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0024 -Im Dschungel der Urwelt

0024 -Im Dschungel der Urwelt

Titel: 0024 -Im Dschungel der Urwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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Weltanschauliche Splittergruppen hatten sich gebildet - zum Beispiel die der Pazifisten unter Leutnant Wallerinski. Die Aufsplitterung war nicht ohne innere Reibereien vonstatten gegangen. Es hatte Kämpfe gegeben. Aber die Gruppen hatten sich allmählich etabliert - die meisten von ihnen auf Felseninseln, die sich aus dem dichten, mörderischen Dschungel erhoben und mit ihren hochgelegenen, glatten Plateaus dem Siedler ein Höchstmaß an Sicherheit und Überblick boten.
    Allerdings war Oberst Raskujan mit seiner Nachschubflotte in der Zwischenzeit gelandet. Ein Jahr lang hatte er versucht, den Stützpunkt der Dritten Macht zu erobern und dabei, ohne zu wissen, Tomisenkow und seinen Leuten Zeit gelassen, sich auf der Venus einzurichten. Bis dann der verhängnisvolle Augenblick gekommen war, in dem Raskujan von der Existenz der Raumlandedivisionsreste erfuhr und sich anschickte, sie sich Untertan zu machen und seine von Machthunger diktierten Pläne zu verwirklichen.
    Auf jeden Fall war Raskujan ein hemmender Stein auf diesem Weg. Er mußte beiseite geräumt werden, bevor er noch größeren Schaden anrichten konnte. Raskujan war nützlich insofern, als die Besatzung seiner Flotte zum größeren Teil aus Frauen bestand, die notwendig waren, um die neue Kolonie biologisch autark zu machen. In jeder anderen Hinsicht jedoch bedeutete der Oberst ein Hemmnis.
    Tomisenkow war nach Rhodans Meinung der Mann, der die junge Kolonie zum Blühen bringen würde. Dabei war diese Ansicht frei von allen persönlichen Ressentiments. Rhodan war nicht sicher, ob er zu Tomisenkow jemals engen Kontakt haben würde. Er kannte den Mann nur aus den Berichten der Gefangenen, die er damals vor einem Jahr auf der Venus gemacht hatte. Das Bild, das die Berichte zeichneten, war nicht übermäßig angenehm oder harmonisch. Aber Rhodan hielt Tomisenkow, solange er ihn noch nicht selbst kennengelernt hatte, zugute, daß sie Venus im vergangenen Jahr aus ihm einen verständigen und bescheidenen Mann gemacht habe.
    Soweit war er in seinen Gedanken gekommen, als sich in die Vielfalt der Geräusche, die der Dschungel in jedem Augenblick produzierte, ein ruckweises Rascheln mischte, das aus nächster Nähe zu kommen schien. Rhodan rückte dichter in die Dunkelheit der Astgabelung und beobachtete. Mit adaptierten Augen reichte die Sicht etwa drei Meter weit - das war weit genug, um mit dem Impulsstrahler alles fernhalten zu können, was sonst gefährlich geworden wäre.
    Etwas Langes, Schmales und Bewegliches schob sich von oben herab ins Gesichtsfeld. Eine Weile baumelte es ziellos und unregelmäßig zwischen den Ästen hin und her; dann bekam es einen Ruck, wuchs schneller herab und zog einen offenbar ebenso elastischen, ständig die Form wechselnden Klumpen hinter sich her, der auf einer selbst erzeugten Schleimbahn am mächtigen Stamm des Baumes herabglitt.
    Rhodan erkannte das Tier. Es war einer jener auf dem Land lebenden Polypen, die ihre höhlenartigen Fallen in den Boden gebaut hatten und zudem selbst auf Jagd gingen, wenn nämlich die von den Fallen gemachte eßbare Beute nicht zum Stillen des Hungers ausreichte. Rhodan wartete geduldig. Er wußte, daß es keinen Zweck hatte, auf den einzelnen Tentakel zu schießen, der dicht vor seinem Gesicht herunterbaumelte.
    Der schwammige und dennoch auf dem größten Teil der Oberfläche mit einer lederartigen Haut bedeckte Körper des Polypen verbarg sich eine Weile hinter dichtem Laub. Dann kam er schabend und kratzend weiter am Stamm des Baumes herabgerutscht, setzte sich in günstige Position und schickte dann den baumelnden Tentakel aus, um die erste Beute zu fassen.
    Rhodan ließ es sich gefallen, daß der Fangarm ihm schuppig und widerlich über den Schädel strich, auf die rechte Schulter herunterfiel und ihn um die Hüfte zu fassen begann. Mit vorsichtiger, langsamer Bewegung hatte Rhodan längst den Thermostrahler aufgenommen und den Lauf auf den dicken Klumpen des Tierkörpers gerichtet. Mit den Füßen stemmte er sich gegen den Ast, der nach rechts von der Gabelung weglief, und als der Tentakel sich Mühe zu geben begann, ihn von seinem Sitz wegzuzerren, schoß er.
    Er traf so genau, wie es beim Schießen mit einem Thermostrahler notwendig war. Der blendendhelle Strahl traf den Körper des Polypen an der Stelle, an der er vom Stamm am weitesten entfernt war.
    Zischend verbrannte und verdampfte die Substanz des Tieres und sprühte einen gelben Funkenregen in die Finsternis des Dschungels. Rhodan

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