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0022 - Der Todesfluß

0022 - Der Todesfluß

Titel: 0022 - Der Todesfluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Friedrichs
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dabei, sich in Nichts aufzulösen. Doch seine Konturen zerfaserten nur für einen Moment, um dann wieder vollständig zu erscheinen. Die Entmaterialisation gelang ihm nicht. Das Amulett war stärker. Auch die übrigen Dämonen hatten keine Chance, ihren beliebtesten Fluchtweg anzutreten.
    Ein schriller Befehl des Anführers hallte über den Fluß. Es war der Befehl zum Rückzug.
    Eilends schwebte die Formation der Dämonen zum jenseitigen Flußufer hinüber, ehe Zamorra mit dem Amulett nahe genug herankommen konnte.
    Atemlos spähte der Professor über die dunklen Fluten der Rhône.
    Was würden sie tun? Wo befand sich Nicole? Konnte er sie überhaupt noch retten? Fragen über Fragen stürmten auf ihn ein, und er fand doch keine Antwort.
    Dann stellte er fest, daß die Dämonen am östlichen Flußufer blieben. Es war ein gegenseitiges Belauern. Offenbar wollten sie ihren Todfeind nicht mehr unbeobachtet lassen. Die Gefahr, die von ihm ausging, war zu groß, als daß sie ihn sich selbst überlassen konnten.
    Nach einer Weile setzte sich Zamorra in Bewegung. Er ging am Ufer entlang flußaufwärts. Die Fähre half ihm nicht mehr; sie mußte irgendwo an Land getrieben sein. Die einzige Möglichkeit, das Ostufer zu erreichen, war ein Boot. Und wenn er eines finden konnte, dann sicherlich nur in Höhe des Dorfes.
    Aus den Augenwinkeln heraus sah er, daß die Dämonen ihm am jenseitigen Ufer folgten.
    ***
    Der Kahn lag in einer kleinen Bucht, etwa fünfzig Meter oberhalb der Fährstelle. Es handelte sich um ein pechschwarz geteertes Ruderboot, das an einem Pfahl vertäut war. Wegen der Dunkelheit erkannte Zamorra es erst, als er schon unmittelbar davor stand. Um so größer war seine Freude, endlich eine Möglichkeit gefunden zu haben, die Rhône zu überqueren.
    Er löste die Leine, warf sie ins Boot. Ein kurzer Blick zeigte ihm, daß die Dämonen noch am jenseitigen Ufer lauerten. Sie schwebten in ihrer silbrigen Lichtglocke, warteten auf das, was er tun würde.
    Zamorra legte sich die Silberkette wieder um den Hals und ließ das Amulett vor der Jacke baumeln. Er packte das Heck des Bootes und schob. Der schwere Kahn knirschte auf dem feinen Ufersand.
    Dann war genügend Wasser unter dem Kiel.
    Zamorra versetzte dem Boot einen letzten Stoß und sprang behende hinein. Noch ehe er auf der Mittelbank saß, wurde das Boot von der Strömung erfaßt und begann, sich wie ein Kreisel zu drehen. Zamorra ließ sich nicht beirren, packte die Ruder, legte sie in die Dollen und brachte den Kahn auf Kurs. Er war inzwischen schon bis zur Fährstelle abgetrieben. Den Bug des Bootes schräg gegen die Strömung gerichtet, ruderte er mit aller Kraft.
    Ein stechender Schmerz zuckte bei jeder Bewegung durch seine linke Schulter. Der Hieb, den ihm Manoir versetzt hatte, würde nicht ohne Nachwirkungen bleiben. Hinzu kam die Kälte, die dem Professor allmählich doch zu schaffen machte. Das schweißtreibende Rudern half ihm, diese Kälte halbwegs zu überwinden. Der eisige Wind trieb die Schweißtropfen von seinem Gesicht und brachte zusätzliche Feuchtigkeit mit, die sich in seiner ohnehin durchnäßten Kleidung festsetzte.
    Aber dies alles war nebensächlich. Nichts zählte angesichts der Tatsache, daß Nicole in Lebensgefahr schwebte. Überdies fühlte sich Professor Zamorra mitverantwortlich dafür, daß seine Sekretärin in diese Lage geraten war. Er hatte sie ohne jeden Schutz auf Château Montagne zurückgelassen.
    Immer wieder wandte Zamorra den Kopf.
    Die Dämonen wichen langsam zurück. Dann, als ihr Todfeind die Flußmitte erreichte, schmolz der Lichtschein zusammen und entfernte sich gleichzeitig in westlicher Richtung.
    Zamorra wußte, daß jetzt höchste Eile geboten war. Er schaffte das unmöglich Scheinende und ruderte noch schneller.
    Kurz darauf rumpelte der Kiel des Bootes auf die Steine der westlichen Uferböschung. Sofort wurde das Heck von der Strömung herumgeschwenkt. Zamorra zog die Ruder ein, flankte mit einem Satz über die Bordkante und zog den Kahn an Land.
    Ohne auch nur eine Sekunde zu verschwenden, hastete der Professor los. Nur wenige Schritte brauchte er, um die Oberkante der Uferböschung zu erreichen.
    Er schaffte es gerade noch rechtzeitig. Im letzten Moment sah er den Lichtpunkt, ehe dieser endgültig verschwand.
    Die Entfernung mochte knapp zweihundert Meter betragen. Wegen der Dunkelheit war es schwer zu schätzen. Aber Zamorra prägte sich die Richtung ein. Das mußte genügen. Alles weitere würde das

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