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0021 - Der Atomkrieg findet nicht statt

0021 - Der Atomkrieg findet nicht statt

Titel: 0021 - Der Atomkrieg findet nicht statt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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nach Bajmak hinaus. Etwa auf der Halte der Strecke ließen sie, auf einem Ausweichgleis stehend, einen langen Erzzug passieren. Deringhouse starrte den mit Planen bedeckten Wagen aufmerksam hinterher und fühlte sich von Welinskij plötzlich am Arm gezogen.
    „Dort!" zischte Welinskij und zeigte den Mittelgang des Wagens entlang.
    Durch die Türfenster, die einen Blick bis zum hintersten und vordersten Wagen des Zuges erlaubten, erkannte Deringhouse zwei Wagen weiter einen Uniformierten, der offenbar damit beschäftigt war, die Reisenden zu kontrollieren. Er drehte sich um und sah auf der anderen Seite in eben derselben Entfernung einen zweiten Polizisten. Er öffnete das Fenster und sah am Zug entlang. Vorn an der Lokomotive stand ein dritter Posten, und am Ende des Zuges ein vierter.
    „Jetzt sind wir am Ende", sagte Welinskij.
    Es konnte nicht gut gehen. Deringhouse in seinem Anzug fiel jedem auf, und selbst wenn er sich unsichtbar machte, hatte er, Welinskij, immer noch keinen Ausweis, der ihn zu einer Fahrt nach Bajmak berechtigte. Außerdem sollte jeder Polizeibeamte inzwischen sein Gesicht auswendig kennen.
    Aber Deringhouse verlor die Ruhe nicht.
    Sie saßen im dritten Wagen, von der Lokomotive aus gerechnet. Welinskij sah, wie Deringhouse die Waffe, die er einen Psychostrahler nannte, zurechtsteckte und mit der Hand in die Tasche fuhr.
    Der Polizist weckte sie auf und verlangte ihre Ausweise zu sehen. Sie zeigten sie ihm, dann kam der Uniformierte auf Deringhouse und Welinskij zu.
    „Wir haben keine", antwortete Deringhouse auf die Frage nach den Ausweisen. Zuerst war der Posten verblüfft, dann sagte er: „Ihr müßt Ausweise haben. Also los, zeigt sie schon her!"
    Deringhouse zuckte mit den Schultern.
    „Ich habe keinen, und mein Freund auch nicht."
    Der Polizist kniff die Augen zusammen und runzelte die Stirn.
    „Sag mal", fragte er gedehnt, „was für einen Anzug trägst du denn da?"
    Deringhouse sah an sich herunter und antwortete: „Einen Bergsteigeranzug. Gerade erst gekauft."
    „Und wie heißt du?"
    „Lub."
    „Nur Lub?"
    „Ja."
    „Und dein Freund?"
    Deringhouse überließ Welinskij die Antwort. Welinskij tat, was von ihm erwartet wurde - allerdings unfreiwillig: Er erschrak und brauchte verdächtig lange, bis er sich einen Namen ausgedacht hatte. Und dann war es auch noch: „Popoff!"
    Ein Name, den es in Rußland so oft gibt wie Smith in den Vereinigten Staaten. Der Polizist wußte plötzlich, woran er war.
    „Aha!" rief er. „Wartet, Bürschchen! Bleibt sitzen, wo ihr seid!" Mit einem schnellen Schritt war er am Fenster und hatte es heruntergedreht. Gellend trillerte seine Pfeife. Von beiden Enden des Zuges kamen antwortende Rufe.
    Der Polizist, der vom Zuganfang her die Wagen durchgegangen war, war ausgestiegen, nachdem er den zweiten Wagen kontrolliert hatte. Deringhouse setzte sich zurecht und preßte den Abzughebel des Psychostrahlers tief in das Plastikmetall des Kolbens hinein. Mit höchster Konzentration formulierte er den Befehl, und erst als ein Ruck den Zug durchfuhr, entspannte er sich.
    Der Polizist rief seinen Kollegen etwas zu. Er schien noch nicht bemerkt zu haben, daß der Zug angefahren war. Deringhouse war mit einem Schritt bei ihm, faßte ihn um die Knie, hob ihn hoch und schob ihn zum Fenster hinaus. Der Zug bewegte sich vorläufig noch im Schrittempo. Die Geschwindigkeit konnte dem Stürzenden also nichts anhaben.
    Die übrigen Polizisten brauchten zu lange, bevor sie begriffen, was geschehen war. Inzwischen hatte der Zug Fahrt aufgenommen. Den Uniformierten blieb nichts anderes übrig, als fäusteschüttelnd hinter ihm herzuschreien.
    „Das nächste Mal", beschwerte sich Welinskij, „sagen Sie mir besser vorher, was Sie im Sinn haben. Dann kann ich mich besser darauf einrichten!" Deringhouse lachte weiter. „Sie waren großartig! Sie waren genau wie einer, der sich ertappt fühlt."
    „In spätestens zwei Minuten wissen die Leute in Bajmak, daß wir kommen. Und dann?"
    „Sie sollen es wissen", antwortete Deringhouse. „das wollte ich erreichen."
    Welinskij sah ihn verblüfft an, aber Deringhouse gab keine nähere Erklärung.
    „Das einzige Risiko in diesem Spiel", sagte er statt dessen, „war, ob es mir gelingen würde, den Lokomotivführer zu beeinflussen, obwohl ich ihn nicht sehen konnte. Aber wie Sie sich überzeugt haben: Es ging!"
     
    *
     
    Thora hatte es noch niemals zuvor für nötig gehalten, sich bei Rhodan anmelden zu lassen, aber diesmal tat

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