0023 - Wir faßten in ein Wespennest
Die Sache war nach Mister Highs Anordnungen so verlaufen. Hywood hatte ihm von den Fingerbadrücken auf Ben Lodgers Lohntüte erzählt. High erfuhr, dass einer dieser Fingerabdrücke von unserer Zentrale in Washington identifiziert worden war. Robert George Hooland hatte den entscheidenden Fehler seines Lebens gemacht, als er in den Hosentaschen eines ermordeten Jungen eine Tüte zurückließ, die seinen Fingerabdruck trug. Dieser Fingerabdruck war in Washington unter einer bestimmten Nummer registriert. Unter der gleichen Nummer fand Mister High in unserem Verbrecheralbum Hoolands’ Bild. Es kostete ihn als Chef des New Yorker FBI nur einen Anruf an die FBI-Druckerei New Yorks, wo Steckbriefe und andere Polizeidrucksachen hergestellt werden. Als wir um elf Minuten vor zehn sein Büro wieder betraten, wurden ihm gerade die ersten Probeabzüge vorgelegt. Er nickte und sagte: »Ja, die sind gut. Dreitausend Stück. Wann kann ich sie haben?«
Der Drucker fragte zurück: »Eilig, Sir?«
»Sehr eilig.«
»Dann ich acht Minuten.«
»Okay.«
Tatsächlich brachten drei blau bekittelte Männer nach Ablauf der angegebenen Frist, sechs Pakete. Wir rissen sie auf und fanden in jedem sauber gebündelt fünfhundertmal Hoolands Bild.
»Damit können wir anfangen«, sagte Mister High. Die Blicke der Einsatzleiter richteten sich auf sein Gesicht. Phil und ich standen im Hintergrund des großen Zimmers. Wir hatten dem Chef schon von dem Ergebnis unserer Unterhaltung mit unseren »beiden Bekannten« berichtet.
»Meine Herrn«, begann Mister High in seiner stillen, vornehmen Art. »Sie wissen, um was es geht. Eine absolut skrupellose Bande von Gangstern der übelsten Sorte übt einen Druck auf die Vereinigung der New Yorker Zeitungsboys aus. Die viertausend Boys sollen je fünf Dollar monatlich an die Banditen abführen, dann würde man sie in Ruhe lassen. Natürlich würde sich diese Summe schon in kurzer Zeit beträchtlich erhöhen, wenn die Boys tatsächlich ihr sauer verdientes Geld den Gangstern zu geben bereit wären. Diese Erf ahrung haben wir bisher mit allen Erpressern gemacht. In diesem Monat fünf Dollar pro Boy, im nächsten acht, im dritten vielleicht schon zwanzig oder was weiß ich.« Mister High machte eine kleine Pause. Er betrachtete aufmerksam das druckfeuchte Gesicht des Gangsterbosses Hooland. Dann fuhr er mit leiser Stimme fort; , »Ein kleiner tapferer Junge setzte sich zur Wehr. Trotz der Drohung der Gangster wandte er sich an einen unserer Beamten, an Cotton. Ein paar Stunden, nachdem er mit Cotton gesprochen hatte, fand man die Leiche des jungen, tapferen Burschen. Heute Nacht sollte Cotton den Gangstern zum Opfer fallen, aber an seiner Stelle trafen sie einen anderen Jungen, ein Kind noch. Damit ist für uns der Punkt gekommen, wo alle Rücksicht aufzuhören hat. Wir sind hier, um die Öffentlichkeit vor solchen Elementen zu schützen. Die Kinder in erster Linie. Ich habe mich entschlossen, eine Großrazzia in New York durchführen zu lassen, obgleich ich genau weiß, mit welchen Schwierigkeiten ein solches Unternehmen verbunden ist. Ist einer der Anwesenden der Meinung, dass wir zu viel Aufwand um die Sache machen?«
Die Vertreter der beiden anderen Polizeiorganisationen schwiegen. Nur ein kleiner, drahtiger Kerl, der die Uniform eines Officers der »State Police« und den breiten Pfadfinder-Hut trug, der bei der State Police üblich ist, schnallte ruhig seine Pistolentasche auf und sah die Waffe nach. Dabei murmelte er: »Es geht darum, den Mord an zwei Kindern zu rächen. Ich denke, da kann gar kein Aufwand zu groß sein. Legen wir los.«
Die anderen nickten. Highs Augen leuchteten.
»Lassen Sie diese Bilder an Ihre Männer verteilen. Es sind genug für alle, jeder kann zwei bekommen. Prägen Sie Ihren Beamten ein, uns interessiert nur dieser Mann. Alle Augen verschließen vor anderen Dingen, die uns jetzt nur ablenken können.«
Mister High entrollte eine große Karte. Die Männer traten im Kreis um ihn hemm.
»Sämtlichen Ausfallstraßen werden abgeriegelt. Jeder Lastwagen, jede Schubkarre, jedes Personenauto, welches die Absperrung passieren will, ist genau zu durchsuchen. Dann - sobald die Abriegelungen an den Ausfallstraßen stehen - schicken Sie Ihre Streifen los. Am besten beginnen wir hier in den Bezirken IV, VI, VIII, IX und XIV. Vom Westen her zum Atlantik hin, wie eine einzige Postenkette sollen sich die Beamten langsam durch die Stadt arbeiten. Wer kennt diesen Mann? Wer hat ihn
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