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0022 - Der Todesfluß

0022 - Der Todesfluß

Titel: 0022 - Der Todesfluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Friedrichs
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Stöhnen versuchte der Rothaarige, schnell genug wieder auf die Beine zu kommen.
    Zamorra lächelte grimmig. Er kannte alle fernöstlichen Kampftechniken, von Judo bis Karate. Doch wegen der Dunkelheit wollte er nicht riskieren, Manoir durch einen ungenau gezielten Hieb lebensgefährlich zu verletzen.
    Er wollte den Mann packen, ihn auf die Beine stellen und mit einem letzten Haken außer Gefecht setzen.
    Doch Manoir hatte sich plötzlich überraschend schnell von dem letzten Hieb erholt.
    Ein gemeiner Fußtritt traf Zamorra gegen das rechte Schienbein.
    Geistesgegenwärtig warf er sich zur Seite, rollte sich geschickt auf den glitschigen Planken ab und kam federnd wieder auf die Beine.
    Etwas Schweres scharrte über die Planken. Es ging Zamorra durch Mark und Bein. Mit höhnischem Gebrüll richtete sich Manoir auf.
    Zamorra duckte sich, ging in Abwehrposition.
    Der Rothaarige hatte die Arme erhoben. In seinen Fäusten hielt er einen länglichen Gegenstand. Ein Hebel oder eine Brechstange, die in der Nähe der Steuerungsapparaturen gelegen haben mußte.
    Eisiger Schreck durchfuhr den Professor. Manoir würde übermenschliche Kräfte entwickeln, denn er stand unter dem Einfluß einer noch unsichtbaren Macht, die ihn als Werkzeug benutzte. Hier konnte das Amulett nicht helfen, denn hier handelte es sich um physische Gewalt, die von den Dämonen teuflisch geschickt gelenkt wurde.
    Zamorra trug seinen Revolver nicht bei sich. Doch er hätte es wahrscheinlich trotz allem nicht fertiggebracht, auf Manoir zu schießen. Der Mann war nicht er selbst, trug keine Schuld an dem, was er tat. Es kam darauf an, seinem teuflischen Angriff auszuweichen. Alles andere war im Moment zweitrangig.
    Manoir fauchte raubtierhaft, ließ die Brechstange über den Kopf wirbeln. In seinen Augen funkelte ein tückisches Feuer. Jäh schnellte er los.
    Zamorra reagierte einen Atemzug später, warf sich schräg nach rechts.
    Er spürte den Luftzug des schweren Stahls. Nur um Handbreite verfehlte ihn die Brechstange. Der schwere Stahl krachte auf die Planken. An der Wucht des Aufpralls konnte Zamorra ermessen, was ihm blühte, wenn er von einem solchen Hieb getroffen wurde.
    Er zog die Beine an und schnellte noch im Moment des Fallens wieder hoch. Mit der Hüfte prallte er gegen das Stahlgeländer an der Backbordseite der Fähre.
    Manoir setzte sofort nach, stimmte dazu ein urwelthaftes Gebrüll an. Die Brechstange sirrte herab. Noch einmal gelang es Zamorra auszuweichen.
    Die Stange prallte scheppernd auf das Stahlgeländer. Manoir stieß einen schrillen Schrei aus, in dem sich Enttäuschung und wachsende Wut paarten. Wieder riß er die Brechstange hoch, wirbelte herum.
    Professor Zamorra wußte, daß er schleunigst aus der Defensive herauskommen mußte. Es mußte ihm gelingen, dem Rothaarigen, der sich in eine Bestie verwandelt hatte, die furchtbare Waffe zu entreißen.
    Der neuerliche Ansturm Manoirs kam nur einen Sekundenbruchteil später.
    Doch diesmal kalkulierte Zamorra besser. Er hatte das Stahlgeländer im Rücken. Im entscheidenden Moment stieß er sich ab, bereit, Manoirs Hieb auszuweichen und augenblicklich danach zum Gegenangriff anzusetzen.
    Im Sprung verfing sich sein linker Fuß, hakte in einer Seilrolle fest, die auf den Planken lag.
    Zamorra stürzte nach vorn.
    Manoirs Gebrüll und das Zischen der Brechstangen vermischten sich.
    Glühender Schmerz explodierte auf der linken Schulter des Professors.
    Noch im Fallen pflanzte sich der Schmerz durch seinen Körper fort. Er spürte, wie die Brechstange über seinen Arm schrammte, dann über den Oberschenkel, um schließlich auf die Decksplanken zu krachen.
    Hart schlug Zamorra hin. Er hörte die triumphierenden Schreie Manoirs, hörte, wie die Brechstange zu Boden polterte und kämpfte gegen die Ohnmacht an, die ihn wie ein dichtes schwarzes Tuch einzufangen drohte.
    Es folgte kein weiterer Angriff. Zamorra lag verkrümmt und regungslos auf den Planken. Seine Muskeln gehorchten ihm nicht mehr. Der Schmerz erfüllte ihn wie eine mächtige, verzehrende Glut. Doch er blieb bei Bewußtsein, und ihm wurde klar, daß der Hieb ihn nur gestreift hatte. Wäre er voll getroffen worden, läge er jetzt vermutlich mit zerschmetterten Knochen da.
    Und Manoir schien nicht zu begreifen, daß er nur halbe Arbeit geleistet hatte.
    Undeutlich, verzerrt, wie durch einen Wattebausch, hörte Zamorra die dumpf polternden Schritte des Mannes. Im nächsten Moment begann der Pontonrumpf unter ihm zu schwanken.

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