Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0022 - Der Todesfluß

0022 - Der Todesfluß

Titel: 0022 - Der Todesfluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Friedrichs
Vom Netzwerk:
Wasser gleiten, packte das Tau und spürte, wie ihn die Strömung mit sich zog. Die Kälte der Fluten umgab ihn wie ein eisiger Mantel. Doch gleichzeitig bewirkte es, daß seine Kräfte zurückkehrten.
    Ungehindert erreichte er den Körper Manoirs, der wie ein lebloses Bündel im Fluß trieb – von dem Seil gehalten, das seine Kehle zuschnürte.
    Mit der Linken hielt sich Zamorra an dem Tau oberhalb von Manoir fest, während er mit der Rechten fieberhaft den Knoten zu lösen versuchte.
    Es gelang ihm unerwartet rasch. Der geflochtene Hanf hatte sich noch nicht mit Wasser vollgesogen. Manoir kam frei, drohte von der Strömung fortgerissen zu werden. Gerade noch rechtzeitig packte Zamorra zu und bekam ihn unter der rechten Achselhöhle zu fassen. Er ließ das Seil los, ließ sich ein Stück von der Strömung treiben, bis er Manoir im Rettungsgriff hatte. Es gelang Zamorra, den Kopf des jungen Mannes über Wasser zu halten und gleichzeitig mit kraftvollen Schwimmstößen der Beine dem westlichen Ufer entgegenzustreben.
    Endlose Minuten waren verstrichen, als er plötzlich Grund unter den Füßen spürte. Glatte, algenbewachsene Bruchsteine, die schräg bis zum Ufer reichten. Zamorra schwamm noch ein Stück, bis er die Steine im Rücken spürte. Keuchend zog er Manoir in das seichtere Wasser. Dann richtete er sich auf und schleppte den reglosen Körper des Mannes auf das sichere Ufer.
    Er beugte sich herab, bereit, mit raschen Wiederbelebungsversuchen zu beginnen.
    Philippe Manoirs Augen starrten ihn stumpf und blicklos an.
    Zamorra preßte die Lippen aufeinander. Dumpfe Resignation befiel ihn. Er drehte den Toten auf die Seite und fand die Erklärung.
    Manoirs Genick war gebrochen. Es mußte in dem Moment geschehen sein, als sich das Seil gestrafft hatte. Jede Hilfe war für ihn zu spät gekommen. Die ganze verzweifelte Rettungsaktion war umsonst gewesen.
    Die silbrige Lichtglocke, die über dem Fluß schwebte, kam jetzt rascher heran. Schon wurden die Konturen der ersten Gestalten erkennbar.
    Zamorra löste die feine Silberkette vom Hals, schlang sie sich um das Handgelenk und hielt das Amulett zwischen Daumen und Zeigefinger der geballten rechten Faust. Er war zu allem entschlossen, bereit, den Kampf mit den Dämonen aufzunehmen und den Tod von Philippe Manoir zu rächen.
    Der größte der Dämonen schwebte auf das Ufer zu. Etwa fünf Meter von Zamorra entfernt verharrte er. Das Schwert zitterte in den mattschimmernden Händen des Wesens. Die übrigen Dämonen blieben in der Mitte des Flusses. Sie wagten sich nicht näher heran.
    Professor Zamorra wartete noch. Die nasse Kleidung klebte wie eine kalte Haut an seinem Körper. Den Schmerz, den er noch in der linken Körperhälfte spürte, unterdrückte er ebenso wie die Kälte.
    Die Kraft des Amulettes half ihm dabei.
    Er rechnete mit einem Angriff der Dämonen, obwohl er sah, daß sie das Amulett fürchteten. Sie waren gezwungen, jetzt zu handeln, denn er hatte ihr teuflisches Treiben durchschaut. Sie mußten versuchen, ihn zu vernichten.
    Der Anführer der Dämonen erhob seine Stimme. Hohl klang sie unter dem Ritterhelm hervor.
    »Höre, was ich dir zu sagen habe, Zamorra! Du wirst es nicht wagen, deine Macht an uns zu erproben!«
    Der Professor runzelte die Stirn. Sie kannten seinen Namen. Ihre Fähigkeiten schienen weitreichender zu sein, als er vermutet hatte.
    Wie groß diese Fähigkeiten waren, erfuhr er im nächsten Moment.
    »Wir besitzen ein Pfand!« rief der Anführer der Dämonen höhnisch. »Wenn du nicht willst, daß ihr etwas geschieht, so wirst du unsere Befehle befolgen! Denn ihr Name ist Nicole Duval!«
    »Es gibt keinen Beweis für eure Behauptung«, entgegnete er ruhig, »ich glaube nicht daran, daß sich Nicole in eurer Gewalt befindet.«
    »Du wirst es dann sehen, wenn wir sie als Tote vor deine Füße werfen!« schrie der Anführer der Dämonen.
    »Trotzdem kann ich jetzt, in diesem Moment, nicht daran glauben«, sagte Zamorra, »und es gibt noch eine Möglichkeit, die ihr nicht bedacht habt: ich werde euch auf der Stelle vernichten, bevor ihr Nicole etwas antun könnt.«
    Das Kichern der Dämonenschar erstarb jäh. Ihr Anführer zuckte zusammen. Seine silbrigen, matten Hände begannen zu flattern. Er hatte Mühe, das Schwert noch zu halten.
    Um seine Entschlossenheit zu unterstreichen, machte Zamorra einen Schritt in das seichte Uferwasser. Das Amulett hielt er dabei wie eine Waffe.
    Der Anführer der Gestalten wich panikartig zurück, versuchte

Weitere Kostenlose Bücher