten kein ernsthaftes Versteck. Sobald ich die paar Bäume hinter mich gebracht hatte, dehnten sich die kahlen Felder ohne jede Versteckmöglichkeit, aber ein paar Yard rechts lag ein schiefes geschlossenes Holzhaus, das offenbar dem Besitzer der Felder als Geräteschuppen diente.
    Der Ackerboden war unbestellt und feucht. Die Fußeindrücke des Geflüchteten waren genau zu sehen. Sie führten auf den Schuppen zu.
    Ich sah mir die Sache aus der Ferne an. Der Schuppen besaß kein Fenster, nur eine Tür, die fest verschlossen zu sein schien. Diese Tür behielt ich genau im Auge, als ich auf das Holzhaus zumarschierte.
    Nichts rührte sich. Ich erreichte die einfache Brettertür unangefochten. — Nein, sie war nicht verschlossen. Der Riegel mit dem Vorhängeschloß war aus den Angeln gesprengt, wozu wahrscheinlich ein einfacher Ruck mit der Schulter genügt hatte.
    Ich stellte mich mit dem Rücken neben die Tür und stieß sie mit einer Handbewegung auf.
    Es krachte zweimal. Die Kugeln pfiffen durch die Türöffnung an mir vorbei übers Feld. Dann wurde es still.
    »Na, na, mein Junge«, rief ich, »nicht so hastig. Am besten ist, du kommst jetzt mal raus.«
    Keine Antwort.
    Ich ging in Startstellung wie ein Sprinter, aber während ich das tat, sprach ich in aller Gemütsruhe weiter.
    »Laß doch den Unsinn. Sieh ein, daß es keinen Zweck hat. Wenn du nicht freiwillig kommst, veranstalten wir ’ne gemütliche Runde im Freien, schmatzen dir was vor, bis dich der Hunger heraustreibt. Aber warum willst du der Polizei und dir soviel Ärger…«
    Mitten im Satz startete ich aus der Hocke heraus wie ein abgeschossener Pfeil in die Hütte. Ich hielt mich gebückt, und sobald ich aus dem Lichtstreifen, der von der offenen Tür in den Schuppen fiel, heraus war, warf ich mich lang hin. Ich prallte gegen irgend etwas aus Eisen, und das tat weh.
    Mein Gegner war so überrumpelt, daß er erst schoß, als ich längst so unsichtbar war wie er. Seine Kugel traf einen Pflug oder etwas ähnliches. Jedenfalls klang es wie eine Glocke.
    Ich kroch durch das Dunkel und richtete mich ein wenig gemütlich ein, ich glaube, hinter einer Egge, und dann sprach ich ihm noch einmal ins Gewissen: »Hör doch auf, alter Junge«, sprach ich salbungsvoll. »Geh schön nach draußen und wirf dieses häßliche Schießeisen weg.«
    Er orientierte sich nach dem Klang meiner Stimme und gab zwei Schüsse ab. Das Eisen und der Stahl einer Egge wimmerten unter dem Anprall.
    Ich sah die Mündungsflamme seiner Waffe, und ich gab ihm seine Grüße zurück. Das schien ihn zu erschrecken, aber ich traf ihn nicht.
    Ein paar Sekunden blieb es ruhig. Plötzlich sagte er: »Ich gebe es auf!«
    »Guter Gedanke«, bestätigte ich. »Dann steh schön auf, und wirf dein Schießeisen aus der Tür, damit ich es sehen kann, und stell dich schön ins Licht, mit dem Rücken zum Schuppen!«
    »Damit du mir eine ins Kreuz verpaßt!« sagte er ängstlich.
    »Was denkst du von mir!«
    »Doch, doch«, beharrte er. »Ich habe auf dich geschossen. Die Greifer sind alle rachsüchtig.«
    »Na, hör mal«, schimpfte ich. »Du beleidigst meine Berufsehre. Aber schön, machen wir eben weiter.«
    »Nein, nein«, kam seine Stimme aus dem Dunkel. »Ich nehme deine Bedingungen an.«
    Ich hörte ihn rumoren. Wenig später klatschte ein Gegenstand auf den gestampften Boden der Türöffnung. Ich konnte ihn gut sehen. Es war ein Revolver, wie ihn die Aufseher benutzen.
    Er rumpelte im Dunkel herum. Dann tauchte seine Gestalt in dem Lichtstreifen auf. Er drehte mir den Rücken zu. Ich konnte nur seinen schmalen Hinterkopf mit den schwarzen Haaren sehen.
    »Geh weiter!« befahl ich und stand selbst hinter der Egge auf. Er tat noch ein paar Schritte. Ich kam ihm nach, geriet selber ins Licht und bückte mich, um den Revolver aufzuheben.
    In diesem Augenblick wirbelte er herum. Ich sah sein Gesicht, seine weit aufgerissenen Augen und den Revolver in seiner Rechten. Ich schoß, bevor er durchzog. Die Kugel traf seine Schulter, riß

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