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0019 - Ich - und der große Ausbruch

0019 - Ich - und der große Ausbruch

Titel: 0019 - Ich - und der große Ausbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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wollten. Die meisten dieser Anrufe kamen aus den östlichen Vorstädten. Wir reagierten auf jeden, und es stellte sich zu unserer eigenen Verwunderung heraus, daß sogar ungefähr dreißig Prozent der Meldungen den Tatsachen entsprachen, was bei Mitarbeit des Publikums ein ungewöhnlich guter Prozentsatz ist.
    Polder und seine Schreiber registrierten unterdessen mit Schreib- und Rechenmaschinen alles, was wiedereingefangen worden war. Sie notierten die Nummern, und Polder erfand im Handumdrehen zwei Dutzend Abkürzungen für die Umstände, die Gegend, die Art des Widerstandes und alle anderen Einzelheiten, unter denen der Ausbrecher das Spiel um die Freiheit wieder aufgegeben hatte.
    Es passierten auch lustige Sachen. Eine ganze Gruppe von fünfzig Mann betrat die Wachstube eines Reviers im nördlichen New York, in der ein einziger, der Pensionierung naher Beamter saß, während alle seine Kollegen durch die Straßen preschten, weil ein Trupp von fünfzig Ausbrechern in der Gegend gesehen worden war.
    Der biedere Verkehrspolizist bekam fast einen Schlag, als die fünfzig Ganoven hereinmarschierten und ihm fiel blitzschnell ein, daß er nun sieben mit einer Kugel hätte erledigen müssen.
    Aber die Ausbrecher dachten nicht daran, sich auf ihn zu stürzen. Sie waren abgekämpft und moralisch völlig deprimiert. Sie gehörten zu den Insassen von Block II, die im Zug des Aufstandes fast gegen ihren Willen in die Freiheit gespült worden waren, die diese Freiheit zunächst als unverhofftes Geschenk angenommen hatten, aber dann rasch einsehen mußten, daß die Gabe gar nicht so großartig war.
    Bis an den Stadtrand waren sie noch gekommen. Dann waren ihnen die ersten Bürger begegnet, waren beim Anblick der Zuchthauskluft auseinandergespritzt, und die Zuchthäusler kamen zu der Einsicht, daß es jetzt nur noch eine Frage der Zeit sein konnte, bis sie wieder geschnappt wurden.
    So beschlossen sie, sich lieber selbst zu stellen, weil das auf die Richter sicher einen guten Eindruck machen würde, und sie marschierten in fast militärischer Ordnung zum nächsten Revier.
    Na ja, als der Verkehrspolizist merkte, daß seine Besucher friedlich waren, sperrte er sie in die Zellen, die normalerweise zur Aufbewahrung von Betrunkenen dienten, und als seine Kolleen von der ergebnislosen Jagd zurückkamen, zeigte er ihnen stolz seine Gefangenen, die in den kleinen Zellen wie die Ölsardinen standen.
    Um sieben Uhr abends, als die Dunkelheit hereinbrach, versickerte der Strom der Meldungen ziemlich plötzlich. Das mochte zum guten Teil daran liegen, daß die Einwohner von New York, sobald es dunkel wurde, sich in ihre Wohnungen zurückzogen und sehr gut und sorgfältig abschlossen. Aber auch Polder erhielt von den uniformierten Polizisten kaum noch Meldungen über eingefangene Ausbrecher. Er kam mit seiner Generalliste zu uns herüber.
    »Wir haben eintausendachthundertvierunddreißig Männer festgenommen, ungerechnet diejenigen, die in unmittelbarer Nähe des state Jail wieder aufgegriffen und direkt ins Gefängnis eingeliefert worden sind. Wenn wir diese Leute auch noch einmal mit rund tausend veranschlagen, so sind es noch rund zweitausend, die wir aufgreifen müssen. Das sind natürlich nur ungenaue Zahlen, aber morgen vormittag liefere ich euch die genaue Anzahl, vorausgesetzt, der Gefängnis-Captain hält Wort und liefert mir pünktlich die versprochenen Listen.«
    Mr. High befand sich zu diesem Zeitpunkt wieder in unserer Mitte. »Bisher hat es kaum ernsthafte Zusammenstöße zwischen den Ausbrechern und den Polizisten gegeben. Die Leute haben durchweg schnell die Arme hochgehoben, wenn es ernst wurde. Die wenigsten hatten Waffen bei sich. Ich bin der Meinung, daß der schwerste Teil der Aufgabe noch vor uns liegt. Was wir bis jetzt gefaßt haben, das waren die Mitläufer dieses Massenausbruches. Die intelligenteren und schwereren Jungen, die auch besser bewaffnet sind, haben in Verstecken die Nacht abgewartet. Mit ihnen werden wir noch viel Scherereien haben, und es wird Tage dauern, bis wir dem letzten die Hand auf die Schulter legen können. Ich fürchte, daß allein heute nacht noch eine ganze Menge passieren wird.«
    Auf unseren Leitungen hörten die Anrufe völlig auf. Polder bekam noch Meldungen, daß in den ersten Abendstunden fünfzehn Ausbrecher in den verschiedensten Vierteln von Cops festgenommen worden waren.
    Gegen zehn Uhr abends lief die erste Nachricht von einer mißglückten Straftat der entwichenen Zuchthäusler

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