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002 - Stadt der Verdammten

002 - Stadt der Verdammten

Titel: 002 - Stadt der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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umringten sie den Holzstapel, auf dem die tote Hexe lag. Krallzek entzündete eine Fackel und reichte sie Drulza. Sie trat an den Stapel heran und entzündete das Holz, das man in dünnen Schichten zwischen die starken Baumstämme gelegt hatte. Bald loderten die Flammen auf.
    Ein schauriges Geheul erhob sich rings um den Scheiterhaufen. Mit weitaufgerissenen Schlünden beklagte man die mächtigste Wulfane des kleinen Stadtstaates. Das Geheul verstummte erst, als die verkohlte Leiche auf dem Scheiterhaufen sich krümmte, aufrichtete und dann in sich zusammenfiel.
    Krallzek ließ seine Soldaten abtreten. Die Hexengarde verharrte am Scheiterhaufen, bis das Holz vollständig niedergebrannt war. Wenn die Asche abgekühlt war, würde man sie in Ledersäcke füllen. Sobald der Krieg vorbei war, musste sie in die Flutendes großen Stroms gestreut werden.
    Formell hatte Drulza jetzt als Obermutter das Kommando über die Hexengarde. Bis eine Nachfolgerin für Urgaza gefunden war. Das konnte Wochen dauern, in Kriegszeiten sogar Monate und länger. Drulza kannte niemanden unter den Wulfanenfrauen von Bolluna, der mit Zauberkräften begabt war. Man würde Boten in andere Ruinenstädte senden müssen, um eine Hexe zu finden.
    Ganz ungelegen kam Drulza der Tod ihrer Mutter nicht. Seit dem Gespräch mit ihr grübelte sie darüber nach, wie sie diesen geheimnisvollen Maddrax für ihre Pläne einspannen konnte, ohne ihrer Mutter und dem schrecklichen Orguudoo in den Rücken zu fallen. Jetzt, wo Urgaza tot war, hatte Drulza einen gewissen Handlungsspielraum.
    Doch zunächst einmal jagte eine Hiobsbotschaft die andere an diesem Tag. Um die Mittagszeit wurde bekannt, dass einer der Stützpunkte in den Randbezirken der Ruinenstadt in die Gewalt des Schwarzen Feindes gefallen war…zwanzig Soldaten waren ums Leben gekommen. Kurz darauf erfuhr Drulza, dass eine ihrer Jagdexpeditionen nicht einmal die Stadt verlassen hatte. Alle zehn Jäger waren in einen Hinterhalt des Schwarzen Feindes gelaufen. Und gegen Abend kehrten die anderen beiden Expeditionen zurück. Jedenfalls die neun Jäger, die noch am Leben waren. Sie hatten beim Überfall auf eine Horde Nackthäute elf Männer verloren und brachten nichts weiter mit als ein paar Netze voller Wasservögel. Drulza tobte. Sie ließ die beiden Hauptleute der Expedition vor den Augen ihrer Soldaten auspeitschen.
    Als sie sich die näheren Umstände des Überfalls schildern ließ, wurde sie nachdenklich. Die Soldaten berichteten von einem Lichtblitz über den Baumwipfeln, der ihnen schlagartig die Deckung der Dunkelheit geraubt hatte. Und sie berichteten von einer fast haarlosen Nackthaut in fremdartiger heller Kleidung.
    Drulza ließ die Jäger abtreten und zündete sich ein Zigarre an. Grübelnd hockte sie auf ihrem Sitz. Stinkende Rauchwolken stiegen aus ihrem Schlund an die Saaldecke.
    Es war bereits stockdunkel; als sie Murrzek, den Hauptmann der Hexengarde, zu sich rufen ließ. Der hochgewachsene Wulfane betrat wieder in Begleitung der beiden Fahlhäute den Saal. »Lang lebe die Obermutter«, rief er und ballte die Faust über dem Kopf. Die beiden Fahlhäute streckten ebenfalls die Fäuste zum Gruß aus, sagten aber nichts.
    »Der Fremde namens Maddrax scheint unterwegs nach Bolluna zu sein«, krächzte Drulza.
    »Ich weiß«, entgegnete der Wulfane im rotbraunen Umhang der Hexengarde.
    »Eine Horde Nackthäute von der anderen Seite des Eisgebirges begleitet ihn. Sie haben einen Überfall unserer Jäger zurückgeschlagen«, sagte Drulza. »Elf Mann haben wir verloren. Es scheint eine starke und mutige Horde zu sein. Aber sie werden sich nicht in die Stadt wagen. Und wir können nicht genug Soldaten abziehen, um sie noch einmal zu überfallen. Dieser Fremde jedoch ist keine normale Nackthaut.«
    »Ich weiß«, krächzte Murrzek. »Orguudoo wird dafür sorgen, dass er nach Bolluna hineinkommt. Wir haben die Falle für ihn schon bereitet.«
    »Das ist gut«, knurrte Drulza: Sie blies den Rauch der Zigarre zu den Hexengardisten hinunter. »Ich will diesen Fremden lebend hier vor meinem Sitz sehen.«
    Murrzeks Schlundlippe kräuselte sich. Drulzas Wunsch verblüffte ihn. »Ich bin an den Befehl der Hexe gebunden, ehrwürdige Obermutter. Maddrax muss sterben. Wir können uns nicht gegen Orguudoos Willen auflehnen. Das wäre unser Untergang.«
    »Du hast ja Recht, Hauptmann.« Drulzas Stimme nahm einen einschmeichelnden Klang an. »Maddrax soll sterben, wie es Orguudoos Wille ist. Aber vorher soll

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