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0022 - Der Todesfluß

0022 - Der Todesfluß

Titel: 0022 - Der Todesfluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Friedrichs
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Das Gurgeln und Schmatzen der Wellen verstärkte sich. Drahtseile spannten sich knirschend.
    Die Fähre setzte sich in Bewegung.
    Zamorra überwand den Schreck. Er wußte, daß er nur noch Minuten hatte, um das Grauenvolle zu verhindern. Krampfhaft blinzelte er, und schließlich gelang es ihm, die Augen aufzureißen. Doch der Schmerz ließ nicht nach, und auch seine Muskeln gehorchten noch nicht.
    Er sah den Mann an den Steuerhebeln stehen. Manoir hatte die Mütze während des Kampfes verloren. Sein leuchtend rotes Haar wurde vom Nachtwind zerzaust. Den Blick hatte er starr zum jenseitigen Ufer gerichtet.
    Verzweifelt versuchte Zamorra, sich aufzurappeln. Sein rechter Arm gehorchte wieder. Doch in dem Moment, als er sich herumwälzte, durchzuckte ihn erneuter Schmerz, um ein Vielfaches heftiger als zuvor. Wieder sank er zurück, war nicht in der Lage, einen zweiten Versuch zu unternehmen.
    In diesem Moment stoppte die Fähre so ruckartig, als sei sie gegen eine unsichtbare Mauer geprallt.
    Zamorra schaffte es, den Kopf zur Seite zu wenden und zur Flußmitte zu blicken.
    Helligkeit breitete sich aus. Es war ein silbrig schimmerndes Licht, das vor der Fähre anwuchs. Schon im nächsten Augenblick materialisierten sich die Gestalten. Es war kaum noch eine Überraschung für den Professor. Er hatte damit gerechnet, daß die Mächte der Finsternis in Erscheinung treten würden. Doch genau dies hatte er vergeblich zu verhindern versucht. Das mußte er voller Resignation erkennen. An die Gefahr, die ihm selbst drohte, dachte er nicht einmal. Noch schien es nicht zu spät, das Leben des jungen Mannes zu retten.
    Undeutlich, ohne den Sinn zu verstehen, hörte Zamorra die Worte, die gewechselt wurden.
    Mit übermenschlicher Willensanstrengung unterdrückte der Professor den furchtbaren Schmerz, der ihn paralysierte. Es gelang ihm nun, sich auf die rechte Hand zu stützen. Die Anstrengung ließ dicke Schweißperlen auf seine Stirn treten. Doch er hielt nicht inne.
    Keuchend schob er sich an das Geländer heran, fand Halt an den rauhen, rostigen Querstangen und zog sich langsam hoch. Seine Willenskraft half ihm, es durchzustehen.
    Manoir stand wie erstarrt an der vorderen Rampe der Fähre.
    Plötzlich schwebten die Dämonen auf ihn zu, umringten ihn. Den Professor beachteten sie nicht.
    Noch nicht.
    Im nächsten Moment wichen die Dämonen kichernd zurück. Geiferndes Gelächter erscholl.
    Eisiger Schreck durchzuckte den Professor.
    Er sah das Tau, dessen Ende um Manoirs Hals geschlungen war.
    Zamorra stieß sich von dem Geländer ab. Seine Muskeln funktionierten nur mühsam. Er hatte das Gefühl, langsam wie ein Greis zu sein.
    Fünf Schritte trennten ihn von Manoir.
    Plötzlich schrie der Rothaarige gellend auf. Seine Sinne schienen wieder zu funktionieren. Die grauenvolle Wirklichkeit wurde ihm bewußt.
    Zamorra hastete auf ihn zu.
    »Zurück!« brüllte er, und es war doch kaum mehr als ein Krächzen. Im Laufen versuchte er, das Amulett unter der Jacke hervorzuziehen.
    Manoirs Schrei brach ab. Er schien jetzt zu fühlen, daß Hilfe nahte.
    Doch er erkannte den Trugschluß nicht mehr.
    Die Dämonen bildeten eine wütende Front. Schrille, sich überschlagende Schreie gellten. Zwei, drei der Gestalten packten das Tau, das noch lose im Wasser hing.
    Zamorra versuchte, die letzten beiden Schritte mit einem Sprung zu überbrücken.
    In diesem Augenblick zogen die Dämonen das Seil straff.
    Manoir stürzte nach vorn – in dem Moment, als Zamorra schon zupacken wollte.
    Gerade nach rechtzeitig bremste der Professor seinen Schwung.
    Vor seinen Augen tauchte der Rothaarige kopfüber in die eisigen Fluten der Rhône. Manoirs Todesschrei war nur kurz, erstarb in einem Gurgeln.
    Die Dämonen stimmten ein triumphierendes Kichern an, tanzten höhnisch auf und ab.
    Das Seil straffte sich. Manoirs Körper pendelte in der starken Strömung des Flusses.
    Dennoch gab Zamorra nicht auf. Mit einem Ruck riß er das Amulett hervor, hielt es in der Rechten und streckte es den Dämonen entgegen, soweit es die dünne Kette erlaubte.
    Das Kichern erstarb jäh, die silbrig schimmernden Gestalten erstarrten über der Wasseroberfläche zur Bewegungslosigkeit.
    »Zurück!« befahl Zamorra schneidend. »Ich befehle es euch!«
    Die Dämonen zuckten zusammen, wie unter einem Peitschenhieb.
    Die Kraft des Amuletts erlaubte es ihnen nicht, sich zu entmaterialisieren.
    Doch Zamorra konnte den Kampf mit ihnen nicht aufnehmen.
    Ohne zu zögern, ließ er sich ins

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