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0022 - Die Hexe von Java

0022 - Die Hexe von Java

Titel: 0022 - Die Hexe von Java Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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wieder zu den Fahrstühlen blickte, war der seltsame Mann verschwunden. »Katherin!« hörte sie plötzlich Henry neben sich besorgt ausrufen.
    »Lieber Himmel, Katherin, was ist los mit dir? Mein Gott, du bist ja ganz bleich, und du zitterst. Fühlst du dich nicht gut? Bist du krank? So sag doch etwas, Katherin. Was ist los mit dir? Du du siehst ja aus, als sei dir ein Geist über den Weg gelaufen!«
    Die junge Frau suchte nach Worten.
    Sollte sie Henry von ihrer Halluzination erzählen?
    Es konnte sich nur um eine Sinnestäuschung gehandelt haben.
    Wozu Henry beunruhigen?
    Katherin versuchte ein kleines Lächeln, und es gelang ihr. »Es ist nett, daß du gleich so besorgt um mich bist, Henry.«
    »Liebling, was hast du?« bohrte Colfax.
    Katherin legte ihren Handrücken auf die Stirn. »Ich glaube, das Programm von heute war für mich etwas zu viel.«
    »Du hast dich überanstrengt?«
    »Scheint so.«
    »Dann werden wir morgen eine Pause einlegen«, entschied Henry Colfax fürsorglich. »Ich dachte, der heutige Tag hätte dir Spaß gemacht.«
    »Hat er ja.«
    »Du hast kein Wort davon gesagt, daß es dir zu viel ist«, sagte Colfax mit leisem Vorwurf.
    »Ich wußte es selbst nicht. Es zeigt sich erst jetzt.«
    »In welcher Form?« wollte Colfax wissen.
    »Nun, ich fühle mich irgendwie komisch, und ein wenig schwindelig ist mir auch.«
    »Du wirst gleich zu Bett gehen«, sagte Colfax ernst.
    Katherin streichelte zärtlich seine Wange. »Mach dir keine Sorgen, Henry. Morgen bin ich wieder ganz okay.«
    Sie fuhren mit dem Fahrstuhl zur dritten Etage hoch und gingen den teppichbelegten Korridor entlang bis zu ihrer Zimmertür. Henry Colfax warf seiner Frau einen sorgenvollen Blick zu.
    Katherin lachte gekünstelt. »Sieh mich nicht an, als wäre ich sterbenskrank, Henry.«
    Er nahm die vielen Apparate ab und legte sie behutsam auf die Kommode. Dann schüttelte er mit zusammengezogenen Brauen den Kopf und keuchte: »Ich kann nun mal nicht anders. Wenn es dir nicht gut geht, dann mache ich mir Sorgen.«
    Katherin trat zu ihm und küßte ihn auf den Mund. »Du bist der beste Mann, den sich eine Frau wünschen kann, Henry Colfax. Ich bin stolz darauf, mit dir verheiratet zu sein.«
    Colfax wies auf das breite Doppelbett, auf dem eine rosa Damastdecke lag. »Setz dich, Katherin. Bitte, setz dich.«
    Wortlos nahm die Frau auf ihrer Seite des Bettes Platz. Sie legte die Hände in den Schoß und blickte zu ihrem Mann hoch. »Und was weiter?« fragte sie.
    »Du wirst jetzt ohne Widerrede ein paar Baldrianperlen schlucken. Das ist gut für die Nerven. Du wirst ruhiger werden und herrlich schlafen. Die Perlen sind im Bad…«
    »Ich kann sie mir selbst holen«, sagte Katherin.
    Colfax schüttelte heftig den Kopf. »Nichts da. Du bleibst hier sitzen!«
    Katherin seufzte. »Es ist schön, wenn es einen Menschen gibt, dem man sehr viel bedeutet, Henry.«
    Colfax verschwand im Bad.
    Kaum war er weg, da kam dieses scheußliche Gefühl wieder, von dem Katherin in der Hotelhalle befallen worden war. Sie legte erschrocken die Handflächen an die pochenden Schläfen. War sie geisteskrank? Verrückt?
    Abermals fühlte sie sich angestarrt. Wieder suchte sie die Augen, die auf sie gerichtet waren.
    Ihre Vision von dem Mann mit dem gläsernen Körper fiel ihr ein. Sie hatte schreckliche Angst, ihn wiederzusehen.
    Sie hatte den Eindruck, ihr Blick würde gelenkt.
    Sie schaute zur Tür, und was sie dann zu sehen bekam, ließ sie ernstlich an ihrem Verstand zweifeln…
    Es war Wahnsinn. Glatter Wahnsinn – und doch passierte es in diesem entsetzlichen Augenblick!
    Es schien, als wäre die Tür aus Papier und jemand würde draußen zwei Brenngläser davorhalten. Die Stellen, wo die gebündelten heißen Lichtstrahlen auf die Tür trafen, färbten sich braun. Sekunden später fingen sie zu qualmen an. Zwei eng beisammenstehende Löcher entstanden.
    Löcher, in denen gleich darauf Katherin Colfax jene schrecklichen Augen wiedersah, die sie bereits in der Hotelhalle so feindselig angestarrt hatten.
    Der Mann mit dem gläsernen Körper! Schoß es der innerlich fürchterlich aufgewühlten Frau durch den Kopf.
    Die Umrisse seines Schädels zeichneten sich an der Tür ab. Auch die Silhouette seines Körpers war zu erkennen. Sie sah aus wie eine Kohlezeichnung auf weißem Papier.
    Katherin Colfax war dermaßen geschockt, daß sie keinen Ton hervorbrachte. Ihre Kehle wurde von einer unsichtbaren Hand zugedrückt. Kalter Schweiß brach ihr aus allen

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