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0023 - Wir faßten in ein Wespennest

0023 - Wir faßten in ein Wespennest

Titel: 0023 - Wir faßten in ein Wespennest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir faßten in ein Wespennest
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sie zu beruhigen: »Keine Angst, Boys. Ich heiße Jerry Cotton.«
    Ich wusste kaum wie mir geschah. Auf einmal brach ein Triumphgeheul aus, dass beinahe der Himmel zusammengestürzt wäre. Ich musste immer wieder schmale Jungenhände drücken, immer mehr und noch eine und da noch zwei und dort noch eine…
    Endlich hatte sich ihr Triumphgeschrei so weit verflüchtigt, dass man sich einigermaßen verständlich machen konnte. Ich rief: »He! Hört mal zu, Boys! Wer ist euer Präsident?«
    »Ich«, erwiderte eine feste Stimme. Ein Junge von schätzungsweise fünfzehn Jahren kam auf mich zu. »Ich heiße Joe Wicking.«
    »Ah, deinen Vater gehört hier der Laden, nicht?«
    »Yes, Mister Cotton.«
    »Okay, ich habe ein paar Fragen an dich, Joe. Du wirst dir denken können, dass wir vom FBI und auch unsere Kollegen von der City Police nicht eher Ruhe geben werden, als bis wir den Mörder von Ben Lodgers dingfest gemacht haben. Also pass…«
    Ich sprach nicht weiter. Auf einmal überflutete uns eine gleißende Helle. Ich blendete die Augen mit der Hand ab und erkannte auf diese Weise, dass die mächtigen Scheinwerfer eines Femlastzuges voll auf uns gerichtet waren. Was sollte denn dieser… Wie ein Blitz plötzlich wusste ich.
    »In Deckung, Boys«, schrie ich aus ' Leibeskräften. »Die Gangster sind da. Bringt euch in Deckung!«
    Die Boys waren an solche Situationen nicht gewöhnt. Sie rannten durcheinander, aber endlich war der große Platz einigermaßen leer, nur noch ein paar Begriffsstutzige liefen ziemlich planlos kreuz und quer.
    »Verdammt, so schert euch doch endlich aus dem Lichtkegel heraus«, schrie ich sie an.
    Und in dieser Sekunde war es auch schon zu spät. Über dem Führerhaus des Femlastzuges ratterte etwas metallisch los. Glühendes Mündungsfeuer zuckte rot durch die Nacht. Vor uns spritzte der Sand des Baugrundstückes zu kleinen Fontänen in die Höhe.
    Ich schlug mit zwei Faustschlägen zwei Boys beiseite. Plötzlich kreischte ein schriller Schrei durch die Nacht. Mir wurde es eiskalt auf dem Rücken.
    Diese verdammten Schweine, diese verdammten Schweine, sagte etwas in mir, während ich in großen Sprüngen auf den Lastzug zuhetzte. Ich suchte Deckung, wo ich sie gerade fand. Meine Dienstpistole lag längst kalt und hart in meiner Rechten.
    Als ich endlich an dem Wagen heran war, hatten sich die feigen Hunde natürlich verdrückt. Ich rannte nach vorn, an den Reparaturwerkstätten vorbei.
    »Sind eben hier ein paar Männer vorbeigekommen?«, rief ich einem Tankstellenwart zu, der mit seinem Füllschlauch hantierte. .
    Er schüttelte stupide den Kopf.
    Schön, also mussten sie noch kommen. Es gab nur einen Zugang zu dem hinteren Gelände und auf dem stand ich. Ich würde sie empfangen. Wenn es sein musste mit heißen Eisen.
    Kalt und eng lagen meine Lippen aufeinander. Ich dachte nichts mehr. Irgendetwas in mir war eingeschnappt, wie der Hebel einer Maschine. Es war nicht das erste Mal, dass ich von Gangstern aus einer Maschinenpistole beschossen worden war. Aber es war das erste Mal, dass ich inmitten einer-Versammlung von halben Kindern gestanden hatte, während sie knallten. Und es gibt Dinge, da sehe ich rot.
    Ich weiß nicht, wie lange ich stand. Wahrscheinlich nur ein paar Minuten. Dann fiel mir ein, dass hinten einer der Jungen geschrieen hatte. Ich unbesonnener Narr. Statt mich um den Jungen zu kümmern, war ich den Schützen hinterhergerannt.
    Ich ließ meine Kanone sinken und machte ein paar Schritte zurück. Genau vor mir lag jetzt die Auffahrt zu der Serpentinenstraße des Betonbaus. Ein blauer Mercury kam herunter, bog aus der Auffahrt und schoss plötzlich mit einem kreischenden Satz auf mich zu.
    Die Schnauze des chromblinkenden Ungeheuers sah aus wie der Rachen eines Fabelwesens, das in jäher Geschwindigkeit auf mich zuschoss. Ich hechtete zur Seite, flog gegen eine Mauer, sackte zusammen und stieß mich in derselben Sekunde wieder hoch.
    Zweimal knallte meine Smith & Wesson, Glas splitterte, die Reifen des Wagens radierten laut quietschend in der Kurve, dann war der Wagen wie ein Spuk verschwunden.
    Ich wischte mir den Staub von der Stirn und vom Mantel. Keuchend ging mein Atem. Das war um Haaresbreite gewesen.
    Langsam ging ich wieder nach hinten. Die Boys standen in einem großen Kreis. Ich schob mich durch. Keiner sprach ein Wort. Einige hatten Taschenlampen eingeschaltet.
    Im Lichtkegel der Lampen lag einer ihrer Kameraden, er mochte vielleicht neun oder zehn Jahre alt sein.

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