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0027 - Die Grotte der Gerippe

0027 - Die Grotte der Gerippe

Titel: 0027 - Die Grotte der Gerippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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er. Sie bringen dich um, sie…
    »Halt!« peitschte eine Stimme.
    Die Zähne verschwanden. Brutal wurde Bill hochgerissen, taumelte halb bewußtlos vorwärts. Gnadenlos krallten sich die Knochenfinger in seine Arme und seinen Nacken, schickten Ströme von Schmerz durch seinen Körper, und als er wieder halbwegs klar denken konnte, lag er in der großen Grotte vor dem Goldenen Puma auf den Knien.
    Die kalten Smaragdaugen des Dämons starrten ihn an. Die Stimme klirrte.
    »Tukákame wird entscheiden, was mit dem Verräter zu geschehen hat, aber er wird nie wieder Verrat üben. Gebt ihm das Blut des heiligen Peyote zu trinken…«
    Bill konnte sich nicht wehren.
    Die Gerippe hielten ihn fest. Brutale Knochenfäuste zwangen seinen Kiefer auseinander, eine bittersüße, zähe Flüssigkeit rann in seine Kehle, und er mußte schlucken, wenn er nicht ersticken wollte.
    Danach wurde er losgelassen.
    Taumelnd kniete er am Boden, unfähig, sich zu erheben, einer Bewußtlosigkeit verzweifelt nahe. Er wollte überlegen, wollte sich klarwerden über seine Situation, einen Ausweg suchen – doch seltsamerweise brachte er keinen vernünftigen Gedanken mehr zustande.
    Alles um ihn drehte sich.
    Er wußte nicht mehr, wer er war, wo er sich befand. Roter Fiebernebel füllte sein Gehirn, und die erste Woge des Peyote-Rausches streifte seinen Geist wie der Pesthauch des Wahnsinns…
    ***
    Wie Brillanten auf schwarzem Samt glitzerten die Sterne.
    Myriaden von Brillanten, kleine, große, auch winzige Splitter…
    Aber der Himmel war unendlich fern, und nicht einmal das silbrige Licht der Mondscheibe reichte aus, um Zamorra in dieser kahlen trostlosen Steinwüste den richtigen Weg zu zeigen.
    Er hatte die Orientierung verloren.
    Die Richtung stimmte noch, das wußte er, da sie sich leicht anhand der Sternbilder bestimmen ließ. Das Kreuz des Südens leuchtete über ihm. Er würde nicht im Kreis herumlaufen, aber in dieser zerklüfteten Wildnis hieß das nicht viel – und das heilige Tal der Huichol würde er mit Sicherheit allein nicht finden.
    Trotzdem ging er weiter.
    Ihm blieb gar keine andere Wahl.
    Um Mitternacht würden sie das heilige Tal erreichen, hatte der alte Tuxai gesagt. Jetzt war es 23 Uhr. Nur ein unwahrscheinlicher Zufall konnte ihm noch dazu verhelfen, auf die Gruppe der Huichol-Pilger zu stoßen.
    ***
    Nicole Duval schlief unruhig in dieser Nacht.
    Schweißgebadet warf sie sich auf dem Lager aus geflochtenen Matten hin und her. Wirre Träume quälten sie. Träume, in denen immer wieder scheußliche Gerippe auftauchten, mit langen Haumessern bewaffnet, und abwechselnd auf Professor Zamorra und Bill Fleming losgingen. Zweimal wachte die junge Frau auf und nahm einen Schluck Wasser aus dem bereitstehenden Tonkrug. Sie brauchte jedesmal lange, um sich einigermaßen zu beruhigen – und sobald sie wieder eingeschlafen war, begannen die quälenden Träume von neuem.
    Das dritte Mal wachte sie auf, als gerade eine Ruhepause eingetreten war.
    Mit geschlossenen Augen blieb sie liegen. Die dünne Decke war von ihrem Körper geglitten, ein kühler Luftzug traf ihre Haut. Fröstelnd tastete sie neben sich, hob die Lider – und da sah sie das Skelett, das mitten im Zimmer stand.
    Ein grünlich schimmerndes Gerippe.
    Der Totenschädel grinste, die knochigen Hände hoben sich – und durch die Rippen des Brustkorbes war der zweite Tote zu erkennen, der sich gerade auf die Fensterbank schwang und ins Zimmer springen wollte.
    Eine Sekunde lang verharrte Nicole wie gelähmt.
    Dann holte sie Luft, wollte schreien – doch es war schon zu spät.
    Mit einem Sprung erreichte der Unheimliche das Lager. Seine Hand zuckte vor, dürre Finger preßten sich auf Nicoles Mund, und ihr Schrei erstickte zu einem dumpfen Gurgeln.
    Sie bäumte sich auf.
    Mit der Kraft der Verzweiflung versuchte sie, sich loszureißen, doch sie schaffte es nicht. Das Skelett schlug mit der freien Hand zu, traf brutal Nicoles Gesicht und ihren Körper. Das zweite Gerippe tauchte auf, ein drittes und viertes, und Sekunden später konnte sich Nicole im eisernen Griff der Knochenmänner nicht mehr rühren.
    Alles vollzog sich in gespenstischer Lautlosigkeit.
    Kein Geräusch entstand, kein Poltern – nichts, daß Christofero Uvalde und den Piloten im Nebenzimmer hätte aufwecken können.
    Ganz davon abgesehen, daß auch die beiden Männer keine Chance gegen die Gerippe besaßen – aber darüber legte sich Nicole in diesen Sekunden keine Rechenschaft ab. Panik schüttelte

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