0020 - Die Rache der Medusa
warf sich an Akbars Brust und konnte die Tränen nicht mehr länger zurückhalten.
»Was ist geschehen?« fragte Zamorra aufgeregt.
»Wo ist Nicole?« wollte Akbar wissen. Er führte seine Freundin in den Salon.
»He, Mireille, hören Sie doch! Wo ist Nicole?« fragte nun auch Zamorra nervös.
Mireille setzte sich nur ermattet in einen Sessel und antwortete nicht.
Mehmet Akbar machte drei Drinks. Zamorra nahm das Glas in die Hand, ohne es zu bemerken. Sein Griff war mechanisch. Er starrte aufgewühlt auf das teigige Gesicht der jungen Französin, während sein Herz in Sorge um Nicole Duval schlug.
»Wo ist sie, Mireille? Wo ist Nicole?« fragte Akbar wieder.
Mireille trank ihr Glas leer und wischte sich die Tränen von den Wangen.
»Aber ich weiß es doch nicht!« stöhnte sie verzweifelt.
»Sie wissen nicht, wo Nicole ist?« fragte Zamorra entsetzt.
»Tut mir leid, Professor. Es tut mir ja so schrecklich leid«, heulte Mireille sofort wieder los.
»Was tut Ihnen leid? Was?« fragte Zamorra explosiv.
»Warum habt ihr nicht geantwortet, als wir euch über Funk riefen?« fragte Akbar.
»Was ist geschehen, Mireille?« fragte Zamorra nervös. »So reden Sie doch! Was ist Nicole zugestoßen?«
Mireille erzählte schluchzend, daß sie den Wagen verlassen hatte.
»Sie hätten das nicht tun dürfen!« preßte Zamorra aufgeregt hervor.
»Ich weiß!« ächzte Mireille.
»Warum haben Sie es getan?«
»Ich glaubte, im Park etwas Verdächtiges wahrgenommen zu haben.«
»Du hättest uns sofort verständigen müssen!« sagte Mehmet Akbar vorwurfsvoll.
»Ich war mir nicht sicher genug.«
»Was geschah weiter?« fragte Professor Zamorra mit vibrierenden Nerven. Er zündete sich eine Zigarette an und rauchte hastig.
»Ich ging in den Park…«, erzählte Mireille Dorleac.
»Was meinst du im Park wahrgenommen zu haben, Mireille?« fragte der Lehrer.
»Eine Frau, so dachte ich jedenfalls. Ich ging in den Park, um ihr zu folgen. Aber ich konnte sie nirgendwo finden. Als ich wieder aus dem Park kam, da – da war Nicole verschwunden.«
»Was heißt, sie war verschwunden?« fragte Zamorra und wischte sich den Schweiß von der glänzenden Stirn.
»Sie war nicht mehr da.«
»Und der Wagen?« fragte Akbar.
»Der war auch nicht mehr da.«
»Sie ist also mit dem Wagen weggefahren?«
»Das kann ich mir nicht vorstellen«, sagte Mireille verzweifelt.
»Das ist es ja, was ich nicht begreifen kann. Nicole wäre niemals ohne mich weggefahren.«
»Vielleicht hat sie die Frau auch gesehen«, vermutete Mehmet Akbar. »Vielleicht ist sie dieser Frau mit dem Wagen gefolgt.«
»Ich glaube es nicht«, sagte Mireille kopfschüttelnd. »Sie hätte in jedem Fall auf mich gewartet!«
»Das ist richtig«, sagte Professor Zamorra. »Bestimmt hätte Nicole Sie nicht allein in diesem Park zurückgelassen.«
Mireille tupfte die Tränen mit einem großen weißen Tuch ab.
»Ich hoffte, sie wäre nach Hause gefahren«, sagte sie seufzend.
»Ich nahm mir ein Taxi. Als ich Nicole aber auch hier nicht vorfand, bekam ich Angst. Ich mache mir große Sorgen um Nicole! Und ich bin so verzweifelt, weil ich an all dem schuld habe. Ich hätte den Wagen nicht verlassen dürfen. Ich hätte auf Nicole hören sollen. Sie wollte mich nicht gehen lassen. Ich habe ihre Warnungen überhört, weil ich irgendwie von einem ungemein brennenden Jagdfieber erfaßt worden war. Ich kann mir das selbst nicht erklären. Ich werde mein ganzes Leben nicht damit fertig werden, wenn ihr etwas zugestoßen ist.« Sie schluchzte hemmungslos.
Zamorra stieß die Zigarette in den Marmoraschenbecher und schnellte hoch.
»Kommen Sie, Mireille. Zeigen Sie uns die Stelle, wo Nicole den Wagen angehalten hat. Bitte. Reißen Sie sich zusammen. Wir können es uns einfach nicht leisten, uns hängenzulassen!«
***
»Hier war es!« sagte Mireille. »Genau hier. Der Ford steht auf demselben Platz wie vorhin mein Volkswagen.«
Sie stiegen aus.
»Wohin sind Sie gegangen, Mireille?« wollte Professor Zamorra wissen.
»Ich betrat den Park durch diesen Eingang«, sagte das Mädchen.
»Gehen Sie denselben Weg noch mal, Mireille«, bat Zamorra.
Sie gingen den Weg zu dritt. Kühl und dunkel war es in dem Park.
Der finstere Baldachin aus halb verwelktem Laub und Ästen knisterte und zischelte gespenstisch. Vom Himmel war nichts zu sehen. Die Baumkronen waren der Himmel.
Sie sahen sich aufmerksam nach allen Richtungen um. Mireille führte die beiden Männer bis zu einer Gruppe
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