Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0019 - Ich - und der große Ausbruch

0019 - Ich - und der große Ausbruch

Titel: 0019 - Ich - und der große Ausbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
ihn zurück, so daß seine Hand aus der Richtung geriet und seine Kugel weit an mir vorbeiging.
    Bevor er noch einmal durchziehen konnte, traf ich ihn erneut, wieder in die Schulter und in den Oberarm. Er schrie auf, packte nach seinem Arm und ließ die Waffe fallen. Ich hob beide Schießeisen auf, bevor ich mich um ihn kümmerte. Die fortgeworfene Waffe war leer, und er hatte nicht ungeschickt versucht, mich mit diesem Trick hereinzulegen.
    Als ich mir den Jungen genauer anschaute, stellte ich fest, daß ich ihn kannte. Er hatte zu einer Bande gehört, mit der ich vor Jahren einmal zu tun gehabt hatte, und er hörte auf den Spitznamen Violinen-Harry, weil er ganz gut Geige spielen konnte, aber auch auf der Pistole galt er als Virtuose.
    »Ach, Violinen-Harry«, sagte ich, »klar, daß du bis zum letzten Augenblick noch ein paar Tricks auf Lager hast, um dich aus der Affäre zu ziehen. — Dreh dich um, mein Junge, und marschiere ab!«
    Wir stiefelten über das Feld und durch das Wäldchen zur Straße zurück. Phil stand da und machte ein besorgtes Gesicht.
    »Ich hörte die Schüsse«, sagte er, »da dachte ich, du könntest in Schwierigkeiten geraten.«
    »Hatte es doch nur mit einem Mann zu tun.«
    Er wiegte den Kopf. »Cochise, der Apachenhäuptling, besiegte die Feinde dutzendweise, und zum Schluß wurde er erschossen, als er einem einzelnen weißen Schurken nachstellte, der darüberhinaus als Feigling galt. Es ist nicht immer eine Frage der Tapferkeit, der Klugheit und der Zielsicherheit. Oft entscheidet nur Glück oder Unglück.«
    »Danke für die Belehrung«, antwortete ich. »Was machen wir nun mit unseren eingefangenen Galgenvögeln?«
    Es wurde beschlossen, daß ich nach New York hineinfuhr, während Phil die gestellten Ausbrecher bewachte, bis ich ihm einen Wagen schicken konnte, der sie einsammelte.
    Es war gar nicht so einfach, ein Fahrzeug mit Cops aufzutreiben, die die Leute von der Landstraße abtransportierten. Ich telefonierte vom nächsten Apparat in der Gegend herum, aber das nächste Revier hatte alle Leute und Wagen auf dem Trab, und die Zentrale, die ich schließlich an die Strippe bekam, sagte mir nur, sie würden sich den Fall notieren und einen hinschicken, sobald einer verfügbar wäre.
    So kam es, daß ich längst bei Mr. High im Büro saß, als Phil endlich einlief. Außer uns beiden und Dierks war noch Polder beim Chef. Polder, dessen Stärke in organisatorischen Arbeiten lag, sollte die Zentralstation für diese größte Wiedereinfangaktion sein, die wir je vorzunehmen hatten. Polder trieb sofort ein halbes Dutzend von unseren Schreibern in ein Zimmer, ließ eine Amtsleitung auf seinen Apparat direkt durchschalten und erklärte seinen Schreibern, wie sie die Listen zu führen hätten, damit sie ständig geändert werden könnten und mit einem Blick auswiesen, wie viele von den Ausbrechern sich noch auf freiem Fuß befanden.
    Dierks, Phil und mir übertrug Mr. High die Bildung der Einsatzleitung für die G-men-Gruppen, die eine Art Alarmfeuerwehr bilden sollten für alle Fälle, in denen Ausbrecher auftauchten und gesehen worden waren oder in denen Überfälle oder sonstige Straftaten vorgekommen waren.
    Während wir noch organisierten, kamen aus dem eingeschalteten Radio in kurzen Abständen die Warnungen der Rundfunksprecher.
    Rundfunksprecher haben einen gewissen Sinn für unterkühlte Dramatik. Sie wissen, je nüchterner Alarmmeldungen gebracht werden, desto besser wirken sie. Der Sprecher von NBC jedenfalls teilte seinen Hörern auf so lässige Weise mit, daß die Insassen des State Jail ausgebrochen seien und daß die Bürger vor Überfällen gewarnt würden, die besonders bedrohlich sein könnten, weil ein großer Teil der Ausbrecher bewaffnet sei, daß auch einem abgebrühten Mann ein Schauer über den Rücken laufen konnte.
    »Schade, daß wir das tun mußten«, kommentierte Mr. High die Radiodurchsage. »Das wird viel Leerlauf, falsche Meldungen und Blockierungen der Polizeileitungen geben, aber wir mußten die Bevölkerung warnen. Das war unsere Pflicht.«
    Allmählich kam Ordnung in die Sache. Die Aktion spielte sich ein. Freilich, unsere Telefonhörer kühlten nicht ab. Bis zum Abend gab es keinen Augenblick, in dem die vier Apparate, die wir in unserem Zimmer besaßen, nicht sofort wieder geklingelt hätten, sobald wir nach einem beendeten Telefongespräch die Gabel niederdrückten.
    Die Anrufer waren zumeist Zivilisten, die Männer in Zuchthauskleidung gesehen haben

Weitere Kostenlose Bücher