0025 - Das Geheimnis des Spiegels
der Finsternis, mit seiner höllischen Kraft das Unternehmen unterstützte…
***
Baxter blickte John Sinclair verstört an. »Sie meinen, der Dämon hat sich bereits in einen menschlichen Körper eingenistet?«
»Da er sich nicht mehr im Spiegel befindet, müssen wir das als gegeben annehmen«, erwiderte der Geisterjäger.
Baxter fuhr sich benommen durchs Haar. »Großer Gott…«
Tony Ballard machte den Schriftsteller darauf aufmerksam, daß der Einbrecher in der vergangenen Nacht behauptet hatte, Nadir habe ein zweites Gesicht.
»Nadir?« fragte Baxter schrill. »Mein Diener? Das kann ich nicht glauben. Von ihm soll der Dämon Besitz ergriffen haben?«
Das Gespräch der Männer wurde durch ein höhnisches Gelächter unterbrochen, das so laut war, daß die Fensterscheiben klirrten. Es schien von überall zu kommen.
»Himmel…«, stieß Baxter erschrocken hervor. Er blickte sich um, suchte den lachenden Dämon, konnte ihn aber nirgends entdecken.
»Das ist er!« knurrte John Sinclair. Er ballte unwillkürlich die Fäuste.
»Ist das nicht Dienst am Kunden?« brüllte der Dämon mit voller Lautstärke. Seine Stimme brachte den Brustkorb der Männer zum Vibrieren. »Sinclair und Ballard werden mir hier auf dem Präsentierteller gereicht. Ich brauche ihnen nur noch den Garaus zu machen. Das tu’ ich mit dem größten Vergnügen!«
Ein Heulen und Brausen folgte.
Earl Baxter fiel in Panik. John Sinclair öffnete seinen Bereitschaftskoffer. »Tony!« rief er. Er warf dem Detektiv eine der beiden Spiegelbrillen zu. »Setzen Sie sie auf!«
Ballard tat es sofort. John nahm sich die zweite Brille. Als er sie auf der Nase trug, konnte Baxter die Augen des Oberinspektors nicht mehr sehen. Dafür sah er in den spiegelnden Gläsern sein eigenes verstörtes Gesicht.
»Und was mache ich?« stieß er heiser hervor.
»Sie verlassen auf der Stelle das Haus!« ordnete John Sinclair an. »Ballard und ich werden versuchen, den Dämon zur Strecke bringen…«
»Und wenn Sie’s nicht schaffen?« fiel der Schriftsteller dem Geisterjäger ins Wort.
»Wir werden es schon schaffen. Irgendwie wird es uns gelingen, ihn diesmal endgültig zur Hölle fahren zu lassen. Gehen Sie bitte, Baxter. Oder wollen Sie, daß Ihnen Janus erscheint?«
Der Schriftsteller schüttelte verstört den Kopf. »Viel Glück!« keuchte er und rannte an Sinclair und Ballard vorbei. Er erreichte das Haustor, riß es ungestüm auf und stürmte nach draußen.
Und dann erlebte er den Schock seines Lebens.
Sie bildeten eine unüberwindliche Front, standen aufrecht da und starrten ihn mit ihren schrecklichen Dämonenaugen feindselig an. Ihre Gesichter waren aschgrau und rissig.
Auf ihren Schädeln tummelten sich zischende Schlangen. Earl Baxters Kopf durchzuckte nur ein Gedanke. Du darfst sie nicht ansehen, sonst bist du verloren.
Aber er starrte sie an. Mit weit aufgerissenen Augen. Er konnte den Blick nicht von diesen abscheulichen Gestalten wenden. Er wollte sich umdrehen und ins Haus zurückkehren, doch die Horrorwesen ließen es nicht zu.
Sie nagelten ihn buchstäblich fest. Als der Keim des Bösen auf ihn übergegangen war, sagten sie: »Nun bist du einer von uns.«
»Ich will nicht!« krächzte er verzweifelt. »Ich will nicht so werden wie ihr.«
Aber hatte Earl Baxter in diesem Moment noch irgend etwas zu wollen? Die Kräfte der Hölle bemächtigten sich seiner und verwandelten auch ihn in einen Todfeind von John Sinclair und Tony Ballard.
Entsetzt merkte er, wie das Böse das Gute aus seinem Körper bedrängte. Alle humanen Gefühle erstarben in seiner Brust.
Er vergaß die Dankbarkeit, die er Tony Ballard auf ewig entgegenbringen wollte, weil dieser ihm das Leben gerettet hatte.
Er vergaß die edlen Züge, von denen sein Wesen bislang geprägt gewesen war. Nun gehörte seine Seele dem Teufel, und er wollte sich nach besten Kräften um die Hölle verdient machen.
In seinem. Haus fand eine Treibjagd statt.
Baxter wollte sich verbissen daran beteiligen. Als Treiber des Dämons Janus!
***
Tony Ballard riß die beiden Samurai-Schwerter von der Mauer. Er warf eines davon dem Geisterjäger zu. Dann stürmten sie Nadirs Zimmer. Aber Nadir war nicht da.
Wieder gellte ein schauriges Gelächter durch das Haus des Schriftstellers. »Ihr Idioten!« schrie Janus. »Wo sucht ihr mich denn? Ich bin hier!«
»Das kam von oben!« sagte John Sinclair gepreßt.
»Ich hatte eher den Eindruck, es würde aus dem Keller kommen«, erwiderte
Weitere Kostenlose Bücher