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0023 - Wir faßten in ein Wespennest

0023 - Wir faßten in ein Wespennest

Titel: 0023 - Wir faßten in ein Wespennest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir faßten in ein Wespennest
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gesehen? Weiß jemand, wo er wohnt? Oder wo er zu verkehren pflegt? Kennt jemand seine Stammkneipe? Was pflegt er in der letzten Zeit für Anzüge zu tragen? Jede Kleinigkeit ist wichtig. Von den Steifenwagen, die uns zur-Verfügung stehen, soll jedes Ergebnis sofort zu uns durchgegeben werden. Von hier wollen wir den gesamten Einsatz leiten…«
    ***
    Der Kriegsrat dauerte fast eine Stunde. Dann ging es los. Der größte Polizeieinsatz, den New York seit Langem erlebt hatte, rollte an. Die drei Fäuste der drei verschiedenen Polizeiorganisationen hatten sich zu einer einzigen Faust zusammengeschmolzen. Und diese Faust holte jetzt aus zu einem mörderischen Schlag…
    Nachdem die große Razzia angelaufen war, glich Highs Zimmer einem Bienenstock. Manchmal bewunderte ich seine Umsicht, seine Fähigkeit, in Bruchteilen einer Sekunde eine wichtige Entscheidung zu treffen. An diesen Tagen wurden in New-York vierundzwanzig bisher unbekannte Spielhöllen, sechs Opiumhöhlen, zwei große Hehlerlager von Diebesgut aller Art und rund zweihundert steckbrieflich gesuchte Gangster großen und kleinen Kalibers ausgehoben. Die Meldungen jagten sich. Kuriere stürmten in Highs Zimmer, die beiden Telfonleitungen waren ununterbrochen besetzt, das Mikrophon und der Lautsprecher der Rundspruchanlage schwiegen keine Minute.
    Mitten in diesem Gewirr standen Phil und ich ein paar Minuten lang wie hilflose Kaninchen. Unsere Spezialität war der Einsatz, der kleine Einsatz von wenigen Männern gegen das Verbrechertum. Jetzt erlebten wir den Einsatz einer halben Armee. Ein Gefühl von Stolz durchflutete mich, dass auch ich zu dieser brillant geordneten Armee gehörte, deren Aufgabe der Schutz des anständigen Bürgers und der Kampf gegen das internationale Verbrechertum war. Ich begriff an diesem Vormittag so deutlich wie noch nie, dass es keinen Gangster geben kann, der dieser Maschinerie gewachsen wäre. Mein Rat an alle jungen Leute: Lasst die Finger von krummen Sachen, diese gigantische Polizeimaschinerie frisst und fasst euch so sicher, wie in der Kirche das »Amen« nach dem Gebet kommt.
    Eine kurze Zeit lange beobachteten Phil und ich das Gewirr von sich überstürzenden Meldungen und Kurieren, dann hatte ich eine Idee. Ich zog Phil am Ärmel hinter mir her hinaus in den Korridor.
    »Was ist los, Jerry?«
    »Ich bin das nutzlose Herumstehen leid. Nicht dass ich gegen diese Razzia wäre - nein. Es ist vielleicht die einzige Möglichkeit, diesem Hooland auf die Fersen zu kommen. Aber es kann noch Stunden dauern, bis die Streifen die ersten Nachrichten über ihn durchgeben. Die Razzia geht von Westen, also von den landeinwärts gelegenen Stadtteilen, nach Osten, zu den Küstenstreifen am Atlantik. Ben Lodgers wurde im Hafen ermordet, also in dem Gebiet, wo die Razzia am spätesten hinkommen wird. Das kann noch Stunden dauern. Ich halte dieses Warten nicht aus. Lass uns etwas tun.«
    »Schön, das ist ganz nach meinem Geschmack, Jerry. Aber was willst du denn unternehmen?«
    Ich rieb mir übers Kinn.
    »Wie war das doch mit dieser schwarzen Frau, mit der Black Nelly? Sagten die beiden jungen Helden nicht, diese Nelly wäre mit Hooland befreundet gewesen und hätte sich später mit ihm verfeindet?«
    »Ja, so ungefähr. Jedenfalls zieht sie jetzt eine Bande auf, um sich an Hooland zu rächen, sobald ihre kleine Privatarmee schlagkräftig genug ist.«
    »Das gibt zu denken.«
    »Wieso? Was interessieren uns die privaten Streitigkeiten zwischen Gangstern und ihren verkrachten Freundschaften?«
    »Mein lieber Phil, wenn sich diese Nelly an Hooland rächen will, weil sie von ihm in ihrem Stolz verletzt wurde, dann muss sie doch wissen, wo Hooland zu erreichen ist, nicht? Ich kann mich doch nur an einem Menschen rächen, von dem ich weiß, wo ich ihn erwischen kann.«
    Phil wurde blass.
    »Jerry«, rief er.
    Ich nickte.
    »Ist doch nicht übel, dieser Gedanke, nicht? Komm, sehen wir uns diese Black Nelly mal an. Hast du von den beiden Ganoven erfahren, wo sie ihr Hauptquartier hat?«
    »Ja, sicher. Deswegen haben wir doch die beiden überhaupt unter Druck gesetzt.«
    »Okay, dann komm!«
    Wir wollten uns gerade entfernen, da steckte einer von den Hilfskräften in Highs Zimmer den Kopf durch die Tür und winkte uns. Wir gingen neugierig in Highs Dienstzimmer.
    Der Chef stand am Schreibtisch und deckte die Hand über die Sprechmuschel eines Telefonhörers.
    »Jerry, Phil«, sagte er und seine Stimme klang ein ganz klein wenig heiser. »Das

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