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0028 - Insel der Seelenlosen

0028 - Insel der Seelenlosen

Titel: 0028 - Insel der Seelenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Unheimlichen, Er war schrecklich durcheinander. Die nackte Hysterie verzerrte seine Züge. Es quälte ihn, daß er sich in meiner Gewalt befand.
    Die ledernen Fesseln machten es ihm unmöglich, mich anzugreifen.
    »Sinclair!« plärrte er mich an. »Verdammt, Sinclair, laß mich auf der Stelle frei, oder du wirst es bitter bereuen!«
    Ich wußte, daß er bloß mit dem Säbel rasselte. Ernstlich gefährlich werden konnte er mir nicht. Er wollte bluffen, doch ich fiel nicht darauf herein.
    »Wer hat dich zu mir geschickt?« fragte ich den Kerl scharf.
    »Niemand.«
    »Woher hast du gewußt, daß ich in Aberystwyth bin?«
    »Ich hab’ dich auf der Straße gesehen.«
    »Wo befinden sich Jill Grabowski und Jane Collins? Ich rate dir zu antworten, sonst werde ich verflucht unangenehm!«
    »Du wirst sterben, Sinclair! Zum Teufel, du wirst sterben!« schrie der Dämon.
    »Ich habe dir eine Frage gestellt!« zischte ich wütend. »Rede! Wo befinden sich die beiden Mädchen?«
    »Das erfährst du nie von mir!«
    »Wetten doch?« Ich nahm mein silbernes Kreuz ab und hielt es dem Unhold vor die schreckgeweiteten Augen. Er gebürdete sich wie verrückt. Er schrie, zerrte an seinen Fesseln, schüttelte heftig den Kopf. Er konnte den Anblick des geweihten Kreuzes nicht ertragen.
    »Tu das verfluchte Ding weg, Sinclair!«
    »Jill Grabowski und Jane Collins!« sagte ich hart. »Wo sind die beiden?«
    »Ich sag’s nicht!«
    Ich brachte mein Kruzifix näher an seine abstoßende Fratze heran. Seine Stimme wurde schrill. Er litt Höllenqualen durch die Nähe des Kreuzes. Ich hatte kein Mitleid mit ihm.
    »Wo sind die Mädchen?« fragte ich wieder.
    »Mächte der Finsternis, steht mir bei!« brüllte der Unheimliche. Und verdammt, sie standen ihm tatsächlich bei.
    Sie richteten sich zwar nicht gegen mich, denn dazu war ich im Augenblick zu gut geschützt, aber sie verhalfen ihm zur Flucht. Ich sah, wie seine Arme, die Beine, der ganze Körper plötzlich transparent wurden.
    In der nächsten Sekunde gab es eine heiße, grelle Stichflamme, die mir den Atem verschlug und mich blendete. Ich wich zurück. Die Flamme schoß zur Decke empor und war einen Herzschlag später nicht mehr zu sehen.
    Die Lederriemen, die den Dämon gefesselt hatten, hingen traurig von den Armlehnen herab. Das Wesen aus dem Schattenreich selbst war verschwunden. Das einzige, was von ihm zurückgeblieben war, war ein dunkler Brandfleck an der weißen Decke.
    Ich ballte grimmig die Fäuste, denn der Kerl hätte mich einen großen Schritt weitergebracht, wenn es mir gelungen wäre, ihn zum Reden zu bringen.
    Aber wie hätte ich verhindern sollen, daß er sich von einer Sekunde zur anderen in eine grelle Stichflamme verwandelte?
    ***
    Enttäuscht verließ ich mein Hotel, um zum Hafen zu gehen und ein Motorboot zu mieten, wie ich es geplant hatte. Auf dem kurzen Weg dorthin lief mir Maeve Easton, das Callgirl aus London, über den Weg.
    Sie kam aus einer schmalen Seitengasse.
    Wir stießen beinahe zusammen. Ich erinnerte mich wieder daran, daß sie mir erzählt hatte, sie würde nach Aberystwyth fahren.
    Maeve trug ein blütenweißes Kleid. Sie blickte mich mit großen Augen an, und ich glaube, sie freute sich darüber sehr, mich wieder zu sehen.
    »John!«
    »Hallo, Maeve.«
    Sie lachte silberhell. »Wie klein doch die Welt ist. Was machen Sie in Aberystwyth? Sie haben mir gestern Nacht nicht gesagt, daß Sie die Absicht hätten, gleichfalls hierher zukommen.«
    »Zu dem Zeitpunkt wußte ich noch nicht, daß ich diese Fahrt machen würde«, sagte ich achselzuckend.
    »Haben Sie noch mal etwas von diesem Kerl gehört?« fragte Maeve. Ihre Stimme klang leicht gepreßt.
    »Nein«, antwortete ich, und ihr schien ein Stein vom Herzen zu fallen.
    Sie griff nach meinem Arm. »Ich kann Ihnen nicht sagen, wie ich mich freue, Ihnen hier zu begegnen, John. Sind Sie meinetwegen hier?«
    »Ich wollte, ich könnte diese Frage bejahen«, sagte ich ernst.
    Maeve schaute mich erstaunt an. »Sind Sie etwa beruflich in Aberystwyth?« Ich nickte stumm.
    Ihre Augen hefteten sich auf meine Lippen. »Was ist passiert, John? Bitte erzählen Sie es mir.«
    Ich erzählte ihr von Jill Grabowski und Jane Collins, die ich beide in Aberystwyth vermutete. Maeve Easton erwähnte, daß sie im Haus einer Freundin am südlichen Stadtrand wohnte und erzählte mir sodann von einer verfallenen Abtei, bei der sie vor etwa einer Stunde gewesen sei.
    »Dort hörte ich die gedämpften Schreie zweier Mädchen«,

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