Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0022 - Die Hexe von Java

0022 - Die Hexe von Java

Titel: 0022 - Die Hexe von Java Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
Vom Netzwerk:
machte ihre Frisur attraktiv. Sie ließ die Männer vergessen, daß das Mädchen am Nachmittag wie eine zerzauste Maus ausgesehen hatte.
    Davis warf Maddock einen kurzen Blick zu. »Ich weiß noch nicht, wie ich mich entscheiden werde. Marty ist dafür, daß wir weitermachen. Aber mir behagt das Ganze nicht mehr so recht. Ich würde viel lieber aufgeben und mich einer weniger gefährlichen Aufgabe widmen. Andererseits… Wir haben eine Menge Geld in dieses Unternehmen gesteckt. Im Fall einer Aufgabe ist es natürlich verloren. Deshalb sagt der Kaufmann in mir, wir sollten bleiben.«
    »Der Meinung bin auch ich«, sagte John Sinclair ernst. »Ich glaube nicht, daß Sie noch mal mit Wahadin zu tun haben werden.«
    »Wieso nehmen Sie das an?« fragte Davis erstaunt.
    »Nun, Wahadin hat zweihundert Jahre in seinem nassen Gefängnis verbracht. Denken Sie, es gelüstet ihn, dorthin noch mal zurückzukehren? Der ist froh, daß er von dort weggekommen ist. Er wird sein Unwesen hier treiben. Hier in Djakarta. Auf diese Gelegenheit mußte er zweihundert Jahre warten.«
    Wade C. Davis seufzte. »Ich wollte, es wäre so, wie Sie sagen.«
    »Es ist so. Sie haben von Wahadin nichts mehr zu befürchten«, sagte John Sinclair überzeugt. Es waren Erfahrenswerte, die er im Laufe der Jahre gesammelt hatte und die ihn zu diesem Schluß kommen ließen.
    John hatte für sich Kentucky Bourbon und für Jane eisgekühlten Tee bestellt.
    Nun war sein Glas leer. Er winkte einem hübschen Mädchen, damit es ihm noch mal dasselbe brachte. Die Kleine hatte pechschwarzes Haar.
    Obwohl John nun schon seit zwei Wochen in diesem Hotel wohnte und auch schon einige Male auf der Terrasse gesessen hatte, war ihm dieses Mädchen hier noch nie aufgefallen.
    Sie kam auf sein Handzeichen sofort, was ihm bewies, daß sie ihn die ganze Zeit beobachtet hatte.
    Zuerst fühlte er sich geschmeichelt. Er kannte seine Wirkung auf Mädchen und wußte, daß er in den meisten Fällen gut ankam. Er war überdurchschnittlich groß, fünfunddreißig, blond und blauäugig. Langsam war ihm das Interesse des Mädchens aber unangenehm geworden. Wegen Jane, denn wenn sie etwas davon bemerkte, hatte er ihr den ganzen Abend verdorben.
    »Sir?« sagte das Mädchen mit einer weichen, warmen, einschmeichelnden Stimme, die Jane sofort aufhorchen ließ.
    John wies auf sein Glas. »Noch mal dasselbe, bitte.«
    »Sofort, Sir.«
    Jane Collins lachte. »Donnerwetter, John, bei der Kleinen hast du aber mächtig Chancen.«
    John blickte dem Mädchen erstaunt nach und schüttelte den Kopf. »Unsinn. Das bildest du dir bloß ein. Davon hätte ich doch auch etwas merken müssen.«
    »Wir Frauen haben für so etwas wahrscheinlich die bessere Antenne. Gefällt sie dir?«
    »Nun, sie sieht nicht übel aus.«
    »Aha.«
    John schaute Jane schnell an. »Du machst ihr jetzt doch hoffentlich keine Szene?«
    Jane kniff ein Auge zu. »Die mache ich ihr erst, wenn das Bett heute nacht neben mir leer bleibt.«
    Die hübsche Javanerin kam mit dem Bourbon. John entdeckte in ihren ausdrucksstarken Augen eine unverhohlene Lockung. Das war ihm beinahe peinlich. Er versuchte, den schönen Augen des Mädchens auszuweichen, doch dann entdeckte er in ihnen etwas, das ihn warnte.
    Sie umgarnte ihn mit ihren Blicken und hieß ihn leidenschaftlich willkommen. Ihr Gesicht war eine verführerische Maske, die ihm verriet, daß er alles von ihr haben konnte, wenn er nur wollte.
    Aber das alles erschien John mit einemmal nur wie eine dünn aufgetragene Schicht. Er hatte den Eindruck, daß etwas ganz anderes zum Vorschein kommen würde, wenn er auch nur ein bißchen daran kratzen würde.
    Unverhohlene Feindschaft vielleicht?
    Haß?
    Mordlust?
    Alles das glaubte John Sinclair im Hintergrund dieser bildschönen Augen, die ihn so warm anblickten, erkennen zu können. Er wurde das eigenartige Gefühl nicht los, daß ihm von diesem Mädchen eine tödliche Gefahr drohte. Es war unvorstellbar, wenn man sie so ansah, denn sie wirkte weich, unglaublich weiblich und liebreizend.
    Was war los mit diesem seltsamen Mädchen?
    Wieso warnte John sein sechster Sinn vor ihr?
    »Ihr Bourbon, Sir«, sagte die junge Javanerin sanft.
    »Vielen Dank«, gab John zurück. »Sie sind sehr aufmerksam. Wie ist Ihr Name?«
    »Mein Name ist«, sagte das Mädchen und bedachte John Sinclair mit einem Blick, der diesem durch und durch ging, »Tari!«
    ***
    Ein Taxi blieb vor der Hotelterrasse stehen. Zwei Personen schälten sich aus dem alten,

Weitere Kostenlose Bücher