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002 - Der Safe mit dem Rätselschloß

002 - Der Safe mit dem Rätselschloß

Titel: 002 - Der Safe mit dem Rätselschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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empört, und seine Worte weckten ein hohles Echo in dem leeren Haus.
    Herr Lanes Lebensgeister sanken, nun er die mageren Möglichkeiten seines Beutezuges vor Augen hatte.
    Er gehörte zu jenen bereits erwähnten Leuten, die in heiliger Scheu zur › Stadtbande ‹ aufblickten, in dem gleichen Geiste, wie etwa ein junger Vikar zu einem Konsistorium von Bischöfen emporschaut. Beim Bier pflegte er sich zu rühmen, daß seine Verbindungen mit der › Stadtbande ‹ sowohl eng als intim seien. Einem Gerücht zufolge war der Rechtsverdreher, der ihn am Schluß der unbefriedigenden Roßhaarepisode verteidigt hatte, von der › Stadtbande ‹ bezahlt worden, und Lane versuchte keineswegs, diesem Gerücht entgegenzutreten.
    Hätte er einen von ihnen gekannt, auch nur vom Sehen, er würde schwerlich in diesem Augenblick einen Einbruch in ihr Grundstück versucht haben.
    Zimmer nach Zimmer durchstöberte er. Er kam in Connors schlechtmöblierte Schlafstube und in den Raum, wo der alte George auf einer schmierigen Matratze schlief. Er fand auch das große Zimmer, wo die Bande ihre zwanglosen Zusammenkünfte abhielt, aber nichts, was sich hätte mitnehmen lassen. Nichts, was man unter den Mantel stecken und unverfroren zur Haustür hinaustragen konnte. Keinen kleinen Juwelenartikel, den die Frau ins Leihhaus bringen könnte mit langem Gesicht und einer noch längeren Geschichte von der bitteren Not, die sie dazu zwänge, sich vom letzten Geschenk der geliebten Mutter zu trennen. Nichts von alledem, bemerkte Herr Lane voll Bitterkeit, und mit jeder neuen Enttäuschung ging sein Atem schwerer. Denn abgesehen von der pekuniären Seite dieses seines Einbruchs war da noch die kränkende Demütigung des Mißerfolges. Als phantasievoller Mann hatte er sich bereits die Geschichte ausgedacht, die er ein paar auserwählten Diebskumpanen erzählen wollte. Im Geiste hatte er schon eine Szene geprobt, wo er mit gleichgültiger Miene eine Handvoll Goldfische aus der Tasche zog und eine Runde bestellte. Und während sie respektvoll grinsend seinen Schnaps tranken, hätte er ihnen anvertraut, daß er mit allen gebührenden Ehren als vollwertiges Mitglied der › Stadtbande ‹ aufgenommen worden wäre. Die Ironie der Situation durchschaute er nicht. Ein qualifizierter Einbrecher hätte in zehn Minuten eine systematische Untersuchung des Grundstücks vollendet, aber Herr Lane war keineswegs qualifiziert. Folglich trödelte er von Zimmer zu Zimmer, kam in diesen Raum zurück, um ganz sicher zu sein, und ging noch einmal in jenen, um sich zu vergewissern, daß er nichts übersehen hatte. Nicht eingedenk der vergangenen Zeit, stand er unentschlossen im obersten Zimmer des Hause als das eigentliche Abenteuer des Tages begann. Er hörte das Einschnappen eines Schlosses - in kluger Voraussicht hatte er die Bürotür hinter sich zugemacht - und eine Stimme. Das Herz fiel ihm in die Hosen. Er hörte eine Stimme, eine Stimme heiser vor Wut, und noch eine, und immer noch eine.
    Die stampfenden Fußtritte auf der Treppe klärten Herrn Lane darüber auf, daß etwa ein halbes Dutzend Männer das Haus betreten hatten; und aus dem Tonfall ihrer Reden entnahm er, daß sie verärgert waren.
    Dann hörte er etwas, das ihm eine Gänsehaut über den Körper jagte.
    Es hatte mit einem heiseren, undeutlichen Gemurmel begonnen und endete in einem Satz, der sein Ohr traf.
    »…er hat uns verkauft, sag ich euch! Spitzel auf uns gehetzt! Hat uns in die Falle gelockt, der verfluchte Hund…« Dann sprach eine andere, leisere Stimme. »Was sind wir denn wert? Du bist ein Esel! Wie hoch taxierst du uns denn? Sind wir nicht die › Stadtbande ‹ ? Er weiß genug, um mehr als einen von uns an den Galgen zu bringen… ‘s ist Connor und sein Freund, der Rechtsanwalt…« Die › Stadtbande! ‹ Diese lähmende Einsicht überkam Herrn Lane, und er mußte sich am Kamin festhalten. Spitzel! Wenn sie ihn nun entdeckten und für einen Spitzel hielten!
    Vielleicht gab es noch eine Möglichkeit zu fliehen. Der Lärm unten dauerte an. Bruchstücke gereizter Gespräche drangen zu ihm herauf.
    Herr Lane sah aus dem Fenster. Der Sprung auf die Straße war zu riskant, und von einem Strick fand sich keine Spur.
    Vorsichtig öffnete er die Tür. Die Männer waren in dem Zimmer, das direkt unter dem seinen lag. Die Treppe nach der Straße hätte ihn an ihrer Tür vorbeigeführt.
    Herr Lane war sehr darauf aus, das Haus zu verlassen. Ohne es zu ahnen, war er in ein Wespennest getreten,

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