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0019 - Ich - und der große Ausbruch

0019 - Ich - und der große Ausbruch

Titel: 0019 - Ich - und der große Ausbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Gemeindevorstand kam, mußte Elvingstone selbst ihm die Erklärung abgeben, zu der Collin ihn gezwungen hatte, jene Geschichte von der Firma, die ihren Angestellten einen Erholungsurlaub bewilligt habe.
    Der Postbote dachte nicht weiter darüber nach.
    »Feine Firma«, sagte er nur. »Die Postverwaltung kommt nie auf solche Gedanken. Ja, ja, der soziale Fortschritt! Feine Sache, auch für Bound Village, Mr. Elvingstone. Bringt ’ne Menge Geld ins Dorf!« Er schwang sich auf sein Motorrad und brauste wieder ab. Da es üblich war, daß die gesamte Post beim Bürgermeister abgegeben wurde, kam der Postbeamte mit den übrigen Anwohnern praktisch nicht in Berührung.
    Als die Nacht sich über diesen ersten Tag der Ausbrecher in Bound Village senkte, sahen sie, daß Collins Plan offenbar durchführbar war. Sie legten sich in die Betten ihrer unfreiwilligen Gastgeber, und nur die Wachen, die Collin eingeteilt hatte, gingen ihre Runden. Über Bound Village senkte sich der Friede der Nacht.
    ***
    Es vergingen zwei, drei Tage, ohne daß etwas Ungewöhnliches passiert wäre. Die Zuchthäusler lebten auf, ja, sie begannen übermütig zu werden. Freilich, es gab nicht viel Whisky in Bound Village, aber die Burschen, die täglich mit der Milch nach Conder fuhren, brachten eines Tages ein paar Flaschen mit. Brown, einer von der Bande, stellte nach einigen Gläsern der Tochter von William Bright nach. Der Bauer kam rechtzeitig dazu, warf sich dazwischen. Er war ein starker Mann, und Brown, eine windige, schmierige Vorstadttype, bezog eine beachtliche Tracht Prügel.
    Als er groggy am Fuß der Haustreppe lag, zog er seinen Revolver und legte auf den Bauern an. Er hätte William Bright abgeknallt, wenn Twin nicht in diesem Augenblick dazugekommen wäre. Er trat seinem Kumpan die Kanone aus der Hand und verstärkte die Prügel durch ein paar saftige Kinnhaken. Dennoch, das Ereignis sprach sich herum, und die Angst, die schon halb eingeschlafen war, wurde bei den Bewohnern wieder wach.
    Ein Problem für sich bildeten die Kinder. Zunächst hatten sie wohl kaum verstanden, welchen seltsamen Besuch ihr Dorf bekommen hatte, aber dann entnahmen sie es den Gesprächen ihrer Eltern. Auch sahen sie oft Waffen bei den ungebetenen Gästen. Selbstverständlich gab es auch in Bound Village Radios. Hin und wieder wurde in den Meldungen noch von dem Ausbruch gesprochen, und schließlich wußten die Kinder von Bound Village, wer die Leute in ihrem Dorf waren, wenn sie auch sicherlich nicht die Gefahr ermaßen, in der sie alle schwebten.
    Besonders in den Augen der Jungen war es ein Abenteuer, und da nicht alle Gangster bärbeißige Typen waren, da auch die Langeweile sie dazu trieb, bei den Kindern den Kontakt zu suchen, den sie bei den Eltern nicht fanden, kam zwischen dem einen oder anderen Jungen und einigen der Ausbrecher so etwas wie eine Freundschaft zustande.
    Am fünften Tag des Aufenthalts in Bound Village ging Jimmy Faubert, ein Zwölfjähriger, in das Zimmer seines Vaterhauses, in dem die Eindringlinge hausten. Er hatte sich mit Locco, einem der Ausbrecher, angefreundet, und er ging hin, um sich mit ihm zu unterhalten, aber Locco war nicht im Raum. Es war überhaupt niemand in diesem Zimmer, und Jimmy bemerkte auf dem Tisch neben dem Fenster einen schwarzen Gegenstand. Neugierig trat er näher. Er wußte, daß das Ding eine Maschinenpistole war, und die Neugier trieb ihn dazu, die Waffe in die Hand zu nehmen.
    Er fand sie schwer, aber er war auch stolz, eine echte Waffe in der Hand zu haben. Er nahm sie an die Hüfte, schwenkte sie herum und machte: »Rrr, Rrrr!«
    Im gleichen Augenblick kam der Zuchthäusler Houlden zurück, der die Wache im Haus zu halten hatte. Er war nach oben in das Schlafzimmer gegangen, um sein vergessenes Feuerzeug zu holen. Als er den Jungen mit der Maschinenpistole sah, erschrak er zunächst mächtig. Dann erkannte er, daß Jimmy nur mit der Waffe spielte. Er stürzte sich auf ihn, riß ihm die MP aus der Hand, beschimpfte ihn, schlug auf ihn ein und trieb ihn aus dem Zimmer.
    Auf dem Flur erhielt Jimmy eine so heftige Ohrfeige, daß er hinfiel. Das sah Jimmys älterer Bruder. Er lief herbei, packte Houldens Arm, um ihn daran zu hindern, weiter auf den Jungen einzuschlagen. Houlden, ein brutaler Bursche, schlug den Siebzehnjährigen kurzerhand mit dem Lauf der Waffe nieder.
    Jimmy sah alles. Er preßte entsetzt die Hände vor den Mund, schrie laut auf, stürzte aus dem Haus, verkroch sich im Stall und wagte sich

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