0022 - Thoras Flucht
noch kennen oder gar Verbindung miteinander pflegen?
Schon wollte Rabow den Befehl zum Weitermarsch geben, als einer seiner Leute aufgeregt zu ihm gelaufen kam.
„Licht!" keuchte er atemlos. „Dort vorn am Rande des Plateaus ist ein Feuer. Es ist deutlich zu erkennen."
„Unten?" wollte Rabow wissen. „Ja, am Fuß der Felsen. Vielleicht haben die Rebellen dort einen Vorposten eingerichtet."
„Ja, mit einem Feuer, damit man sie kilometerweit sehen kann", nickte Rabow ironisch und wußte, daß die Antwort ganz anders aussehen würde. Wie allerdings, davon konnte er sich kein Bild machen. Er hätte sich seinen Befehl sicherlich reiflicher überlegt. „Wir sehen nach, wer es ist" Und so sah er zwei Stunden später auf die schlafenden drei Männer hinab, die von den Scheinwerfern angestrahlt wurden und jäh erwachten.
*
Da sie sehr gepflegt aussahen und nicht die Uniform der versprengten Armee trugen, sprach Rabow Englisch. Er hatte die ungewisse Ahnung, daß die Frau gelogen hatte, die mit dem Raumschiff abgeschossen worden war. Sie war also doch nicht allein gekommen.
„Lassen Sie die Finger von den Pistolen", warnte er eindringlich. „Es sind zwanzig Gewehre auf Sie gerichtet. Ein Mann wird nun zu Ihnen kommen und Ihnen die Waffen abnehmen. Wenn Sie einverstanden sind, nicken Sie."
Perry Rhodan sah ein, daß er einen fatalen Fehler begangen hatte. In einem Gelände, in dem geschossen wird, legt man sich nicht einfach zur Ruhe nieder. Nun hatte er die Konsequenzen zu tragen.
Leise flüsterte er Okura zu: „Können Sie etwas erkennen?"
„Der Kerl lügt nicht", flüsterte der Japaner zurück. „Sie haben uns eingekreist und halten Gewehre auf uns gerichtet. Wir könnten einige von ihnen ausschalten..."
„Unsere Chancen?"
„Hm - ich würde sagen: eins zu zehn."
„Zu wenig", flüsterte Rhodan und rief dann: „Ihr Mann soll kommen und sich die Waffen holen. Wer seid ihr?"
„Sie werden das noch rechtzeitig erfahren. Haben Sie eben geschossen?"
„Wenn Sie das Feuergefecht meinen, muß ich Sie enttäuschen. Es fand oben auf dem Plateau statt."
Rhodan ließ sich widerstandslos den Strahler aus dem Gürtel ziehen und stellte befriedigt fest, daß Marshall seinen Trommelrevolver in der tiefen Tasche behielt. Vielleicht konnte er ihn behalten. Okura sah nicht sehr glücklich aus, als man ihm die Waffe nahm. Zum erstenmal lächelte er nicht mehr. „So", sagte der Mann hinter dem Scheinwerfer, „und nun werden wir uns ein wenig unterhalten."
Als er aus dem Dunkel in die Helligkeit vortrat, konnte Rhodan ihn endlich sehen. Kein sehr ermutigender Anblick, stellte er bei sich fest und hoffte, daß der andere ihn nicht erkannte. Der Gedanke, jenen Männern in die Hände gefallen zu sein, die er praktisch auf der Venus ausgesetzt hatte, war nicht gerade erfreulich.
„Ich bin Sergeant Rabow von der Armee General Tomisenkows", stellte Rabow sich vor. „Und wer sind Sie?"
Das war so gut wie eine Gretchenfrage, und sie erforderte eine klare Antwort. Wenigstens eine Antwort, dachte Rhodan, die so klar wie möglich klang.
„Ich gehöre zu einer Expedition", sagte er vorsichtig, „die den Auftrag erhielt, die Wachsamkeit von Rhodans Venusfestung zu erkunden."
„Wer schickt Sie? „Nun, wer schon?"
„Die Amerikaner?"
„Möglich."
Rabow hielt das für eine positive Antwort. Er konnte sich nur nicht erklären, wieso das Mädchen oben auf dem Plateau gelogen und warum sich diese Dreiergruppe von ihm und dem Roboter getrennt hatte.
„Sie sind allein, nehme ich an. Abgestürzt?"
„Erraten."
„Hm." Rabow überlegte. Er wollte noch nicht alle seine Trümpfe aus der Hand geben. Der Gefangene brauchte nicht zu wissen, daß er die anderen Überlebenden bereits gefunden hatte. Man sollte den Gegner stets im Ungewissen über seine Lage lassen, das war ein uralter und immer wieder bewährter Grundsatz. Immerhin war es interessant, daß dieser Mann zugab, zum Westblock zu gehören, während die Frau behauptete, die Dritte Macht zu vertreten. „Und wo sind Sie abgestürzt?" Rhodan zeigte gen Osten.
„Drüben im Urwald. Die Geschütze erwischten uns."
„Aha", machte Rabow, ohne überzeugt zu sein. „Nicht über einem Plateau, sondern über dem Urwald? Und Sie sind dann bis hierher marschiert?"
„Ja. Ist das so sonderbar?" Rabow gab keine Antwort. Er stand vor einer schweren Entscheidung. Sollte er seine Gefangenen zum Lager Tomisenkow zurückbringen, oder sollte er sie - als
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