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0022 - Die Hexe von Java

0022 - Die Hexe von Java

Titel: 0022 - Die Hexe von Java Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Kampflärm im Bad. Stampfende Füße. Keuchen. Und immer wieder ging Glas zu Bruch.
    »Henry!« schrie Katherin noch einmal. Sie hatte plötzlich keine Angst mehr vor dem Unheimlichen. Sie wußte nur noch eines: Henry brauchte Hilfe. Und sie wollte ihm helfen, denn er war ihr Mann, ihr ein und alles. Sie wollte ihn nicht verlieren.
    Henry brüllte gepeinigt auf.
    Katherin hatte das Gefühl, ihr würden die Haare zu Berge stehen.
    Sie packte den Türknauf mit beiden Händen. Ihre Finger umklammerten ihn. Sie drehte ihn wild herum, doch die Tür ließ sich nicht aufstoßen.
    Wahadin hatte sie mit einer magischen Sperre versehen.
    Katherin rüttelte wie von Sinnen am Türgriff. Sie warf sich schluchzend gegen die Tür. Sie trommelte mit ihren kleinen Fäusten gegen das Holz. »Henry, ich möchte dir so gern helfen! Henry, es darf dir nichts geschehen! O mein Gott, Henry!«
    Colfax’ Geschrei wurde zu einem furchtbaren Röcheln, zu einem markerschütternden Gurgeln.
    »Henry, ich will dich nicht verlieren!« kreischte Katherin außer sich vor Angst um ihren Mann.
    Doch sie war nicht in der Lage, etwas für ihn zu tun…
    ***
    Zuerst schrie ein Mann und dann – gedämpft – eine Frau. John Sinclair schnellte hoch. Jane Collins, Wade C. Davis, Marty Maddock – sie alle dachten dasselbe. Sie dachten an Katherin und Henry Colfax, und sie dachten an Wahadin, den Diakon des Teufels. Genau wie John.
    Unwillkürlich faßte der Geisterjäger dorthin, wo er normalerweise seine Beretta trug.
    Aber die Waffe lag zu Hause in seiner Londoner Wohnung in einer Schublade des Schreibtisches. Verdammt noch mal, da war sie gut aufgehoben.
    John tröstete sich damit, daß er gegen den Diakon des Teufels mit den geweihten Silberkugeln vermutlich ohnedies nichts ausgerichtet hätte.
    Die Hotelgäste, die auf der Terrasse saßen, erhoben sich ebenfalls. Sie blickten einander ratlos an und schauten dann alle zum dritten Stock hinauf, wo der Mann und die Frau so schrecklich schrieen.
    John Sinclair war bereits mit langen Sätzen unterwegs.
    Kurz vor der Terrassentür kam von rechts Tari mit einem vollbeladenen Chromtablett. Sie ging so schnell, daß der Geisterjäger ihr nicht ausweichen konnte.
    Fast schien es, als hätte sie diesen Zusammenstoß absichtlich herbeigeführt, denn der Blick des glutäugigen Mädchens hatte die ganze Zeit auf John geruht. Nachdem es passiert war, schien es John wenigstens, daß ein zufriedenes Lächeln über ihr hübsches Gesicht huschte.
    Was war nur los mit diesem Mädchen?
    Klirrend und klappernd war alles, was sich auf dem Tablett befunden hatte, nach vorn gekippt. Getränke und Speisen hatten John Sinclairs Anzug bekleckert. Gläser, Schalen und Tassen waren hinterher auf dem steinernen Boden der Terrasse laut zerschellt.
    »Oh!« rief Tari erschrocken aus. »Mr. Sinclair! Wie ungeschickt von mir!« Sie zauberte unter ihrer Schürze ein weißes, sauberes Tuch hervor und ließ es sich nicht nehmen, Johns Anzug damit abzuputzen. »Es tut mir so entsetzlich leid, Mr. Sinclair«, sagte das Mädchen. »Wenn Sie mir den Anzug geben, werde ich ihn persönlich reinigen.«
    »Später!« knurrte John. »Später, ja?« Er packte das Mädchen an den Schultern und zerrte es zur Seite.
    »Bitte beschweren Sie sich nicht bei der Geschäftsleitung, sonst wirft man mich hinaus!« jammerte das Mädchen.
    »Aber nein«, stieß John aufgeregt hervor. »Würden Sie jetzt endlich den Weg freigeben, Tari? Hören Sie denn nicht, daß dort oben jemand schreit?«
    »Ja, natürlich, Mr. Sinclair!«
    Das Mädchen trat zur Seite und begann, die Scherben einzusammeln. Wie von tausend Teufeln gehetzt jagte der Geisterjäger durch die endlos lange Hotelhalle.
    Er benutzte die Treppe.
    Atemlos kam er im dritten Stock an.
    Wild warf er sich gegen die Tür jenes Zimmers, in dem das Ehepaar Colfax untergebracht war. Kein Schrei mehr. Die Tür flog auf und krachte gegen die Wand. Schluchzen.
    Katherin lehnte an der Tür, die ins Bad führte, und weinte. Mit tränenverhangenem Blick sah sie John an. Ihr ansonsten so streng zurückgekämmtes Haar war zerzaust und klebte an ihrem verschwitzten Gesicht. Sie machte einen nervösen Eindruck. Ihr Blick war verstört.
    »Mr. Sinclair!« stieß sie krächzend hervor. Und dann stammelte sie eine Menge, woraus John nicht schlau wurde.
    »Wo ist Ihr Mann, Mrs. Colfax?« fragte John eindringlich.
    Katherin redete weiter wirres Zeug. »Ist er da drinnen?« wollte John Sinclair wissen. Katherin hörte nicht

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