0020 - Die Rache der Medusa
Scheußlichkeit und grauenvollen Schreien gewöhnt.
Aber Mustafa Bursas Todesschreie wollten sein Herz zum Stillstand bringen. Er machte sich die bittersten Vorwürfe, nicht schnell genug reagiert zu haben.
Schweißüberströmt stürmte Professor Zamorra in die finstere Straße hinein, aus der ihm die gräßlichen Schreie entgegenflogen.
Sie zerrten an seinen angespannten Nerven. Sein Herz raste in seiner Brust.
Er preßte verbissen die Zähne aufeinander und rannte, so schnell er konnte.
Da riß der Schrei ab.
Ein irres, schrilles, triumphierendes Gelächter, wie von einer alten Weiberkehle ekelhaft laut ausgestoßen, verhöhnte den Professor.
Medusa hatte bewiesen, daß sie vor seinen Augen jeden beliebigen Menschen töten konnte, ohne daß er imstande war, das zu verhindern.
Mit letzter Kraft hastete Zamorra die gekrümmte Straße entlang.
Da sah er Mustafa Bursa.
Erstarrt stand er in der Mitte der Straße. Die Arme zur verzweifelten Abwehr erhoben, den Kopf in einer wilden, verzweifelten Geste zurückgerissen.
Er war zu Stein geworden.
Ehe Zamorra den steinernen Körper erreichte, brach das, was von Bursa geblieben war, in sich zusammen. Fast gleichzeitig hob dieser unbändige Sturm an.
Bursa zerfiel in Milliarden kleiner Sandkörner und sauste mit dem jaulenden Wind zum schwarzen Nachthimmel empor.
Und irgendwo dort oben erscholl noch einmal dieses höhnische Gelächter der dämonischen Medusa, so daß es Zamorra eiskalt den Rücken hinablief…
***
Mehmet Akbar kam keuchend und schweißüberströmt an.
»Zu spät!« knurrte Zamorra mit schmalen Lippen. »Ich konnte ihm nicht mehr helfen.«
»Sie dürfen sich keine Vorwürfe machen, Professor. Sie haben Ihr Bestes versucht.«
»Das Beste war nicht gut genug!«
»Hat es einen Sinn, wenn Sie sich jetzt selbst zerfleischen? Daß es so schnell geht, konnten wir nicht wissen, Professor.«
»Wir hätten besser auf den Jungen aufpassen sollen.«
»Wir waren durch die Panne des Sprechfunkgerätes abgelenkt.«
Zamorra fletschte die Zähne. »Ja. Und ich wage zu behaupten, daß dahinter dieses schlangenhäuptige Mistvieh steckt. Sie hat das Gerät sabotiert, um uns abzulenken.«
»Unglaublich, über welche Fähigkeiten dieses Scheusal verfügt.«
Zamorra boxte sich mit der geballten Rechten in die offene Linke.
»Und ich werde sie trotzdem vernichten! Ich werde nicht ruhen, ehe ich dies geschafft habe. Mehmet, Sie können mich beim Wort nehmen!«
Trotz dieser leidenschaftlich ausgesprochenen Kriegserklärung fühlte sich Professor Zamorra von der Medusa geschlagen. Sie war übermächtig. Er vermochte sie nicht zu fassen, nicht zu stellen. Sie schlug blitzschnell zu und verschwand dann. Sie bot ihm nicht die Möglichkeit, voll anzugreifen. Er hätte es getan. Verflucht, er hätte das Risiko auf sich genommen und hätte sie frontal angegriffen, wenn sie sich zum offenen Kampf gestellt hätte.
Aber sie operierte feige.
Sie ließ ihn nicht an sich heran.
Vielleicht wußte sie, daß er die Möglichkeit hatte, sie zu verletzen, vielleicht sogar zu vernichten. Gewiß wußte sie, über welche Fähigkeiten ihr erbitterter Feind verfügte. Vielleicht hatte sie keine wirksame Waffe gegen sein Amulett. Deshalb ging sie ihm aus dem Weg, sobald sie sich ihr Opfer geholt hatte.
Zamorra war nahe daran, aus der Haut zu fahren.
In diesem mörderischen Spiel war für die Medusa wieder alles drin. Für ihn hingegen blieb der Ausgang des Spiels in höchstem Maße ungewiß.
Er hatte keine Ahnung, welchen Zug die Medusa als nächsten tun würde. Folglich fühlte er sich wieder an den Ausgangspunkt zurückversetzt.
Und das erfüllte ihn mit Wut und Haß.
Mit hängenden Schultern und gekrümmtem Rücken kehrte Zamorra zum Ford zurück.
Mehmet Akbar ging schweigend neben ihm. Er schien genauso zu fühlen.
Niedergeschlagen setzten sie sich in den Wagen.
»Wir sollten das Gerät jetzt noch mal ausprobieren, Professor«, sagte Akbar.
Zamorra nickte und griff danach. Er rief abwechselnd Mireille und Nicole. Doch am Funkgerät im Volkswagen meldete sich niemand.
»Was nun?« fragte Akbar besorgt.
»Wir können nichts anderes tun, als nach Hause fahren«, erwiderte Zamorra.
Das taten sie sogleich.
***
Als sie zu Hause ankamen, erlebten sie die nächste niederschmetternde Überraschung. Mireille Dorleac kam ihnen mit teigigem Gesicht entgegen, als sie in Akbars Haus traten.
»Da seid ihr endlich!« rief sie mit tränenerstickter Stimme aus.
»Endlich!« Sie
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