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0022 - Thoras Flucht

0022 - Thoras Flucht

Titel: 0022 - Thoras Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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standen, war neben ihnen das Dröhnen eines gewaltigen Wasserfalls, der aus großer Höhe herabstürzte.
    „Wir lagern hier und ruhen uns richtig aus", entschied Rhodan. „Wir können ein Feuer machen und aus einigen Felsblöcken eine Art Wall errichten. Das gibt uns genügend Sicherheit für eine Pause. Und dann werden wir auf das Plateau hinaufklettern."
    Okura sah hinauf in das ewige Dunkel der Venusnacht Es war stark abgekühlt, wenn es im Vergleich zu einer irdischen Sommernacht auch noch recht warm war.
    „Die Plateauebene liegt mindestens dreihundert Meter über der Niederung", stellte er fest. „So genau kann ich das nicht erkennen."
    „Wir haben keine Seile", gab Marshall zu bedenken.
    Rhodan wischte beide Einwände beiseite.
    „Wir haben keine andere Wahl. Außerdem bitte ich zu bedenken, daß ein Marsch über das Plateau wesentlich einfacher und ungefährlicher sein wird als jede Wanderung durch Urwald oder Sumpf. Wenn auf der Venus jemals Menschen leben werden, dann nur auf diesen Felseninseln. So, und nun wollen wir uns einmal unseren Braten näher ansehen. Marshall, machen Sie Feuer. Okura, packen Sie Ihren Rehbock aus."
    Als die Flammen aufloderten, sahen sie, daß das erlegte Tier nur wenig Ähnlichkeit mit einem Rehbock hatte. Zwar besaß es ebenfalls nur vier Beine, aber die waren so kurz, daß Okura allmählich zu der Auffassung gelangte, er habe einen etwas groß geratenen Dackel erschossen. An einen Hund erinnerte auch die enge, spitze Schnauze, wohingegen die aufgestellten Ohren nicht viel mit einem reinrassigen Dackel zu tun hatten. Ein Schwanz war überhaupt nicht vorhanden. Statt eines Felles gab es nur eine glatte, schlüpfrige Haut.
    „Sieht aus wie ein rasiertes Warzenschwein", knurrte Marshall und leckte sich verstohlen über die Lippen. „Ich bin zwar ein Tierfreund, aber so ein komisches möchte ich auch nicht zu Hause im Bett liegen haben. Essen wir es lieber."
    „Besser als die Konzentrate ist es allemal", meinte Rhodan und sah interessiert zu, wie Okura die Beute zu zerlegen begann.
    Zwei Stunden später lehnten sie sich gesättigt gegen die angewärmte Felswand und verschränkten die Hände über ihren gefüllten Mägen.
    „Ausgezeichnet!" lobte Marshall seine eigene Kochkunst. „Das werden wir uns merken müssen."
    „Das Salz fehlte", murmelte Rhodan und spürte, wie er müde wurde.
    „Nennen wir es Dackelschwein", schlug Okura schläfrig vor. Sie schwiegen. Und in dieses Schweigen hinein fiel plötzlich ein Schuß.
    Das Ungewöhnliche eines Schusses auf einem menschenleeren Planeten war so überraschend, daß die Tatsache nicht sofort von den Gehirnen registriert wurde. Marshall starrte gedankenverloren in die lodernden Flammen, und für einen unbefangenen Beobachter wäre es interessant gewesen, seine Reaktion mitzuerleben.
    Marshall nickte mehrmals vor sich hin, lauschte angestrengt und sagte dann: „Da hat sicher jemand ein Dackelschwein geschossen, und er muß beim erstenmal getroffen haben!" Er stocherte in der Glut herum, sah dann die aufgerissenen Augen seiner beiden Kameraden und wurde plötzlich schneeweiß im Gesicht. „Lieber Himmel, es hat jemand geschossen!"
    Okura sprang mit einem Satz auf die Füße. „Unmöglich! Wer sollte das gewesen sein?"
    Rhodan war genau so verblüfft wie die anderen, aber sein Verstand arbeitete schneller und folgerichtiger. Im Bruchteil einer Sekunde registrierte er die Tatsache des Schusses, fand, daß nur ein Mensch ihn abgegeben haben konnte, stellte fest, daß es durchaus Menschen auf der Venus geben mußte und wußte auch schon, um welche Art von Menschen es sich handelte. Gleichzeitig entsann er sich der geographischen Lage, in der die Truppen Tomisenkows damals gelandet und zerschlagen worden waren, rief sich die eigene Position ins Gedächtnis zurück und kam zum gleichen Schluß.
    Oben auf dem Plateau hausten die verschollenen Raumfahrer. Er nickte Okura zu. „Warum sollte es unmöglich sein? Wir sind nicht die einzigen Menschen auf der Venus. Außerdem - es könnte ja auch Thora gewesen sein."
    „Die Arkonidin gibt sich nicht mit irdischen Schießgewehren ab", sagte der Japaner kopfschüttelnd.
    „Dann also - doch Tomisenkows Leute", meinte Rhodan.
    „Die Ostblockler?" Marshall hielt den Kopf immer noch schief. „Was tun denn die hier?"
    „Jagen."
    Er wurde unterbrochen. Ein weiterer Schuß fiel, und dann krachte eine ganze Salve. Aus einer anderen Richtung kam die Antwort, unregelmäßiges Gewehrfeuer.

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