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002 - Stadt der Verdammten

002 - Stadt der Verdammten

Titel: 002 - Stadt der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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verwandelte sich mehr und mehr in ein schlammiges Grau.
    Aruula ging aus der Hocke auf ihre Knie. Sie beugte den Oberkörper über ihre Schenkel und steckte den Kopf zwischen die Knie. Matt sah, dass sie ihren Körper leicht hin und her wiegte. Die Minuten verstrichen. Matt hatte keine Erklärung für Aruula Verhalten. Irgendein religiöses Ritual, schätzte er.
    Endlich richtete sie sich wieder auf. »Da ist jemand im Wald«, flüsterte sie.
    »Ich habe nichts gehört. Wie kommst du darauf?«
    »Ich habe Geister belauscht«, flüsterte die Frau. »Zehn oder mehr. Hungrige Geister. Sehr hungrig…« Sie stand auf. »Sorban wecken…« Geräuschlos schlich sie davon.
    Matt wusste nicht, wie er das einordnen sollte. Was meinte sie mit
    »Geister«… und was mit »belauschen«?
    Sorban und seine Krieger und Kriegerinnen schienen genau zu wissen, wie sie Aruulas Informationen einzuordnen hatten. Keine zwei Minuten später erloschen die beiden Fackeln. Nahezu lautlos schlichen Schwertkämpfer, Bogenschützen und Speerträger an Matt vorbei und verteilten sich in einer Linie am Rand der alten Straßentrasse. Neben Matt, hinter dem Autowrack, postierten sich zwei Bogenschützen. Aruula tauchte wieder neben ihm auf. Sie legte den Finger auf die Lippen und bedeutete ihm, sich ruhig zu verhalten. Atemlos lauschten sie in die Dunkelheit hinein. Tief im Wald raschelte Laub. Ein Ast brach. Matts Augen versuchten die finstere Wand zu durchdringen. Nur undeutlich schälten sich die Umrisse der Baumstämme und Büsche aus der Dunkelheit. Das Morgengrauen war noch nicht weit genug fortgeschritten. Plötzlich duckte Aruula sich und deutete in den Wald hinein. Zwischen zwei Stämmen erkannte Matt einen Schatten. Der Bogenschütze neben ihm spannte die Sehne. Im nächsten Moment sirrte ein Pfeil in die dunkle Wand. Ein heiseres Röcheln drang aus dem Wald, dann schlug ein Körper im Laub auf.
    Und wieder Totenstille.
    Sorban schob sich von hinten an Aruula heran. Er flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie raunte Matt die Übersetzung zu. »Sorban bittet um dein Götterlicht.«
    Begriffsstutzig sah Matt sie an. Trotz der Dunkelheit meinte er den flehenden Ausdruck ihres Gesichts zu erkennen. Und endlich verstand er. »Götterlicht« - sie meinten die Leuchtmunition! Matt hatte eine Granate und eine Patrone geopfert, um sich vor ihnen als Gott auszuweisen. Und sich gegen den verdammten Baloor durchzusetzen.'
    Matt überlegte. Wenn er eine Leuchtpatrone abschoss, würde sie erst hoch über dem Wald ihre Wirkung entfalten. Und das Mündungsfeuer würde ihre Position verraten. Andererseits hatte er nur noch drei Blendgranaten.
    Trotzdem entschied er sich für letzteres. Es war nicht zuletzt eine Chance, nach den verheerenden Verlusten des vergangenen Tages sein Image als Wudans Gesandter aufzupolieren.
    Er öffnete den Notpaket, tastete nach dem Fach mit den Granaten und fischte eine heraus. Aruula deutete wieder in die Dunkelheit. »Einen Speerwurf und noch einen halben, dahin…«
    Matts Blick folgte der Richtung ihres ausgestreckten-Arms, doch er konnte beim besten Willen nichts erkennen. Anderthalb Speerwürfe - das war ziemlich weit. Zumal er die Granate in einer steilen Parabel werfen musste, um sie nicht in die nächstbeste Baumkrone zu schleudern.
    Das stählerne Ei in der Rechten, kauerte er sich neben Aruula auf den Waldboden. »Sag mir, wenn sie bis auf einen Speerwurf heran sind.« Er sah die Frau nicken. Und er spürte die erwartungsvollen Blicke des Häuptlings und der Krieger in seiner nächsten Umgebung. Sekundenlang lauschten und spähten sie in die Dunkelheit. Minutenlang. Das Rascheln aus dem Wald nahm zu.
    »Dein Licht, Maddrax!«, zischte Aruula plötzlich.
    Matt zog den Sicherungsbügel ab, richtete sich auf und schleuderte die Granate aus den Bäumen heraus über den Wald.
    Ein Fußtritt traf ihn schmerzhaft an der Hüfte und schleuderte ihn zur Seite. Etwas zischte an ihm vorbei, schlug hinter ihm in Holz und vibrierte knarrend.
    Die Blendgranate explodierte. Grelles Licht versprühte sich über den Wipfeln der kahlen Bäume. Hinter sich sah Matt einen Speer im Stamm einer Buche zittern, zwei Schritte neben sich Aruula, die ihn mit einem Tritt aus der Schusslinie gestoßen hatte, und vor sich im Wald, etwa vierzig Meter entfernt, erkannte er die Umrisse von zehn, fünfzehn Gestalten. Haarige, menschenähnliche Kreaturen mit etwas wie Helmen auf ihren großen Köpfen und mit Schwertern oder Speeren bewaffnet. Sie standen

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