0024 -Im Dschungel der Urwelt
Höhlen. Sie versprachen, andere Robbensippen zu warnen, die sich ebenfalls im gefährdeten Gebiet aufhielten.
Marshall tat ein übriges und warnte durch einen telepathischen Ruf, den er mehrmals wiederholte, alle Robben in der Umgebung. Zum Schluß bemühte er sich, den Robben klarzumachen, daß die, denen sie geholfen hatten, ihnen dankbar seien und, daß Rhodan bereit sei, ihnen irgendeinen Wunsch zu erfüllen, falls er dazu die Macht hatte.
Erstaunlicherweise hatten die Robben jedoch keinen Wunsch. Ihre Bedürfnisse waren gering und die Venus eine reiche Welt. Man schied voneinander, indem man sich auf relativ unbeholfene Art - wegen der Verschiedenheit der Mentalitäten der gegenseitigen Freundschaft versicherte.
Dann brach Rhodan mit seinen Begleitern auf. Sie krochen durch einen nahezu hundert Meter langen, nach Fisch und Tran stinkenden Stollen, in dem sie sich gerade noch auf den Knien bewegen konnten, und erreichten etwa um zweihundertundzwei Uhr wieder die Oberwelt - ein gutes Stück weit von der Küste entfernt und vom undurchdringlichen Dschungel gegen jegliche Sicht vorzüglich gedeckt.
Marshall hatte von den Robben eine ungefähre Beschreibung des Geländes bekommen. Die Robben-Topographie war keine Wissenschaft, aber Rhodan konnte entscheiden, daß das rechtwinklige Landknie, das die Landzunge mit der eigentlichen Küstenlinie des Nordkontinents bildete, zwischen acht und fünfzehn Kilometer von ihrem augenblicklichen Standort entfernt sein müsse.
„Also gut", stellte er fest. „Maximal fünfzehn Kilometer bis zum Knie. Das Schirmfeld des Stützpunktes beginnt etwa zwanzig Kilometer nördlich der Küste. Macht zusammen fünfunddreißig Kilometer - im schlimmsten Fall - bis zum Schirmfeld. Dort sollte es uns gelingen, die Identifizierungsschaltung der Positronik zu aktivieren. Und dann ...", er lächelte ein wenig müde, „... haben wir das Schlimmste überstanden!"
*
Korporal Wlassow kam mit stampfenden Schritten aus der Finsternis heraus auf die Torwache zugestürmt.
„Ich brauche Hilfe!" keuchte er. „Tomisenkow ist verschwunden!"
Am Tor des primitiven Gefangenenlagers standen fünf Mann, als Dienstältester ein Sergeant. Zwei Mann wurden abgestellt, um Wlassow bei der Suche nach dem Verschwundenen General zu helfen. Der Sergeant machte Wlassow aufmerksam: „Ihr habt eine Viertelstunde Zeit, um Tomisenkow zu finden! Dann muß ich Meldung machen."
Wlassow nickte und verschwand mit seinen beiden Begleitern in der Finsternis. Eine der Wachen schaltete eine Taschenlampe ein, um den Weg zu beleuchten, aber Wlassow schlug dem Mann auf den Arm.
„Aus!" zischte er. „Wenn er uns von weitem kommen sieht, wird er sich nicht einfangen lassen."
Das Argument war beeindruckend, um so mehr, als Wlassow den Weg zu Tomisenkows Zelt auswendig kannte. Er marschierte voran und kümmerte sich nicht darum, als hinter ihm aus der Dunkelheit plötzlich Schatten aufwuchsen, seine beiden Begleiter ansprangen und ihnen die Hälse zupreßten, bis sie das Bewußtsein verloren hatten.
„Alles in Ordnung", flüsterte eine Stimme. „Zieht sie aus!"
Wlassow machte eine Kehrtwendung und ging ein paar Schritte zurück. Zwei Männer waren damit beschäftigt, den bewußtlosen Wachtposten die Uniformen auszuziehen.
„Laßt euch Zeit!" sagte Wlassow ruhig. „Wir haben eine Viertelstunde, bevor der Sergeant Meldung macht."
Die beiden Wachen wurden gefesselt, geknebelt und im Gebüsch versteckt. Das Lager war sicher vor wilden Tieren - außer vor den großen Ameisen. Wenn man annahm, daß die Ameisen nicht ausgerechnet im Laufe der nächsten Stunde das Lager überfallen würden, dann befanden sich die Gefesselten zumindest nicht in Lebensgefahr.
Ein gedrungener, wuchtiger Schatten wuchs aus der Finsternis. Wlassow bekam einen derben Schlag auf die Schulter.
„Gut gemacht, mein Junge!" sagte Tomisenkow anerkennend. Wlassow grinste verlegen. „Mir ist nicht ganz wohl dabei", antwortete er. Tomisenkow machte eine wegwischende Handbewegung. „Das vergeht", meinte er knapp. Einer der anderen Männer meldete: „Wir sind fertig, Chef!"
„Gut", brummte Tomisenkow. „Alles beisammen? Wlassow, Alicharin, Jegorow, Zelinskij ... Thora?"
„Alle hier, Chef!" Tomisenkow nickte. „Also gut! Es geht los!" Der Sergeant am Tor schöpfte keinen Verdacht, als Wlassow nach relativ kurzer Zeit mit zwei Begleitern, deren Gesichter nicht zu sehen waren, zurückkehrte. Die Begleiter trugen die saubere Uniform, die
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